Montag10. November 2025

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GroßbritannienTouristen müssen ab sofort eine Visumgebühr zahlen

Großbritannien / Touristen müssen ab sofort eine Visumgebühr zahlen
Reisende aus der EU nach Großbritannien müssen seit Mittwoch eine Einreisegebühr zahlen – das ist kein verspäteter Aprilscherz Foto: AFP/Nicolas Tucat

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Vom Neugeborenen bis zum Greis – wer ins Vereinigte Königreich reisen will, muss Eintritt bezahlen. Am Mittwoch trat die neue, 10 Pfund (11,96 Euro) teure Elektronische Einreisegenehmigung (ETA) in Kraft.

Immerhin scheint die Beantragung per Regierungswebsite oder -App reibungslos zu funktionieren. „Das ist alles relativ einfach und gut erklärt“, berichtet die Berlinerin Marie-Louise Schneider. Sogar die Höhe der Gebühr findet die Musikerin „noch relativ angemessen – mal abgesehen davon, dass der Brexit total überflüssig ist“.

Wie Schneider berichten auch andere Reisende in spe von kaum mehr als 20 Minuten, welche die Prozedur fordere: das Eingeben der persönlichen Daten; das Hochladen eines Fotos des gültigen Reisepasses, der schon seit längerem für die Einreise nach Großbritannien nötig ist; schließlich ein selbstgemachtes Foto der Antragstellerin selbst. Letzteres fordert gelegentlich einige Anläufe, ehe App oder Website ihr Plazet erteilen. Häufig ist schon binnen weiterer 20 Minuten per E-Mail die positive Antwort da, wenn auch die Regierung um Geduld „für drei Arbeitstage“ bittet.

Die Beantragung lohnt sich innerhalb der kommenden Woche für all jene, die in den kommenden zwei Jahren einen Besuch auf der Insel planen. Für diesen Zeitraum und für beliebig viele Einreisen nämlich gilt die elektronische Bestätigung. Bereits eine Woche nach ihrer Einführung aber, am 9. April, steigt die Gebühr um 60 Prozent auf 16 Pfund (19,13 Euro). Für eine vierköpfige Familie werden dann also immerhin gut 76 Euro fällig.

Damit nicht genug. Separat kassieren neuerdings auch britische Großstädte eine Übernachtungssteuer: ein Pfund in Manchester, zwei Pfund in Nottingham, in Edinburgh von Mai an sogar fünf Prozent des Hotelzimmerpreises. Schon gibt es ähnliche Pläne auch in Touristen-Magneten wie Bournemouth, Cambridge oder London.

Austausch wird erschwert

Die gebührenpflichtige ETA begründet das Londoner Innenministerium mit „besseren Sicherheitskontrollen“, die den „Missbrauch unseres Einwanderungssystems“ verhindern sollen. Die Regierung unter Labour-Premier Keir Starmer kommt damit der vergleichbaren, bereits mehrfach verschobenen EU-Regelung (ETIAS) um mindestens zwei Jahre zuvor. Anders als seine konservativen Vorgänger-Regierungen bemüht sich Starmer eigentlich um engere Kooperation, besonders in der Verteidigungspolitik. „Großbritannien gehört nicht zur EU, aber unbedingt zu Europa“, sagt der Sozialdemokrat gern.

Die persönlichen Kontakte aber bleiben ein Reizthema in den Beziehungen. So drängen große EU-Staaten wie Deutschland vehement auf begrenzte Personen-Freizügigkeit: Der sogenannte „Jugend-Austausch“ soll jungen EU-Bürgern unter 30 das Leben, Studieren und Arbeiten auf der Insel ermöglichen. Umgekehrt hätten junge Briten dieselbe Gelegenheit innerhalb der EU. Bisher gibt sich London ablehnend, die Einwanderungszahlen seien ohnehin zu hoch. Der gemeinsamen Bekämpfung der irregulären Migration diente zu Wochenbeginn ein Treffen der Innenministerinnen in London.

Alle nötigen Informationen finden sich hier (auf Englisch): https://www.gov.uk/guidance/apply-for-an-electronic-travel-authorisation-eta

Grober J-P.
3. April 2025 - 0.27

Mein Freund Gregory aus Manchester wird immer betrübter. „Habe nicht geglaubt lamentieren zu müssen, in meiner Pensionierung. Muss leider doch, alles dreht sich ums Geld und wir Alten haben nichts davon. Meine Torfbriketts werden immer teurer, meine neue Hüfte kann ich abschreiben, die Haushaltshilfe für meine Mumm ist zurück nach Polen. Müsste jetzt noch Aufenthaltsgebühren für meine alten Freunde jenseits des Kanals …. Ach was für ein Kleinbritannien. Lebet wohl, vielleicht sieht man sich ja anderswo.“ So deprimiert habe ich ihn noch nie erlebt.