Samstag18. Oktober 2025

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Luxemburg-StadtDie rue de Gasperich wird neugestaltet – mehr Bürgerbeteiligung wäre erwünscht gewesen

Luxemburg-Stadt / Die rue de Gasperich wird neugestaltet – mehr Bürgerbeteiligung wäre erwünscht gewesen
In der gesamten Straße im Hauptstadtviertel Gasperich wird künftig ein Tempolimit von 30 km/h gelten Foto: Editpress/Julien Garroy

Für rund 8,76 Millionen Euro wird die rue de Gasperich in Luxemburg-Stadt neugestaltet. Das finale Projekt kommt nicht bei allen gut an und erntete in der Ratssitzung am Montag Kritik.

„Es ist ein großes Projekt und eine ganz wichtige Straße. Wir haben dabei versucht, ein Maximum an Sicherheit mit einem Maximum an Geselligkeit zu kombinieren“, begann Simone Beissel (DP) am Montagnachmittag im hauptstädtischen Gemeinderat ihre Rede. Dabei bezog die für den Bereich der Infrastruktur und Neubauten zuständige Schöffin sich auf ein Projekt in der rue de Gasperich im gleichnamigen Hauptstadtviertel. Für 8,76 Millionen Euro soll die zentrale Achse des Viertels neu gestaltet werden.

Die Straße wird neu asphaltiert und künftig größtenteils 6 Meter breit sein. Im Bereich der Schule jedoch wird die Fahrbahn auf 5,50 Meter verengt, „damit wir die Bäume vor Ort retten können“, wie Simone Beissel erklärte. Deren Anzahl steigt von 22 auf 42. Parkplätze wird es künftig nur noch 18 statt 32 geben. Die Gehwege werden meist auf zwei Meter verbreitert – vor der Schule sogar auf mindestens 2,50 Meter. Kritisch merkten „déi gréng“ an, dass dies nicht durchgängig umgesetzt wird. Vor der Schule wird die Fahrbahn angehoben und mit einem hellen Belag versehen.

Beidseitig entstehen drei Meter breite Wege – teils gemeinsam, teils getrennt für Fußgängerinnen sowie Fußgänger und Menschen auf dem Rad. Die Bürgersteige und Bushaltestellen werden barrierefrei gestaltet und damit an geltende Richtlinien angepasst. Das Tempolimit sinkt auf 30 km/h – eine Maßnahme, die Christa Brömmel („déi gréng“) begrüßte. „Das ist eine Verbesserung vom Status quo“, aber, so fuhr sie fort: „Das reicht nicht.“ 

Kreisel bleibt

Das Oppositionsmitglied warf dem Schöffenrat vor, es mit der Verkehrsberuhigung nicht allzu ernst zu meinen und vermisste bauliche Maßnahmen, die Menschen vom Überschreiten des Tempolimits abhalten. Sie stellte fest, dass auch viele Leute aus dem Viertel nicht zufrieden mit dem Projekt seien. Eine zentrale Forderung von ihnen war, dass der Verkehrskreisel im Viertel verschwinden soll. „Unsere Dienste haben das geprüft, wegen der Busse ist das allerdings nicht möglich“, erklärte Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP). 

David Wagner („déi Lénk“) hinterfragte, ob nicht eine Kreuzung als Alternative möglich gewesen wäre. Er sah ein, dass verschiedene Ideen manchmal technisch nicht umsetzbar sind, erinnerte aber daran, dass man Vorschläge der Bevölkerung ernst nehmen müsse. Das Oppositionsmitglied wies darauf hin, dass der Interessenverein aus Gasperich viele Vorschläge eingereicht hätte. „Es war nicht die richtige Herangehensweise vom Schöffenrat, den Verein außen vor zu lassen. So entmutigt man Menschen.“ 

Davon zeugte Nico Hoffmanns Aussage, der Mitglied des „Interesseveräin Gaasperech“ ist und am Montag bei der öffentlichen Ratssitzung dabei war. „Wir sind enttäuscht, dass wir nicht gehört wurden“, erklärte er vor der Sitzung. Rund 60 Anwohnerinnen und Anwohner hatten in Arbeitsgruppen Vorschläge ausgearbeitet und nach einer Informationsversammlung im Juni 2024 dem Schöffenrat ein mehrseitiges Dokument mit ihren konkreten Ideen überreicht.

Unterschiedliche Wahrnehmungen

„Keiner der Forderungen wurde Rechnung getragen“, stellte Maxime Miltgen (LSAP) am Montag fest. Ihre Partei bezeichnete es als „nicht akzeptabel“, dass die engagierten Bürgerinnen und Bürger nicht in den Planungsprozess des Projektes einbezogen wurden. „Wir fordern eine echte Bürgerbeteiligung und, dass der Schöffenrat die Einwohner aktiv einbezieht – statt sich ihre Anliegen und Ideen lediglich anzuhören.“ 

Wie unterschiedlich die Wahrnehmungen von Mehrheit und Opposition – und auch von den Einwohnerinnen und Einwohnern aus Gasperich sind – zeigten die Aussagen des Schöffenrats. „An diesem Projekt wird seit anderthalb bis zwei Jahren gearbeitet, da es eben so viel Austausch mit den Leuten gab“, meinte zum Beispiel Patrick Goldschmidt. Simone Beissel sprach von einem „demokratischen Prozess“ mit „riesiger Bürgerversammlung“.

Über kaum ein Projekt wurde so viel geredet – auch mit den Leuten – wie über dieses

Lydie Polfer (DP), Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg

Und Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) meinte abschließend: „Ich kann nur sagen, dass über kaum ein Projekt so viel geredet wurde – auch mit den Leuten – wie über dieses.“ Sie unterstrich, dass der Dialog mit der Bevölkerung der Gemeinde sehr wichtig sei. Aber, so sagte sie: „Am Ende müssen Entscheidungen getroffen werden. Das haben wir getan und wir sind überzeugt, dass es eine deutliche Verbesserung für Gasperich sein wird.“ Das Projekt wurde mit den Stimmen der Mehrheit angenommen. Ursprünglich geplant war der Beginn der Arbeiten laut der Stadt für Anfang 2025. Bis Winter 2026 sollen sie abgeschlossen sein. Mehr Informationen gibt es unter vdl.lu.


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