Tageblatt: In Ihrer Rede haben Sie immer wieder erwähnt, wie wichtig es im Sport ist, sich die Hände zu reichen. Ihnen wurden am Samstag ja sehr viele Hände bei der Wahl gereicht. Wie bewerten Sie das Ergebnis?
Michel Knepper: Es ehrt mich sehr stark. Dass wahrscheinlich ein olympischer Verband dagegen gestimmt hat, ist eine Tatsache, mit der man leben muss. Ich bin ja nicht mit dem Gedanken angetreten, dass es unbedingt 100 Prozent sein müssen. Es macht dennoch Freude, wenn mehr als 96 Prozent der Verbände sich positiv für eine Liste aussprechen. Wir werden jetzt versuchen, sie nicht zu enttäuschen.
Was ist die schwerste Aufgabe eines COSL-Präsidenten?
Das ständige Networking und Strippenziehen mit den Akteuren. In meiner Rede habe ich gesagt, dass ich auf die Verbände zugehen will, um ihnen zu verdeutlichen, dass sie zu uns gehören. Sie sind unsere Mitglieder und es funktioniert nur, wenn es regelmäßigen Austausch gibt.
Beim Budget sieht es so aus, als müsse auch für das anstehende Jahr mit einem Verlust von rund 25.000 Euro gerechnet werden.
Ja, es sieht nach einer weiteren Schieflage für die nächste Periode aus. Wir haben jetzt ein Defizit von 252.000 Euro budgetiert. Der Minister hat ja zwischen den Zeilen zu verstehen gegeben, dass er vielleicht bereit wäre, uns entgegenzukommen, damit wir finanziell wieder etwas näher ans Gleichgewicht kommen könnten. Man muss wissen, dass wir bei den Planungen rund um das Budget schon auf die nächsten vier Jahre ausgerichtet sind, was die internationalen Partner und das Ministerium angeht. Der Fokus liegt darauf, dass wir auch weiterhin an den großen Events teilnehmen möchten. Rund 200 Athleten nach Andorra zu den JPEE zu schicken, kostet eine halbe Million Euro – doch das ist uns wichtig und da möchten wir auch in Zukunft keine Einschnitte machen müssen.
Die Sporteinrichtungen waren ein Thema, das immer wieder aufkam. Kann man irgendwie beziffern, wie groß der aktuelle Mangel an Sportstätten ist?
Das ist eigentlich kein Bereich, der unter unsere Forderungen fällt. Wir wünschen uns allerdings, dass das Projekt des Sportlycée endlich auf die Schienen kommt. Die internationalen Ergebnisse, über die wir uns heute freuen – beispielsweise bei Patrizia Van der Weken oder Marie Schreiber – beruhen auch auf dem Sportlycée. Meines Wissens ist der Standort Mamer noch immer in der Diskussion. Als olympisches Komitee können wir zwar eigentlich nur auf die Wichtigkeit hinweisen, aber nichts entscheiden. Doch es ist ja kein Geheimnis, dass wir einen Sportminister haben, der genau aus diesem Milieu stammt.
Georges Mischo hat nach Ihrer Rede auch gleich die Gelegenheit genutzt, um Antworten zu liefern. Waren Sie überrascht?
Ich bin jedenfalls zufrieden, dass er gleich reagiert hat. Mal schauen, ob sich auch alles so bewerkstelligen lässt. Wir kennen uns schon lange und haben damals schon bei den gemeinsamen Zeiten im Triathlon gut zusammengearbeitet. Er hat ja deutlich gemacht, dass ihm Ehrlichkeit und Transparenz wichtig beim Dialog sind. Wenn wir das fertigbringen, ist der Sport auf der gewonnenen Seite.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie Ihre Pläne in die Tat umsetzen können?
Ich bin optimistisch.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können