Dienstag28. Oktober 2025

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LuxemburgOGBL spricht von Skandal: „Caritas jeunes et familles“ suspendiert vier Personaldelegierte

Luxemburg / OGBL spricht von Skandal: „Caritas jeunes et familles“ suspendiert vier Personaldelegierte
OGBL-Zentralsekretär Smail Suljic und sein Stellvertreter Tom Mamer (l.) am Mittwoch auf der Pressekonferenz Foto: Editpress/Julien Garroy

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Der seit Monaten bei der Caritas-Nachfolgeorganisation „Hëllef um Terrain“ schwelende Sozialkonflikt hat sich offenbar auch auf die einzige noch verbleibende Caritas-Einheit „Jeunes et familles“ ausgedehnt. Gleich vier Personaldelegierte ­– darunter der Präsident und die Vizepräsidentin – hat die Direktion in den vergangenen Wochen suspendiert.

Von einem „Skandal“ sprach Smail Suljic am Mittwochmorgen im Sitz des OGBL in der rue du Fort Neipperg in der Hauptstadt. „Einen derartigen Angriff einer Direktion auf eine Personaldelegation hat es in Luxemburg unseres Wissens noch nie gegeben“, sagte der Zentralsekretär des OGBL-Syndikats Gesundheit und Soziales. Dass dieser „Angriff“ ausgerechnet bei „Caritas jeunes et familles“ passiert ist, überrascht angesichts des rezenten Sozialkonflikts bei der Caritas-Nachfolgeorganisation „Hëllef um Terrain“ nicht.

Vier Personaldelegierte hat die Direktion der nicht vom Caritas-Finanzskandal betroffenen Einheit „Caritas jeunes et familles“ (CJF) in den vergangenen Monaten suspendiert: die erste Mitte November, wegen mutmaßlicher unbegründeter Abwesenheit an ihrem Arbeitsplatz. Laut OGBL hatten der Ausschuss und die Gewerkschaft am 22. Oktober in einer Versammlung mit der Direktion und dem Verwaltungsrat von CJF vereinbart, die Erzieherin für 40 Stunden die Woche freizustellen, damit sie ihrer Aufgabe als Delegierte nachkommen kann. Mit ihren 700 Beschäftigten kann CJF zwei Ausschussmitglieder vollständig für Gewerkschaftsarbeit freistellen.

„Falsch Aussoen“

CJF-Generaldirektorin Carina Gonçalves bestritt in einer bereits am Dienstag verschickten Mitteilung, dass diese Vereinbarung getroffen worden sei. Zwar habe die Vizepräsidentin der Delegation das Recht, für gewerkschaftliche Arbeit freigestellt zu werden, doch sie habe die Direktion nicht darüber informiert, was zwei Wochen später zu ihrer Suspendierung geführt habe.

Smail Suljic berichtete am Mittwoch, dass die Delegierte sich Ende Oktober mit Kuchen von ihren Arbeitskollegen in der Crèche in Rümelingen verabschiedet und anschließend auch nicht mehr auf deren Arbeitsplänen gestanden habe. Stattdessen sei sie ihrer Gewerkschaftsarbeit in dem Betrieb nachgegangen. Suljic wunderte sich darüber, dass die Direktion – wenn sie offenbar nichts von der Vereinbarung wusste – zwei Wochen lang nicht daran gedacht habe, die Delegierte zu fragen, wieso sie denn nicht mehr in der Crèche erschien, um sie dann ohne Weiteres zu suspendieren.

Daraufhin zog die Vizepräsidentin der Delegation vor das Arbeitsgericht, um gegen ihre Suspendierung vorzugehen. Um zu belegen, dass diese ungerechtfertigt sei, bat sie drei andere Mitglieder der Delegation, zu ihren Gunsten auszusagen. Zwei Monate später wurden diese drei Delegierten ebenfalls von der Generaldirektion suspendiert. Carina Gonçalves rechtfertigte diese Entscheidung am Mittwoch im Radio 100,7 damit, dass sie „falsch Aussoen“ gemacht hätten, weswegen die Direktion kein Vertrauen mehr in sie gehabt hätte. Offenbar hat die Direktion sie zusätzlich wegen Falschaussage bei der Polizei angezeigt. Smail Suljic sagte auf der Pressekonferenz, dass es nicht an der Direktion sei, zu entscheiden, ob Aussagen falsch oder richtig seien, sondern am Arbeitsgericht.

OGBL plant Solidaritätsaktion

Die Gewerkschaft habe anschließend mehrmals das Gespräch mit der Generaldirektorin gesucht, doch diese habe abgelehnt, sagte Smail Suljic am Mittwoch. Mitte März habe der OGBL dann entschieden, auf den rund 40 Standorten von CJF Traktate zu verteilen, um die Beschäftigten über die Angelegenheit aufzuklären und eine Solidaritätsaktion für die suspendierten Delegierten vorzubereiten.

Der OGBL berichtete am Mittwoch auf der Pressekonferenz ebenfalls, dass Delegierte und unbequeme Beschäftigte von der Direktion an von ihrem Wohnort weit entfernte Standorte strafversetzt werden, um sie aus dem Betrieb zu ekeln. Ein Mitarbeiter, der nicht Mitglied der Personaldelegation ist und anonym bleiben möchte, bestätigte im Gespräch mit dem Tageblatt diese Praxis, die in manchen mittelgroßen Filialbetrieben durchaus gängig ist.

Generaldirektorin Carina Gonçalves begab sich am Mittwoch im 100,7 in die Opferrolle: „Ech fille mech och e bëssen an der Situatioun wéi David géint Goliath. An do si mir den David.“ Carina Gonçalves leitet „Caritas jeunes et familles“ und die eigens für die Betreuung der Kinder von Mitarbeitern der Versicherungsgesellschaft La Luxembourgeoise geschaffene Einheit „Caritas enfants et familles“ seit elf Jahren. Seit acht Jahren sitzt sie im Verwaltungsrat der Lalux-Gruppe, von La Luxembourgeoise und La Luxembourgeoise-Vie. Präsidentin von CJF ist seit Januar Christine Schaus, Partnerin bei PWC Luxemburg, die seit 28 Jahren im Verwaltungsrat sitzt. Unter den vier suspendierten Beschäftigten finden sich laut OGBL eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern und ein Mann, der acht Monate vor seiner Pensionierung steht.

D‘Jeanne
26. März 2025 - 18.36

Mat deier ganzer Caritas Affaire ass et schon net verwonnerleg ze liesen dass och dei heite „Firma“ Leit do sëtzen huet dei vu PWC an dem Finanzsecteur komme… Sozial nennen ech eppes aneschters 🤮