Es tut sich was in der Mobilität in Esch, auch wenn das durch das peinliche Intermezzo mit einer ebenso plötzlich wie ohne (Vor)Warnung an die Bürger verschwundenen Kreuzungsampel letzte Woche ein wenig unterging. Es dauert nicht mehr lange, dann ist die Radverbindung zwischen dem Vëlodukt und dem Kreisverkehr Däich fertiggestellt. Und schließt damit eine Lücke, die bereits vor zwei Jahren hätte geschlossen sein sollen. Damals fand es nur niemand für nötig, die Fertigstellung der längsten Radbrücke Europas zu antizipieren. Was sinnbildlich für die Escher Verkehrspolitik der vergangenen 20 Jahre steht.
Unter Schöffe Meris Sehovic scheint sich das so langsam zu ändern. Sehovic nimmt den lokalen Mobilitätsplan PLM 2035 offenbar ernst. Darin ist von einem Paradigmenwechsel von einer autogerechten zu einer autoarmen Stadt die Rede. Damit das geschehen kann, muss der sanften Mobilität im Straßenbild mehr Platz eingeräumt und der Durchgangsverkehr zurückgedrängt werden.
Genau das soll in der Kanalstraße geschehen. Auch wenn es Sehovic momentan nicht bestätigen mag, so wird die Kanalstraße in Zukunft zumindest zu einem Teil zur Einbahnstraße werden. Gleichzeitig werden dort an einer Seite Parkplätze verschwinden. Denn der Plan ist, dass Belval und das „alte“ Esch optimal miteinander verbunden werden. In Zukunft soll ein Radfahrer demnach von Beles über Belval bis zum Escher Rathaus auf einem vom motorisierten Verkehr getrennten, also sicheren Weg, gelangen können.
Dass dafür in der Kanalstraße ein Einbahnsystem eingeführt wird, ist schon ein Paradigmenwechsel für sich. Schließlich hatte Ex-Bürgermeister und Mobilitätsschöffe Georges Mischo davon gesprochen, dass die Kanalstraße sicher für Fahrradfahrer sei, was sie wegen ihrer Abschüssigkeit, der zunehmenden Enge und der vielen Autos definitiv nicht ist. 2022 wurden dort 15.000 Bewegungen mit dem Rad in eine Richtung gezählt. Die spannende Frage ist, wie sich das Einbahn-Konzept auf die angrenzenden Straßen auswirkt, insbesondere die place des Remparts, die ebenfalls vom motorisierten Verkehr befreit werden sollte, die Barbarastraße, den Kohlenberg und vor allem die rue Victor Hugo mit ihren Nebenstraßen. Details hierzu soll es in der nächsten Gemeinderatssitzung Anfang April geben.
Fest steht, dass weniger Verkehr vor der eigenen Haustür ein Plus an Lebensqualität bedeutet. Und eine bessere Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger automatisch weniger Autos bedeutet. Das wissen auch die Pariser, die sich am Wochenende dafür aussprachen, weitere 500 Straßen zu begrünen und für Autos zu sperren. Dabei war der Aufschrei groß, als Bürgermeisterin Hidalgo die Verkehrswende in Frankreichs Hauptstadt einleitete. Inzwischen haben die Bewohner verstanden, dass die drastische Reduzierung des Autoverkehrs ihre Stadt lebenswerter gemacht hat.
In Luxemburg ist der Aufschrei auch oft riesig, wenn es darum geht, dem motorisierten Verkehr Platz wegzunehmen. In Esch wurden 78.000 ein- resp. ausfahrende Fahrzeuge pro Tag auf dem Stadtgebiet gezählt. Zudem ist die Parkplatzsituation der Anwohner je nach Stadtviertel mitunter katastrophal. Die neuen Stadtviertel „Rout Lëns“ und „Metzeschmelz“ werden aus Esch in wenigen Jahren eine 50.000-Einwohner-Stadt machen. Das muss verkehrstechnisch antizipiert werden. Und zwar jetzt.
Politik bezillt matt Steiergeld Subsidien fir Autoen wëll dieselwecht awer nett op der Stroos gesin.
Ja Wahlvollek Dir huet Se gewielt et kritt Een waat Een sech verdengt huet.
@John G. Hänkt wie bei jeder Umfrage ab ween man fragt und wie man es deutet. Fragt man jemanden aus Troisvierges wird er bestimmt nicht dagegen haben. Fragt man die Leute rund um den Findel wären mehr Leute dagegen als es Fahrradfahrer in Esch gibt.
@ myself : « Individuellen Autoverkehr vermiesen »? Nennen wir’s doch « dem Luxemburger sein Lieblingsspielzeug wegnehmen ».
Jeder, der zuhause verzogene Kinder verwöhnt, weiss, dass nach solchen Aktionen viel Schlimmeres als nur Unbeliebtheit auf der Tagesordnung steht.
Frau Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, weiss was sie tut: sie schafft Tatsachen, bevor sie sich aus der Pariser Politik verabschiedet.
Es wäre in der Tat interessant zu erfahren, wie man mit den wegfallenden Parkplätzen umzugehen gedenkt. Die Fahrzeuge verschwinden ja nicht einfach, indem man Raum für Fussgänger und Fahrräder schafft.
Der Plan dahinter ist wohl, den automobilen Zeitgenossen den individuellen Autoverkehr so zu vermiesen, auf dass sie mit der Zeit und knirschenden Weisheitszähnen auf Bus und Zug usw. umsteigen. Dass die Planer sich damit nicht beliebt machen, gehört ja vielleicht auch zum Plan der jeweiligen Koalitionspartner.
Vernünftiges zu planen und umzusetzen, wo Unvernunft und Bequemlichkeit zur Gewohnheit und zur scheinbaren Voraussetzung unserer Konsumgesellschaft geworden sind, ist eine sehr undankbare Aufgabe. Sie ist den Grünen zum Alltag geworden, seit sie an manche Hebel der Macht gelangt sind.
@ Mire: Eine Befragung zum Flughafen würde wohl ganz anders ausfallen, besonders was die Beteiligung angeht.
In Paris wurden ja auch alle Einwohner, und nicht nur die Bewohner der in Frage kommenden Strassen, befragt.
Nur: geantwortet haben unter 5% der Gefragten ( mit 2/3 Mehrheit dafür).
Dem schweigenden Rest (> 95%) geht die Sache scheinbar am Allerwertesten vorbei. Bis dass die praktische Umsetzung dann nicht genehm ist, dann ist Protest und Aufregung angesagt…
warum nicht 15000000000000000 Fahradbewegungen in der Kanalstrasse resp. rue des remparts?
Da schreibt jemand irgendeinen, aus den Fingern gesaugten Blödsinn zusammen.
In ganz Esch sind keine 15 000 Fahrradbewegungen am Tage!
Ich stelle gratis ein Fenster zur Verfügung um mittels Kamera die Fahrradbewegungen pro Tag in der Victor Hugo-Straße, und place des remparts zu dokumentieren.
Still ruht der See,- lies "das Fahrrad"-.
--- Antwort der Redaktion ---
Im Text steht der Satz:
"2022 wurden dort 15.000 Bewegungen mit dem Rad in eine Richtung gezählt."
2022 ist ein Jahr. Ein Jahr hat 365 Tage.
Bisweilen hilft es, eine Textstelle zweimal zu lesen, bevor man dem Autoren unterstellt, er würde sich "Blödsinn" aus den Fingern saugen.
Mit freundlichen Grüßen
Tom Haas
Redakteur
"Das wissen auch die Pariser, die sich am Wochenende dafür aussprachen, weitere 500 Straßen zu begrünen und für Autos zu sperren." @Herr Michel erwähnenswert wäre auch hier zu Schreiben, prozentual wieviele Einwohner von Paris bei der Befragung mit gemacht haben. Dass weniger als 5% sich dafür ausgesprochen haben, sagt nichts darüber aus ob die Pariser dafür oder dagegen sind. Man müsste auch die Flughäfen schliessen. Die Bewohner um den Findel würden bestimmt zu 100% zustimmen, nur deshalb wird da nichts zugemacht.
"Zudem ist die Parkplatzsituation der Anwohner je nach Stadtviertel mitunter katastrophal." Dann muss man ja Parkplätze weg nehmen und Fahrradwege drau bauen. Das kann die Parkplatzsituation nur verbessern.
Der Herr Sehovic kommt ja bestimmt wie jeder Politiker und zu jeder Sitzung mit dem Fahrrad in die Gemeinde. Genau danasch sieht es aus.