„Gehe mit der Zeit oder du gehst mit der Zeit“? – oder auch nicht! Wie viel Wahrheit steckt in diesem Sprichwort? Wie sehr gehst du mit der Zeit? Oder lebst du im ewig Gestrigen?
Ist es überhaupt gut, immer mit der Zeit zu gehen oder auch mal auszuscheren? Am liebsten wäre ich in den 70er-Jahren eingefroren worden! Denn wunderbare Jahre waren das!
Die jeweiligen Moden sind mir völlig egal. Ich übernehme, was mich jeweils gerade sinnvoll dünkt, oder was ich gezwungen werde, zu übernehmen, mehr nicht. Zum Beispiel Handys haben sich durchgesetzt, die Pflicht des Staates, alle 400 m eine Telefonzelle zu haben, ist nicht mehr.
Ausscheren muss man sich leisten können. Denn es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben, so sehe ich es teilweise, aber teurer muss es nicht immer sein!
Jeden Mainstream mitzumachen, kann auch schön teuer werden, um nur zeitgemäß zu sein und deshalb nur den oft dekadenten Geschmack einer großen Mehrheit nachzuäffen, weil es zeitgemäß ist!
Wenn einem die Ergüsse dieser zeitgenössischen Gesellschaft (contemporary society) so derart auf den Geist gehen und man dabei noch Geld sparen kann, dann nicht mehr mit sich zaudern und eben antiquiert sein!
Denn ab einem gewissen Alter ist man nicht mehr neu, sondern gebraucht oder fast schon antik. Das ist mir aber in jedem Fall lieber, als mich mit diesem entgeisterten Zeitgeist von heute anzufreunden!
Zu hoffen bleibt aber nun, den entwichenen Geist wieder in seine Flasche zu bringen.
Oder noch besser: Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, diesen Geist umzustimmen und ihn sich nutzbar zu machen, zum Wohle aller, also im Sinne von „… und den Menschen ein Wohlgefallen auf Erden“?
Denn die Volksseele dieser Zivilisation ist derart erschöpft, dass ein baldiger Totalkollaps bis hin zum kollektiven Selbstmord nicht mehr in allzu weiter Ferne liegen könnte.
Lieber Pol Sassel,
Ich kann Ihre Gedanken und Sorgen nur allzu gut nachvollziehen. Man muss sicherlich nicht bei allem mitmachen, was das Rad der Zeit hervor, bzw. wieder hervor bringt.
In den 70ern hatte ich selbst leider noch ein zu grosses Fragezeichen auf der Stirn, ( heute versteckt es sich geschickt hinter der Sonnenbräune des Wohlstands 😎), um mich in diese Zeit zurück zu wünschen.
In der Folge wurde manches damals Verbotene erlaubt (manchmal auch bis zum Exzess) oder legalisiert . Wie lange diese Liberalisierung anhält, steht in den Sternen ( cf Kriminalisierung der Abtreibung).
Geschichtlich gesehen ist das Jahrzehnt der 70er immerhin als eines der Krisen, Umbrüchen und Veränderungen in Erinnerung geblieben. Nach Jahren von Krieg (Vietnam) und des Terrors ( RAF) wurden auch am Ende der 70er die Partei der Grünen, manche Umweltschutzbewegungen und Atomausstieggruppen gegründet.
Lassen Sie uns also zuversichtlich (und ich glaube, dahin geht auch Ihre Hoffnung) auf die Instinkte und den Willen des aufgeklärten Teils unserer Jugend vertrauen, und hoffen, dass sie es ebenso verstehen wird, aus den heutigen Krisen etwas Besseres aufzubauen, ohne unter die Räder der Zeit zu kommen.