Seit Jahren befindet sich der luxemburgische Fußball im Aufwind. Es gibt jedoch zwei Ergebnisse, die jeden in die frühen 2000er-Jahre zurückversetzen: die 0:9-Niederlage in Portugal 2023 und die 0:8-Blamage 2017 in Schweden. Sieben Spieler aus dem aktuellen Kader haben diese Schmach von Solna hautnah miterlebt. Nationaltrainer Luc Holtz blickte gestern mit einem leichten Schmunzeln auf diesen Abend zurück: „Als das 0:8 eine Viertelstunde vor Schluss fiel, hätte ich mich am liebsten unter meinem Stuhl verkrochen. Ich habe gehofft und gebetet, dass wir keine zehn Tore kassieren. Wir werden alles daransetzen, am Samstag ein anderes Gesicht zu zeigen.“
Die Voraussetzungen, dass dies klappen könnte, sind nicht schlecht. Holtz kann auf fast alle Kaderspieler zurückgreifen. Innenverteidiger Vahid Selimovic (FC Hermannstadt/ROM) musste im letzten Moment wegen einer Verletzung passen und wurde durch Schweden-Experte Lars Gerson ersetzt. Die etatmäßigen Stammspieler verfügen derzeit über genügend Spielzeit in ihren Vereinen, weshalb es ihnen nicht an Rhythmus fehlen dürfte. „Aktuell steht mir die beste Mannschaft meiner 15-jährigen Amtszeit zur Verfügung. Die Trainingseinheiten waren von außerordentlich hoher Qualität. Die Jungs haben jede Menge Energie und Intensität gezeigt. Diese Einstellung brauchen wir auch, um gegen Schweden bestehen zu können.“
Gespannt darf man sein, ob zwei 16-Jährige ihr Debüt feiern werden. Die größte Chance auf Spielminuten besitzt Brian Madjo. Der Stürmer des FC Metz hat den Körper eines jungen Romelu Lukaku und hat Holtz mit seinen ersten Auftritten im Trainingslager überzeugt: „Ich könnte ihn schon von Anfang an spielen lassen. Wie Enzo Duarte war er zunächst etwas nervös. Beide haben sich aber an den Folgetagen deutlich gesteigert. Brian hat am Donnerstag eine sehr starke Trainingseinheit abgeliefert und ist mit Sicherheit eine Option für einen Einsatz.“
Da Madjo und Duarte theoretisch auch noch für England bzw. Kap Verde auflaufen könnten, ist ein Einsatz sehr wahrscheinlich. Wenn ein Spieler u.a. mehr als drei Länderspiele absolviert hat, kann er keinen Verbandswechsel mehr vornehmen. „Solche Situationen werden auch in Zukunft auf uns zukommen. Wir sind nicht die einzige Nation, die das Problem der doppelten Staatsbürgerschaft hat. Ich kenne keine zwei Spieler, denen ein Verbandswechsel weitergeholfen hat. Einige wären heute froh, wenn sie für Luxemburg auflaufen und einen Teil dazu beitragen könnten, irgendwann bei einer EM oder WM dabei zu sein. Es ist mittlerweile keine Utopie mehr, ein solches Ziel ins Auge zu fassen“, sagte Holtz.
Die Torwartfrage scheint auch nicht ganz geklärt zu sein. Anthony Moris plagte sich in den vergangenen Tagen mit muskulären Beschwerden herum. Sein Stellvertreter Tiago Pereira ist mittlerweile offiziell zum Bundesliga-Spieler geworden und darf sich durchaus Chancen auf einen Einsatz ausrechnen. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich immer an die Zukunft denke“, sagte Holtz etwas geheimnisvoll.
Ohne einige Stars
Schwedens dänischer Nationaltrainer Jon Dahl Tomasson muss gegen Luxemburg auf mehrere Stars verzichten. Topstürmer Viktor Gyökeres (Sporting CP/POR) ist derzeit leicht angeschlagen und reiste nicht an. In den vergangenen Tagen sagten auch die beiden Mittelfeld-Youngster Hugo Larsson (Eintracht Frankfurt/D) und Lucas Bergvall (Tottenham Hotspur/ENG) ab. Offensivmotor Dejan Kulusevski (Tottenham Hotspur/ENG) ist ebenfalls verletzt. „Ich muss zugeben, dass ich nicht traurig bin, dass Gyökeres nicht dabei ist. Wenn er im Strafraum ist, dann brennt es jedes Mal. Schweden hat aber noch viele andere gute Spieler, mit viel Tempo und einem sehr starken Umschaltspiel. Derzeit ist es eine der besten Mannschaften Europas. Das war vor zwei Jahren noch nicht der Fall“, so die Meinung von Holtz.
Schweden hat unter Trainer Tomasson einen anderen Kurs eingeschlagen. Der erste nicht-schwedische Nationaltrainer der „Tre Kronor“ setzt auf intensives Pressing und einen modernen Offensivstil. Seit Beginn seiner Amtszeit hat er viele junge Spieler eingebaut. Er hat zudem das Glück, mit Gyökeres und Alexander Isak (Newcastle United/ENG) zwei der aktuell besten Stürmer Europas zur Verfügung zu haben. Holtz zeigte sich begeistert von der Art und Weise des Gegners: „Ich habe fast keine Fehler entdeckt. Sie haben mich beeindruckt. Sie lassen den Gegner während 90 Minuten nicht atmen. Wir müssen mental auf der Höhe sein, um ihnen Paroli bieten zu können.“
Nach dem Schweden-Spiel geht es für die FLF-Auswahl am Montag in Richtung Schweiz. In St. Gallen wird am Dienstag ein weiteres Länderspiel gegen die Eidgenossen stattfinden. Diese Partien sowie die beiden Länderspiele im Juni gegen Slowenien und Irland sind Teil der Vorbereitung auf die WM-Quali, die im September beginnt. „Wir haben die Möglichkeit, einige Sachen zu testen und die jungen Spieler einzubauen, aber wenn ich unsere Trainingseinheit sehe, dann sind wir eigentlich schon bereit, um morgen mit der Quali zu beginnen“, so ein zuversichtlicher Holtz.
De Maart

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