Mittwoch22. Oktober 2025

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Luxemburg„Die besten Dinge entstehen beim ‚Patt’“: Wie es zu den neuen Nachtkavalkaden in Clerf und Koerich kam

Luxemburg / „Die besten Dinge entstehen beim ‚Patt’“: Wie es zu den neuen Nachtkavalkaden in Clerf und Koerich kam
Nachtumzüge – wie dieser in Wasserbillig – beginnen in der Regel bei Sonnenuntergang und enden einige Stunden später in der Dunkelheit Archivfoto: Editpress/Isabella Finzi

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Neun Kavalkaden finden in diesem Jahr in Luxemburg statt – die Nachtumzüge in Clerf und Koerich an diesem Samstag zum ersten Mal. Ein Gespräch mit Joé Bewer von der „Landjugend Cliärref“ sowie Gilles Braconnier und Jerry Leichtenberg vom „Stamminee Ronnen Dësch“ über Organisation, Sicherheit und eine zufällige Terminkollision.

Tageblatt: Sieben Kavalkaden gab es bereits in Luxemburg, mit den Nachtumzügen in Clerf und in Koerich kommen 2025 zwei neue hinzu. Wie kamt ihr – wir haben uns auf das „Du“ geeinigt – auf die Idee, weitere zu organisieren? 

Joé Bewer („Cliärrwer Naatskavalkad“): Uns kam die Idee 2024 im Bus auf dem Weg zur Remicher Kavalkade. Wir waren selbst mit einem Wagen dabei und weil wir gerade im „Fuesjumm“ waren, fragten wir uns, warum wir im Norden des Landes nicht eine weitere Kavalkade organisieren sollen. Denn im  „Éislek“ gibt es nur den Umzug in Diekirch. Anfang März hatten wir also die Idee, präsentierten der Gemeinde unser Projekt und fragten bei den Leuten in der Umgegend nach, was sie davon hielten. Alle waren positiv gestimmt. 

Gilles Braconnier („Käercher Nuetskavalkad“): Als Freundesgruppe vom Verein „Stamminee Ronnen Dësch“ treffen wir uns immer sonntags in einem Café in Koerich zum Apéritif. Auch wir sind bereits bei Kavalkaden mitgegangen und hatten vor Corona diese Idee. Wie immer in Luxemburg entstehen die besten Dinge beim „Patt“ – ich vermute, dass bei den Kollegen aus Clerf im Bus auch nicht alle nüchtern waren, als ihre Idee entstand. Durch die Pandemie lag unser Projekt eines „Fuesweekend“ mit Kavalkade erst einmal auf Eis. 2023 stellten wir es dem Bürgermeister vor und leiteten ab Oktober alles in die Wege.

Viele Vereine in Luxemburg klagen über Mitgliederschwund. Ihr stellt jetzt neue Veranstaltungen auf die Beine – habt ihr dafür ausreichend Unterstützung? 

J.B.: Wir haben bei WhatsApp eine Gruppe mit 170 offiziellen Mitgliedern der Clerfer Landjugend, von denen etwa 50 sehr aktiv sind. Als wir das Einverständnis für die Organisation einer Kavalkade hatten, fragten wir, wer mithelfen will. Alle waren gleich Feuer und Flamme – auch viele ehemalige Mitglieder. Unsere Eltern packen teilweise mit an und stehen hinter den Tresen. Rund 90 Leute werden helfen. Diese zu finden, war kein Thema.

G.B.: Unser Verein hat 47 oder 48 Mitglieder, dazu kommen ein Dutzend Leute von außerhalb, die uns helfen – Familie und Freunde. Alleine am Samstag werden 60 Personen im Einsatz sein. Hinzu kommt Personal der Feuerwehr, der Gemeinde und von der Polizei. Oft hört man, dass niemand mehr mithelfen will, aber unsere Erfahrung zeigt das Gegenteil. Das muss man positiv hervorheben. Während viele Veranstaltungen nicht mehr stattfinden, organisieren wir neue. Viele klagen über Nachwuchssorgen, aber unser Projekt beweist, dass es das Gegenteil noch gibt. 

Was gehört denn alles zur Organisation einer Kavalkade – woran denken Menschen vielleicht nicht, die ausschließlich als Gast an einer solchen Veranstaltung teilnehmen?

Jerry Leichtenberg („Käercher Nuetskavalkad“): Hinter dem Sicherheitskonzept steckt verdammt viel Arbeit. Plötzlich fallen einem Dinge auf, über die man sich vorher nie Gedanken gemacht hat. Früher reichten einfache Absperrungen. Heute braucht es Lastwagen und Traktoren, damit niemand in einen Umzug rasen kann. Zum Glück gibt es in der Gemeinde viele Bauern, die sich die Kavalkade ohnehin anschauen wollten und mit ihren Traktoren Wege versperren werden. Es muss ja immer auch bewegliche Posten geben, damit Feuerwehr und Polizei im Notfall durchkommen.

J.B.: Jede Zufahrt, auf der ein Fahrzeug beschleunigen könnte, muss blockiert werden – selbst kleinste Nebenstraßen. An unserer Strecke gibt es eine abgelegene Halle mit einem kleinen Parkplatz. Steht dort am Samstag ein Auto, müssen wir den Zugang blockieren. Passiert etwas und wir haben die Regeln nicht eingehalten, haften wir als Organisatoren. Diese Anti-Terror-Maßnahmen kosten bei der Organisation am meisten Nerven. Unsere beiden Vereine haben extrem viele Stunden in die Sicherheit investiert.

Jerry Leichtenberg und Gilles Braconnier vom „Staminee Ronnen Dësch“ und Joé Bewer (v.l.n.r.) von der Clerfer Landjugend hatten in letzter Zeit alle Hände voll zu tun: Gemeinsam mit vielen anderen organisieren sie zwei Nachtkavalkaden
Jerry Leichtenberg und Gilles Braconnier vom „Staminee Ronnen Dësch“ und Joé Bewer (v.l.n.r.) von der Clerfer Landjugend hatten in letzter Zeit alle Hände voll zu tun: Gemeinsam mit vielen anderen organisieren sie zwei Nachtkavalkaden Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Was hat euch trotz der ganzen Arbeit dazu motiviert, eine Kavalkade zu organisieren? 

J.L.: Karneval ist cool. Es ist bunt. Und wenn man selbst Familie oder Kinder hat, will man ihnen ja auch etwas bieten. 

G.B.: Ganz klar: Die Freude an der „Fuesent“. Und vor allem organisiert man ja auch etwas, das vielleicht in zehn, 15 oder gar 20 Jahren noch veranstaltet wird – dann waren wir diejenigen, die das ins Leben gerufen haben. Es soll auch etwas für die Region sein. 

J.B.: Bei uns ist es genauso – die eigene Freude am Karneval und der Wunsch, den Menschen eine schöne Zeit zu bereiten. Wir wollen den Leuten etwas Besonderes bieten: eine nächtliche Kavalkade in Clerf, mit Blick auf die stimmungsvoll beleuchtete Abtei und das Schloss.

Nun finden die beiden neuen Nachtkavalkaden am selben Abend statt und stehen damit unmittelbar in Konkurrenz zueinander. Das war so nicht geplant. Wie war das für euch, als ihr das herausgefunden habt?

G.B.: Unsere Kavalkade ist am Samstag, da am Sonntag die in Arlon stattfindet. Wir sind mit der Organisation dort in Kontakt und wollen gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Viele andere Termine kamen nicht infrage, da dann bereits Kavalkaden stattfinden. Als wir 2023 mit der Planung begannen, war von einer Kavalkade in Clerf noch keine Rede. „Haben die sie noch alle?“, dachten wir, als wir mitbekamen, dass ihr Nachtumzug am selben Abend stattfindet. Ich telefonierte mit Joé, aber eine Terminverschiebung war für sie nicht möglich. Wir haben uns mit der Situation abgefunden und ich denke, dass wir uns nicht in die Quere kommen. Schade ist nur, dass einige Landjugendvereine aus Sympathie nach Clerf gehen und deshalb nicht zu uns kommen – etwa fünf oder sechs Wagen. Ich kann das aber verstehen. 

J.B.: Wir hatten nach einem Datum gesucht, an dem noch keine Kavalkade stattfindet – was nicht einfach war. Schließlich legten wir den 22. März fest. Da wir nicht bei den Kavalkaden waren, auf denen die Koericher bereits für ihren Umzug warben, bekamen wir davon nichts mit – was schade ist. Erst als wir alles mit Gemeinde, Feuerwehr und Polizei geklärt hatten, sahen wir auf Facebook ihre Ankündigung. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zufällig beide neuen Nachtkavalkaden auf dasselbe Datum gelegt zu haben.

Praktische Informationen

Gleich zwei neue Nachtkavalkaden finden am 22. März in Luxemburg statt: Bei der „Cliärrwer Naatskavalkad“ der Clerfer Landjugend fällt der Startschuss gegen 18.11 Uhr, in Koerich um 18.20 Uhr. In Clerf findet nach der Kavalkade in der Mehrzweckhalle ein „Faasbal“ statt. Auch in Koerich wird nach der Kavalkade gefeiert. Dort findet außerdem am Abend zuvor im beheizten Zelt auf dem Rathausplatz ein „Kavalkadsbal“ statt. Vor dem Umzug wird in Koerich zudem ein Kinderlauf organisiert, am Tag danach findet ein „Kannerfuesbal“ statt. Beim Clerfer Nachtumzug kostet der Eintritt fünf Euro, der in Koerich ist kostenlos. Beide Vereine rufen dazu auf, mit dem öffentlichen Transport zu kommen. Informationen zum Umzug im Norden des Landes gibt es unter ljclervaux.lu und bei Facebook („Cliärrwer Naatskavalkad“), mehr zu dem in Koerich erfährt man unter nuetskavalkad.lu und unter „Nuetskavalkad Käerch“ bei Facebook.

Wenn beide Veranstaltungen gut laufen und im kommenden Jahr erneut organisiert werden, wie geht es dann bezüglich des Datums weiter?

G.B.: Wir bleiben bei diesem Datum, da bereits feststeht, dass wir im nächsten Jahr mit Arlon zusammenarbeiten. Es werden zum Beispiel Shuttlebusse zwischen Arlon und Koerich pendeln und die Vorbereitungen sind bereits zu weit vorangeschritten, um an dem Termin noch etwas zu ändern. Auch Bands werden sowohl in Belgien als auch bei uns auftreten. Wir sprechen nicht nur über 2026, sondern planen bereits für 2027. Mit unserer Gemeinde haben wir außerdem ein Abkommen über drei Jahre. 

J.B.: Unsere Planungen sind noch nicht so weit fortgeschritten. Erst einmal wollen wir sehen, wie diese Kavalkade läuft und ob sich der ganz Aufwand lohnt. Danach könnten wir über ein anderes Datum nachdenken. Aber es dürfte extrem schwer werden, ein neues zu finden, da bereits so viele Umzüge stattfinden. 

Wie sieht es denn mit Konkurrenzkampf bei den Veranstaltungen aus, die beide am Samstagabend stattfinden? Warum sollte man nach Clerf kommen, warum nach Koerich?

G.B.: Ich habe vorhin noch gedacht, dass ich eine solche Frage nicht beantworten will. Denn bei beiden wird es gute und etwas schlechtere Punkte geben. Was jemandem besser gefällt, ist letztlich Geschmackssache. Wir freuen uns darüber, dass sich für beide viele Vereine und Fußgruppen angemeldet haben. Bei uns sind es 33 und wir nehmen bis zu 40 an. Jetzt hoffen wir auf gutes Wetter und einen reibungslosen Ablauf.

J.B.: Wir haben 34 Gruppen und wollten nicht mehr annehmen. Für beide Vereine ist es die erste Ausgabe der Veranstaltung und es wird bestimmt Dinge geben, die wir im nächsten Jahr verbessern können. Auch wir hoffen auf gutes Wetter, einen reibungslosen Ablauf und auf viele Leute – die am Ende zufrieden nach Hause gehen.

J.L.: Beide Vereine engagieren sich, um der Öffentlichkeit etwas zu bieten und den Menschen Freude an den Kavalkaden zu bereiten. 


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Lucilinburhuc
22. März 2025 - 17.22

Nuetskavalkade, Gute Idee.Das ich nicht lache !
Wer hat's erfunden ?