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Alphabetisierung auf FranzösischLuxemburgs Schulen brauchen 150 neue Klassenzimmer bis 2030

Alphabetisierung auf Französisch / Luxemburgs Schulen brauchen 150 neue Klassenzimmer bis 2030
Das Alphabetisierungsprojekt stellt Luxemburgs Schulen vor ein Platzproblem: Bis 2030/2031 werden demnach 150 zusätzliche Klassenzimmer in 100 Gemeinden benötigt Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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Die landesweite Einführung der Alphabetisierung auf Französisch ab 2026 bringt Platzprobleme für Luxemburgs Schulen. Bis 2030/2031 werden 150 zusätzliche Klassenzimmer benötigt. Auch die Zahl der Lehrkräfte soll steigen.

Die geplante landesweite Einführung des Projekts „ALPHA – ‚zesumme wuessen‘“, der Alphabetisierung auf Französisch ab 2026, stellt Luxemburgs Grundschulen vor logistische Herausforderungen. Besonders der zusätzliche Raumbedarf sowie die Suche nach qualifiziertem Personal bereiten Sorgen.

Laut Bildungsminister Claude Meisch (DP) wird der zusätzliche Bedarf an Schulraum auf rund 150 Klassenzimmer in den 100 Gemeinden des Landes geschätzt. Durchschnittlich bedeute das, dass jede betroffene Gemeinde in den kommenden Jahren rund eineinhalb neue Klassenzimmer schaffen muss. Besonders kleinere Gemeinden mit nur einer Klasse pro Jahrgang werden vor eine größere Herausforderung gestellt, da sie sowohl die Alphabetisierung auf Französisch als auch auf Deutsch gewährleisten müssen. Auch in größeren Gemeinden wird der Platz knapp – viele Schulgebäude sind bereits an ihren Kapazitätsgrenzen.

In seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der LSAP-Abgeordneten Francine Closener betont Meisch, dass bereits Analysen zu den betroffenen Schulen durchgeführt wurden. Vor allem kleinere Schulgebäude, in denen weniger als zwei Klassen pro Jahrgang unterrichtet werden, dürften betroffen sein. Die jeweiligen Regionaldirektionen wurden informiert und arbeiten mit den Schulen und Gemeinden an individuellen Lösungen für den zusätzlichen Platzbedarf.

Umsetzung in Etappen bis 2030

Meisch unterstreicht zudem, dass das Projekt stufenweise eingeführt wird. Die ersten Maßnahmen zur landesweiten Umsetzung beginnen voraussichtlich im Schuljahr 2026/2027 mit dem Cycle 1.2, vorausgesetzt „die wissenschaftliche Bewertung des Projekts ist weiterhin positiv“. Erst ab dem Schuljahr 2030/2031 wird der volle Raumbedarf erwartet. Dadurch erhalten die Gemeinden ausreichend Zeit, um in Abstimmung mit dem Bildungsministerium (MENJE) geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Um die Lehrkräfte auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, gibt es bereits Fortbildungsangebote. Der „Parcours de formation Alpha“ startete im Oktober 2023 mit 87 Teilnehmern und wird kontinuierlich ausgebaut. Zusätzlich werden nationale Fortbildungen, Schulungen vor Ort sowie Begleitprogramme durch Experten angeboten. Ein Netzwerk für den Austausch von Lehrkräften soll helfen, bewährte Methoden zu verbreiten, schreibt der Minister.

Mehr Lehrkräfte benötigt

Für die landesweite Einführung des Projekts bis 2030/2031 werden laut MENJE insgesamt 98 neue Lehrstellen benötigt. Dies entspreche 13,6 Prozent der bis dahin neu zu schaffenden Stellen. Allerdings erwartet das Ministerium, dass durch die individuelle Wahlmöglichkeit zwischen Alphabetisierung auf Französisch oder Deutsch langfristig die Anzahl der Wiederholer sinkt. Dadurch könnten bis zu 80 Stellen eingespart werden, sodass sich der tatsächliche Mehrbedarf an Personal auf rund 18 Stellen beläuft, „was 2,8 Prozent aller in diesem Zeitraum zu schaffenden Stellen entspricht“.

DanV
21. März 2025 - 13.11

@Jemp

Tja, so gehts einem, wenn man sich, wie ich in diesem Fall, mit einem Thema nur oberflächlich auseinandersetzt. Ich danke für die Erläuterungen!

Wenn die Zielsetzung nur Lehrpersonaleinsparung ist und nicht Chancenverbesserung, ist dieses Projekt tatsächlich sinnlos. Es ist doch offensichtlich, dass damit nichts eingespart werden kann. Mal abgesehen davon, dass - bei derzeit 170 Nationalitäten in Luxemburg - nur romanische Sprachen abgedeckt werden.

@Erwin Müller: Ja, leider.

Klingt fremd, aber vielleicht sollte die Alphabetisierung für alle (auch Luxemburger) auf Englisch stattfinden. Damit hätten alle Kinder die gleiche Hürde zu bewältigen, da die wenigsten hierzulande englisch im Elternhaus sprechen. Es würde die Segregation erheblich mindern und den Start ins Berufsleben leichter machen.

Schließlich hat Englisch das Französische und das Lateinische in vielen Berufen inzwischen ersetzt.

Tun
20. März 2025 - 16.11

@ Dan / Wie kommt Jemp drauf dass fast all Kinder nicht gut sprechen können? Ganz einfach, jeder der RTL Radio und TV hört und schaut bemerkt sofort das luxemburgische Kauderwelsch das dort verzapft wird.

Jemp
20. März 2025 - 15.56

@DanV: Es gibt tatsaechlich viele Lehrer, die finden, dass die meisten Kinder, auch die mit luxemburgischsprachigen Eltern, schlechter sprechen als frueher. Studien ueber einen umgekehrten Flynn-Effekt in vielen Laendern gibt es auch. Ausser der Alphabetisierung und Mathe wird wohl kein anderes Fach auf franzoesisch gelehrt werden, man will die Kinder ja nicht in 2 Gruppen spalten. Ich hab auch gar nichts gegen eine Alphabetisierung auf franzoesisch, aber viele Einwanderer sind auch nicht unbedingt franzoesischsprachig und ob es portugiesischsprachigen Kindern (noch ganz knapp die groesste Auslaendergruppe) etwas nuetzt auf franzoesisch alphabetisiert zu werden ist auch fraglich. Zudem ist eine Alphabetisierung auf deutsch leichter fuer alle nicht franzoesischsprachigen, weil die Schrift lautgetreuer ist. Was mich hauptsaechlich stoert, ist das Getoens von Meisch, dass durch die Alphabetisierung auf franzoesisch Lehrpersonal eingespart werden wird, weil es wunderbarerweise kaum mehr "Wiederholer" geben wird. Das ist dicker Quatsch, aber genau darum geht es ihm, naemlich Lehrpersonal zu sparen. Immerhin haben wir nicht mal genug Lehrer fuer die Alphabetisierung in einer Sprache. Das tun inzwischen schon sogenannte Seiteneinsteiger.

Müller Erwin
20. März 2025 - 14.40

Ein weiterer Schritt zur Segregation unserer Gesellschaft, Schade und vollkommen unnütz.

DanV
20. März 2025 - 12.55

@ Jemp
"dass fast ALLE Kinder nicht gut sprechen koennen"

Wie kommen Sie darauf? Gibt es Erfahrungswerte des Lehrpersonals dazu, bzw. Studien/Statistiken oder ist das Ihre persönliche Wahrnehmung?

Was sicher ist: Kinder, die in einer frankophonen Umgebung aufgewachsen sind, tun sich schwer mit allen Schulfächern, die auf Luxemburgisch oder Deutsch gelehrt werden. Es geht nicht um die Sprachfächer, sondern um alle Fächer:

Wenn die Sprache schlecht verstanden wird, werden auch Fächer wie Erdkunde, Mathematik, Geschichte, usw. schlecht verstanden. Das ist das eigentliche Problem. Kinder können ihre Fähigkeiten weder entdecken noch entfalten, wenn die Sprachbarriere sie daran hindert.

Jemp
20. März 2025 - 9.34

Das Problem ist nicht, dass die Kinder der Einwanderer im Alter von 6 Jahren nicht gut luxemburgisch sprechen koennen, sondern dass fast ALLE Kinder nicht gut sprechen koennen, egal welche Sprache. Der durchschnittliche Wortschatz nimmt jedes Jahr ab, genauso wie der IQ. Da hilft auch keine Alphabetisierung auf franzoesisch, da muesste mal nachgeforscht werden, woran es liegt, dass die meisten Kinder, unabhaengig von ihrer Herkunft, so schlecht sprechen koennen. Deshalb liegt Meisch mal wieder voellig falsch, wenn er glaubt, dass es wegen der Alphabetisierung auf franzoesisch zu weniger Zyklusverlaengerungen oder "Wiederholungen" kommen wird, und es wird weiter an Lehrpersonal mangeln, mehr noch als jetzt schon. Meisch muss ersetzt werden!