Am 11. März 2025 schrieb der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald J. Trump, auf seinem Truth-Social-Account Folgendes über seinen Nachbarstaat Kanada:
„Das Einzige, was Sinn macht, ist, dass Kanada unser geliebter einundfünfzigster Staat wird. Dadurch würden alle Zölle und alles andere völlig verschwinden. Die Steuern der Kanadier würden ganz erheblich gesenkt, sie wären militärisch und anderweitig sicherer als je zuvor, es gäbe kein Problem mehr mit der Nordgrenze, und die größte und mächtigste Nation der Welt wäre größer, besser und stärker als je zuvor – und Kanada wäre ein großer Teil davon. Die künstliche Trennlinie, die vor vielen Jahren gezogen wurde, wird endlich verschwinden, und wir werden die sicherste und schönste Nation der Welt haben – und Ihre brillante Hymne, „O Canada“, wird weiterhin gespielt werden, aber nun einen großen und mächtigen Staat innerhalb der größten Nation repräsentieren, die die Welt je gesehen hat!“

Manche behaupten, Trump habe Hitler gelesen. Dies sagte beispielsweise seine zwischenzeitlich verstorbene erste Ehefrau in einem Interview. Vielleicht stimmt das. Werfen wir einen Blick darauf, was Hitler, der letzte Staatsmann der Welt, der allen Ernstes ein Großreich erbauen wollte, vor seiner Machtergreifung zu diesem Thema geschrieben hat:
„Nur ein genügend großer Raum auf dieser Erde sichert einem Volke die Freiheit des Daseins. Dabei kann man die notwendige Größe des Siedlungsgebietes nicht ausschließlich von den Erfordernissen der Gegenwart aus beurteilen, ja, nicht einmal von der Größe des Bodenertrages, umgerechnet auf die Zahl des Volkes. […] Wenn ein Volk in der Größe seines Grund und Bodens seine Ernährung an sich gesichert hat, so ist es dennoch notwendig, auch noch die Sicherstellung des vorhandenen Bodens selbst zu bedenken. Sie liegt in der allgemeinen machtpolitischen Kraft und Stärke des Staates, die wieder nicht wenig durch militärgeographische Gesichtspunkte bestimmt wird.“1
In seinem unveröffentlichten sogenannten „Zweiten Buch“ schrieb Hitler 1928: „Überhaupt liegt schon in der Größe eines Staatsgebietes ein gewisser Schutz gegen leichtsinnige Angriffe.“2
Ohne Gebietsausdehnung kein Imperium
So wie für Hitler nur eine kontinentale Expansion nach Osten infrage kam, um Deutschland zum territorial größten Reich der Welt zu machen, scheint Trump nur eine kontinentale Expansion nach Norden (Kanada und Grönland) zu planen, um die USA zum territorial größten Imperium zu machen. Es gibt jedoch einen großen Unterschied: Als „Dealmaker“ wird Trump versuchen, seine Pläne ohne den Einsatz direkter Waffengewalt zu verwirklichen. Er wird die militärische und wirtschaftliche Übermacht der USA gezielt einsetzen, um durch Drohungen und Erpressung das zu erreichen, was er will.
Die angestrebte Kontrolle des Panamakanals sollte nicht als territoriale Expansion, sondern als Waffe im Handelskrieg mit China betrachtet werden. Die Waffe im Handelskrieg mit Europa ist die massive Unterstützung rechtsextremer Parteien, die alle auf die Zerstörung der Europäischen Union abzielen. Der Zerfall der EU in einzelne Nationalstaaten wird sowohl von Putin als auch von Trump aktiv gefördert, da dies ihren imperialen Plänen entspricht.
Was Putins Imperialismus betrifft, so soll hier lediglich zusammengefasst werden, dass es ihm darum geht, das gesamte Gebiet, das einst zur Sowjetunion gehörte, wieder unter die Souveränität Moskaus zu stellen. Auf die völkischen und religiösen Aspekte dieses Unterfangens kann hier nicht eingegangen werden.
Trump und Putin sind zwei rücksichtslose „Imperiumsbauer“, die sich gefunden haben. Sie möchten alle Hürden beseitigen, die ihren Plänen im Wege stehen könnten, insbesondere die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene internationale Weltordnung. So wie vor 92 Jahren die damalige internationale Rechtsordnung Hitler im Wege stand und er sie deshalb vehement bekämpfte und sich darüber hinwegsetzte, so steht die heutige auf multilateralen Konventionen gründende Weltordnung den beiden Imperienbauern des 21. Jahrhunderts im Weg. Auch sie möchten sich ihr entziehen und sie, geleitet vom Grundsatz „Might is Right“, durch ein System brachialer Machtverhältnisse ersetzen.
AmerExit
Am 20. Februar 2025 reichte der republikanische Senator Mike Lee aus dem Staat Utah einen Gesetzentwurf unter dem Namen „Defund Act“ ein, der den vollständigen Rückzug der Vereinigten Staaten aus den Vereinten Nationen zum Gegenstand hat. Mit diesem Gesetz soll ebenfalls der Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen UN-Konventionen formalisiert werden. Da die USA der größte Geldgeber des UN-Systems sind, könnte damit das Schicksal der UN und der von ihr verkörperten Weltordnung, die auf den universalen Menschenrechten beruht, besiegelt werden.
Inzwischen geht Lee noch weiter und fordert den Austritt der USA aus der NATO. Er fragt sich, wie man diesen Austritt nennen sollte: „AmerExit“ oder „NATexit“. Sogleich sprang Trumps De-facto-Co-Präsident Elon Musk in die Bresche und notierte auf seiner Propagandaplattform X, dass es für die USA an der Zeit sei, sich von der NATO und den Vereinten Nationen zu lösen. Trump hatte nichts dagegen einzuwenden.
Wenn man sich die Karte „Arctic Region“ ansieht, wird klar, warum es für Trump keinen Sinn mehr macht, das transatlantische Bündnis unter US-Führung mit großem Aufwand aufrechtzuerhalten. Geht man nämlich von der hier beschriebenen imperialen Logik aus, befindet sich Europa geografisch gesehen im Einflussbereich Russlands.
Imperium Americanum
In Europa waren wir auf diese Entwicklung überhaupt nicht vorbereitet, denn in den letzten Jahrzehnten haben wir fast alle unsere gemeinsamen Anstrengungen auf eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, auf die Schaffung eines großen, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraums gerichtet. Um die militärische Absicherung dieses großen und offenen Raums sollten sich die Amerikaner kümmern. Sie sollten uns „auf alle Ewigkeit“ ein Leben in Freiheit und Wohlstand innerhalb dieses Raums garantieren. Während des Kalten Krieges haben sie uns vor der kommunistischen Sowjetunion geschützt und seit Putins Herrschaft vor dessen Expansionsgelüsten. Diese Zeit ist nun vorbei. Der amerikanische Sicherheitsschirm über Europa schließt sich.
Trump und seine engsten Berater halten nämlich die Zeit für gekommen, die großen imperialen Pläne umzusetzen, die schon seit einiger Zeit in ultrakonservativen Kreisen schlummern: Die USA sollten sich in das Römische Reich unserer Zeit verwandeln. Dazu benötigen sie nicht nur ein Gebiet, das groß genug ist, um die Autarkie seiner Bewohner in Bezug auf militärische Verteidigung, Lebensmittelversorgung, Energieerzeugung und Technologie zu gewährleisten, sondern einen noch größeren Raum, einen Raum, der so groß ist, dass kein anderer Staat jemals wagen würde, Nordamerika anzugreifen. Würden die USA sich Kanada und Grönland einverleiben, wäre die Gesamtfläche 4,5 Millionen Quadratkilometer größer als diejenige Russlands, fünfmal größer als die Europäische Union (EU) und mehr als doppelt so groß wie China.
Aber auch diese enorme geografische Fläche reicht Trump nicht aus, um Amerika zum größten Imperium aller Zeiten zu machen. Er will auch das Denken aller Menschen über die sogenannten sozialen Medien beeinflussen und mit Tausenden von Satelliten nahezu jeden Quadratmeter der Erde überwachen und bei Bedarf jeden Einzelnen durchleuchten können.
Nach Trumps Plänen soll das künftige Imperium Americanum auf jeden Fall auch die unangefochtene größte Wirtschaftsmacht der Welt bleiben. In diesem Bereich sind die Hauptkonkurrenten China und die Europäische Union. China wird nicht nur als Konkurrent, sondern auch als Feind Amerikas betrachtet und dargestellt, gegen den man im schlimmsten Fall sogar bereit ist, einen Krieg zu führen.
Anders verhält es sich mit Europa. Die Europäische Union soll von innen heraus zerstört werden, nämlich durch die schrittweise Übernahme der Macht durch Trump-nahe, illiberale rechtsextreme Parteien in den einzelnen Mitgliedstaaten. Trump möchte sich nicht mit einem finanz- und wirtschaftsstarken Block europäischer Staaten auseinandersetzen, sondern will die einzelnen Nationalstaaten als Vasallenstaaten gefügig machen. Ganz nach dem Motto: Teile und herrsche! Rechtsextreme Parteien sind die nützlichen Idioten für diesen Zweck.
1 Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition, Band 2, Kapitel 14: Ostorientierung oder Ostpolitik, München – Berlin, S. 1631.
2 Ebd., Anmerkung 10, S. 1630.
De Maart
Trump hat zwar einige Buecher geschrieben , oder eher schreiben lassen -How to get rich -Think like a champion , aber er selbst gilt nicht als besonders belesen . Dass er sich nun ausgerechnet an Hitlers Mein Kampf versuchte , nach dessen Biografen Ian Kershaw " geschwollener Inhalt ,entsetzlicher Stil "uebersteigt doch mein Vorstellungsvemoegen .Vielleicht existiert in den USA eine Light Version dieses Machwerkes .
Warum sollte Trump die Europaer zu Vasallenstatten machen ? Tatsache ist doch dass sie das schon laengst sind . Der einstige Sicherheitsberater von Jimmy Carter Zbigniew Brzezinski schrieb schon in seinem , leider von unseren Strategen zu selten gelesenen Buch -Die einzige Weltmacht , Amerikas Strategie der Vorherrschaft -dass der ganze eurasische Kontinent von tributpflichtigen Vasallenstaaten uebersaet sei .
Naja...vielleicht hat Trump das werk des Fuehrers gelesen.
Vielleicht auch die werke Caesars...eher nicht in latein.
Oder er inspiriert sich einfach bei frueheren europaeischen maechten wie Spanien,Grossbritannien oder Frankreich .
Er hat ja vorfahren in der Pfalz und Europa ist immer noch die beste inspiration fuer imperialisten .