Nicht schlecht staunten die Autofahrer am Montag an der place de la Paix in Esch. Denn dort waren am späten Vormittag die Verkehrsampeln abmontiert worden. Das Problem: Kein Schild weist auf die neue, veränderte Situation an der ampelfreien Kreuzung hin, es ist keine provisorische Übergangslösung installiert und es wurde keinerlei Information über die Maßnahme von der Stadt Esch publiziert. Das Resultat: Am Montag und Dienstag kam es zu unübersichtlichen Situationen und im Berufsverkehr mitunter zu Chaos. Denn Vorfahrt hat hier nicht der Verkehrsteilnehmer auf der Jean-Pierre-Michels-Straße, sondern der aus der rue Léon Metz respektive der rue Winston Churchill. Und um überhaupt etwas sehen zu können, müssen die Autofahrer bis weit in die Kreuzung hineinfahren.
Dabei ist es nicht so, dass die viel befahrene Kreuzung in Zukunft nach dem Vorfahrtssystem geregelt sein wird. Vielmehr werden die alten Ampeln durch eine Anlage der neuesten Generation ersetzt, wie Mobilitätsschöffe Meris Sehovic („déi gréng“) dem Tageblatt bestätigte. „Die neuen Ampelanlagen haben eine Reihe von Vorteilen, da sie mit dem zentralen Verkehrscomputer der Stadt verbunden sind. Bis Ende der Woche sollten sie stehen“, so Sehovic. Eventuell werde dann auch die Grünphase der Fußgänger etwas verlängert. Man werde das noch prüfen, so der Schöffe. Auch wolle er Rücksprache mit dem zuständigen Gemeindedienst über die jetzige Situation halten. Jedenfalls waren die neuen Ampeln am Dienstagnachmittag bereits auf den Pfosten montiert, aber noch nicht in Betrieb.

In unmittelbarer Nähe zur Kreuzung waren vor einigen Monaten bereits Poller in der Avenue de la Paix aufgestellt worden, um Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen. Das ist in letzter Zeit gleich in mehreren Stellen in Esch geschehen, vor allem im Uecht-Viertel. So wurden rund um die Victor-Hugo-Straße einige Kreuzungen „gepollert“, um das Parken im Kreuzungsbereich zu verhindern. „Das ist ein riesiges Sicherheitsproblem, vor allem für Kinder, die durch falsch parkende Autos nicht sichtbar sind, wenn sie die Straße überqueren wollen“, erklärte Sehovic. Mit Pollern werde demnach dort vorgegangen, wo Kreuzungen, Fuß- oder Radwege regelmäßig zugeparkt würden.
Am vergangenen Freitag kam es zu einem erneuten Unfall an der Kreuzung rue de l’Hôpital/rue Jean-Pierre Michels (das Tageblatt berichtete). Das Problem ist dabei wie an vielen Stellen in Esch, dass Autofahrer sich nicht an die fast flächendeckend in der Stadt geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h halten. Gemeinsam mit einem niederländischen Mobilitätsbüro habe man in den vergangenen Monaten die Sicherheit vor allem von Fußgängern und Radfahrern im Escher Verkehrsnetz analysiert. „Es ging und geht darum, potenzielle Gefahrenstellen und Lücken im Netz zu identifizieren. Wir wollen jetzt vor dem Sommer in einer Arbeitssitzung mit der Mobilitätskommission erste Schlüsse ziehen“, kündigte Sehovic an.
Wird die Kanalstraße zur Einbahnstraße?
Derweil neigt sich die Baustelle auf dem Boulevard Prince Henri ihrem Ende zu. Hier entsteht ein Fahrradweg vom Viadukt bis in den Kreisverkehr der Kanalstraße. Im Mai könnten die Arbeiten abgeschlossen sein, was dann die Frage aufwirft, wie es vom Kreisel aus weitergeht. „Ich bleibe dabei, meine Ambition ist, dass man vom ‚Vëlodukt‘ bis zum Rathausplatz auf gesicherten Radwegen fahren kann“, wiederholte der Mobilitätsschöffe seine Aussage vom vergangenen September. Also soll in der Kanalstraße ein bidirektionaler Radweg entstehen, so Sehovic. Das würde bedeuten, dass Autos weichen müssten. Bei genauerer Betrachtung kann das nur heißen, dass Parkplätze geopfert oder die Straße zur Einbahnstraße wird. Das wollte Sehovic dem Tageblatt jedoch nicht bestätigen: „Es gibt mehrere Möglichkeiten“, so der Schöffe. Nur so viel: Bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 4. April sollen erste Verkehrsreglemente diesbezüglich auf der Tagesordnung stehen.
Bewährt hat sich derweil laut Sehovic die neue Verkehrsführung in der rue Winston Churchill beziehungsweise der rue Henri Dunant in Richtung Wobrécken-Schule. Der Durchgangsverkehr sei raus und was ursprünglich als Test gedacht war, werde nun in eine definitive Infrastruktur umgewandelt.
De Maart

Esch ist auf dem Weg "Ville sinistrée" zu werden! Seit Jahren schon wird diese Stadt, meine Stadt. durch Unfähigkeit, Ignoranz und Selbstherrlichkeit der verantwortlichen Politiker in den Niedergang getrieben. Das Stadtzentrum verkommt zu einer sozialen Wüste und die Alzettestrasse, einst Visitenkarte der Stadt, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst (als Beispiel der unsägliche "Scholesch Eck"-Rohbau), vom Bahnhofsviertel ganz zu schweigen. Trostlosigkeit gepaart mit Gleichgültigkeit, dazu ein kollektives Versagen der Politik, werden auf Dauer den Niedergang der zweitgrössten Stadt des Landes besiegeln. Und daran wird die aktuelle Mehrheit im Gemeinderat mit Sicherheit nichts ändern. Fahrradwege, verkehrsfreie Zonen, Abbau von Parkplätzen und eine lächerliche Verkehrsplanung sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems!