Donnerstag25. Dezember 2025

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Luxembourg City Film FestivalJunge Filmkritikerinnen urteilen (Teil 3): „The New Year That Never Came“ und „L’été de Jahia“

Luxembourg City Film Festival / Junge Filmkritikerinnen urteilen (Teil 3): „The New Year That Never Came“ und „L’été de Jahia“
Schülerinnen aus dem Lycée Robert Schuman beurteilen Filme, die auf dem Luxembourg City Film Festival laufen Quelle: Luxembourg City Film Festival

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Das Tageblatt trifft auf das Luxembourg City Film Festival (LCFF): In den kommenden Tagen präsentieren junge Filmfans aus dem Lycée Robert Schuman ausgewählte Streifen, die im Rahmen des Festivals laufen. Heute stellen Maja Zaglaniczny und Jil Seiwert „The New Year That Never Came“ und „L’été de Jahia“ vor.

„The New Year That Never Came“: Der Untergang von Onkel Nick

Adrian Vancica in „The New Year that Never Came“
Adrian Vancica in „The New Year that Never Came“ Quelle: imdb.com

„Anul Nou care n-a fost“ („The New Year That Never Came“) ist ein historisches Filmdrama des rumänischen Regisseurs Bogdan Mureşanu und hatte 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere. Es handelt sich um die Revolution in Rumänien, spezifisch um den 20. Dezember 1989. Kurz vor Weihnachten 1989 bricht das Regime von Nicolae Ceaușescu zusammen, doch die Menschen in Bukarest ahnen nichts davon, da der Aufstand in Timisoara und das Massaker an Demonstranten vertuscht wurden.

Der rumänische Regisseur drehte in der Vergangenheit mehrere Kurzfilme, darunter „The Christmas Gift“, der 2020 als bester Kurzfilm mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde und bei den Oscars unter die Top zehn gelangte. Dieser diente als Grundlage für „Anul Nou care n-a fost“, in dem ein Junge den Weihnachtsmann bittet, dass „Onkel Nick“ – ein Spitzname für Nicolae Ceaușescu – für seinen Vater stirbt. Für den Langfilm ergänzte Mureșanu fünf weitere, teils wahre Geschichten.

Maja Zaglaniczny

Mein Name ist Maja Zaglaniczny, ich bin 16 Jahre alt und Schülerin auf der A*-Sektion im Lycée Robert Schuman. Meiner Meinung nach ist ein Film mehr als nur ein Film, als Zuschauer sehen wir nämlich nicht, wie viel Arbeit eigentlich dahintersteckt. Mich fasziniert, wie sich alles von einem Drehbuch zu einem richtigen Film entwickelt. Mein persönlicher Lieblingsfilm wäre wahrscheinlich eines der „The Fast and the Furious“-Filme. Ich habe mich entschieden, eine Rezension über den Film „The New Year That Never Came“ zu schreiben. Ich fühle mich angesprochen von diesem Film, da er von der rumänischen Revolution im Jahr 1989 handelt. Rumänien sowie viele andere Länder waren nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der sowjetischen Union und hatten ein kommunistisches System. Meine Eltern sind beide im kommunistischen Polen geboren und meine Mutter hat zahlreiche Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend in diesem Umfeld. Mich interessiert es, ob es anderen Ländern aus der sowjetischen Union auch so ging wie Polen oder ob es anders war.

Alle sechs Kurzgeschichten sind auf eine faszinierende Art und Weise miteinander verbunden. Florina, eine junge Theaterschauspielerin, wird kurzfristig für eine Neujahrssendung des staatlichen Fernsehens engagiert, nachdem die ursprüngliche Schauspielerin geflohen ist. Sie zögert zunächst, da sie nicht mit dem Regime in Verbindung gebracht werden möchte, stimmt aber schließlich zu, sie wohnt auch in demselben Block wie Gelu. Laurențiu Silvestru, ein Student und Sohn des Fernsehdirektors, plant, nach Jugoslawien zu fliehen, indem er durch die Donau schwimmt. Sein Vater, Ștefan Silvestru, ist ein Offizier der Securitate (Geheimpolizei) und überwacht seinen eigenen Sohn, während er gleichzeitig versucht, seine Mutter, Margareta Dincă, aus ihrem zum Abriss bestimmten Haus in eine neue Wohnung umzusiedeln, die ihr nicht gefällt. Gelu, ein Fabrikarbeiter, gerät in Panik, als sein Sohn einen Brief an den Weihnachtsmann schreibt, in dem er den Tod von „Onkel Nick“ als Wunsch seines Vaters erwähnt. Gelu befürchtet, dass dieser Brief die Aufmerksamkeit der Securitate erregen könnte.

Mureșanu nutzt diese sechs Geschichten, die die verschiedenen Realitäten der Gesellschaft in dieser Zeit zeigen, um das kommunistische Regime zu kritisieren. Die Charaktere des Films sind alle nicht mit dem momentanen Regime einverstanden und äußern sich auch in der Privatsphäre ihrer Wohnungen zu diesem Thema.

Das einfache Leben dieser Menschen wird von dem unerwarteten Aufstand in Timișoara begleitet, der aber im Film nur indirekt angesprochen wird, zum Beispiel im Radio oder im Fernsehen. Die Charaktere fühlen eine Art von Panik, Angst und Unsicherheit, dass sie die Nächsten sind. Ihre Verzweiflung und Paranoia werden sehr direkt mit ihren Aktionen begründet, was im Film sehr gut dargestellt wird.

Das Ende hat auch eine große Wirkung auf den Zuschauer, da die Szene vom echten Filmmaterial von der Parade von 1989 begleitet wird. Dies gibt dem Film eine Art Wahrhaftigkeit, dass all dies wirklich passiert ist und nicht vergessen werden sollte. Kommunismus hatte und hat noch immer in verschiedenen Ländern einen großen Einfluss auf die Wirtschaft, Gesellschaft und Politik des betroffenen Landes. „Ich persönlich glaube, dass der Kommunismus immer zum Scheitern verurteilt war. Wenn man versucht, eine Utopie zu erreichen, endet man stattdessen in einer Dystopie“, so Bogdan Mureşanu.


„L’été de Jahia“: Zwischen Hoffnung und Heimatlosigkeit

Der Film „L’été de Jahia“ vom belgischen Regisseur Olivier Meys, der bisher vier Filme gedreht hat, wurde 2025 zum ersten Mal aufgeführt. Die zwei Hauptdarstellerinnen Noura Bance und Sofiia Malovatska waren die perfekte Auswahl für die Rollen von Jahia und Mila. Durch ihren Migrationshintergrund bringen die beiden Debütschauspielerinnen die Charaktere sehr realistisch zum Ausdruck.

Jil Seiwert

Mein Name ist Jil Seiwert, ich bin 17 Jahre alt und Schülerin einer A-Sektion im Lycée Robert Schuman. Filme faszinieren mich, da sie mit einer nur wenigen Sekunden langen Szene sehr viel sagen können. Außerdem können Filme beim Zuschauer viele verschiedene Emotionen auslösen, mit nur einem Bild. Mein Lieblingsfilm ist „Stand by me“, ich finde die Geschichte sehr schön und das Ende ist meiner Meinung nach sehr gut. Ich habe mich für den Film „L’été de Jahia“ entschieden, weil ich das Thema Freundschaft sehr interessant und wichtig finde.

Jahia und Mila, die beiden Hauptcharaktere, leben mit ihrer Familie in einem Asylantenheim und benötigen Papiere. Während Mila mit ihren Eltern und ihrem Bruder zusammenlebt, lebt Jahia mit ihrer Mutter alleine und muss sich um sie kümmern, da sie wegen ihrer vergangenen traumatischen Erlebnisse Schwierigkeiten hat. Trotz ihrer verschiedenen Wesen – Jahia, mit einem schüchternen, zurückhaltenden Charakter und einer pessimistischen Denkweise, und Mila, mit einem offenen, sozialen Charakter und einer positiven Denkweise – befreunden sich die beiden recht schnell. Mila, die davon träumt, Business zu studieren, hilft Jahia, ihren Traum zu finden und ihn zu verwirklichen. Sie helfen sich gegenseitig durch ihre schwere Zeit. Doch durch ein unerwartetes Ereignis verändert sich das Leben der Mädchen schlagartig.

Im Vordergrund stehen klar die Themen Immigration und Freundschaft. Der Film bringt uns die Realität der Hindernisse näher, die die Vergangenheit der Immigranten auf sie hat. Unter anderem zeigt der Film, wie schwierig es für Menschen mit Migrationshintergrund ist, Papiere zu erhalten, um legal im Land leben zu können. Da der Film keine Musik beinhaltet, gibt es viele stille Momente. Diese deuten auf die Einsamkeit und Niedergeschlagenheit der Hauptfigur hin.