Mittwoch5. November 2025

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EditorialDas Sorgenkind des Sports bleibt das Ehrenamt

Editorial / Das Sorgenkind des Sports bleibt das Ehrenamt
Ohne Menschen, die sich freiwillig in den Dienst des Sports stellen, wird es nicht gehen Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Es gibt sie noch, aber es werden immer weniger: Die Rede ist von ehrenamtlichen Helfern, die einen gesellschaftlichen Dienst sogar teilweise über Eigeninteressen, Familie und Zeit stellen. Es ist eine Sorte Menschen, die sich nach einem langen Arbeitstag bei fordernden Vorstandssitzungen einbringen, mehrere Stunden vom Sonntag hinter einem Grill verbringen oder bei eisiger Kälte als Streckenposten bei einem Cyclocross-Rennen im Einsatz sind: Damit der Sportalltag – vom jüngsten Nachwuchsathleten bis hin zur Seniorenmannschaft – reibungslos stattfinden kann, braucht es nach wie vor kollektive Bereitschaft. 

Das Tageblatt hat in seiner fünfteiligen Serie über das „Bénévolat“ Betroffenen zugehört. Überraschend sind deren Kernaussagen nicht: Vereine stoßen an ihre organisatorischen Grenzen, haben Zukunftsängste. Doch nur die wenigsten Klubs sind in der Lage, Personal einzustellen, um zumindest einen Sekretär in administrativen Angelegenheiten zu entlasten. Und eigentlich ist es ein Widerspruch an sich, ausgerechnet die Probleme des „Bénévolats“ mit finanziellen Maßnahmen (teil-)lösen zu wollen. Sportminister Georges Mischo bleibt in einer aussichtslosen Situation allerdings nichts anderes übrig, als noch mehr Geld in den Sportsektor zu pumpen, so wie es seine Vorgänger schon getan haben.

Die Schiene des Sportministers ist klar: „Ich möchte noch mehr Geld in die Vereine bekommen, damit sie sich professionalisieren können. Die Anforderungen im administrativen Bereich sind monströs geworden, teilweise schafft man das neben dem Arbeitsalltag nicht einmal in drei, vier Stunden.“ In diesem Sinne muss die Frage nach einer Vereinfachung dieser Hürden erlaubt sein – immerhin ist es ein Steckenpferd von Premier Luc Frieden, zumindest wenn es um Unternehmen geht. Dennoch: Auch die Vereine und Verbände müssen Verantwortung übernehmen. Warum reichen von 1.300 Klubs nur 400 die nötigen Dokumente für die Finanzhilfe „qualité +“ ein? 

Um bei der Professionalisierung zu bleiben: Was auf dem Papier nach einer Lösung klingt, ist in der Regel nicht so leicht umsetzbar. Wenn in Vereinen das Herzblut durch Verträge ersetzt wird, hat das meist auch Folgen beim Identitätsbild. Dabei ist die soziale Rolle von Sportvereinen genauso wichtig wie Erfolge und Titel – vor allem, da es in Luxemburg keine Profimeisterschaften gibt (und wohl so bald nicht geben wird). 

Weitere (hausgemachte) Probleme sind derweil vorauszusehen: Sollten die Gesetzentwürfe zur Sonntagsarbeit und der verlängerten Öffnungszeiten im Handel Realität werden, würde das die Sportwelt zweifelsohne beeinträchtigen: Trainer, Sportler und „Bénévoles“ werden verloren gehen, weil man ihnen Trainingsmöglichkeiten streicht und sie an Sonntagen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Komplexität des Themas „Bénévolat“ ist weder neu, noch ist eine Patentlösung in Sicht. Falsch und nicht nachvollziehbar ist es allerdings, sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, lokale Vereine zu unterstützen – wie es zuletzt die Wiltzer Gemeinde tat. Der Sportkoordinator, der vom Sportministerium zehn Jahre mitfinanziert wird, würde nicht nur das Sportangebot breiter fächern, sondern mit seinem Fachwissen auch dazu dienen, Strukturen besser zu nutzen, Vereine in Problemsituationen zu beraten und als Bindeglied Strippen zu ziehen. Gerade Gemeinden sollten mit gutem Beispiel vorangehen und dem Sport die Wichtigkeit zugestehen, die er verdient. Es darf nicht bei leeren Parolen in politischen Broschüren bleiben. Warum also schreckte die Summe von einer Million Euro Investitionen über zehn Jahre den Wiltzer Schöffenrat so ab? Eine gesunde Gesellschaft ist definitiv mehr wert.