Getragen von den sich stetig zuspitzenden Spannungen der internationalen Politik und beflügelt von einem Wetter, das auf ihrer Seite schien, strömen am vergangenen Samstag, am Weltfrauentag, Tausende auf die Straßen der Hauptstadt. Rund 5.000 Demonstrierende marschierten im Rahmen der „Marche féministe“ die Avenue de la Liberté entlang, vorbei an der Gëlle Fra, hoch zum Knuedler. Ihre Forderungen? Gleichheit. Sicherheit. Sichtbarkeit. Das Problem: Noch immer müssen diese Rechte erklärt, verteidigt und erstritten werden. Das Tageblatt war mittendrin und hat nachgefragt: Was macht sie wütend? Was gibt Hoffnung?
Die neue Generation
„Was mich immer noch wütend macht, ist, dass wir gerade in der heutigen Zeit immer noch über Gesundheitsfragen wie das Abtreibungsrecht verhandeln müssen. Dass wir immer noch darum kämpfen, dass unser Körper uns gehört“, sagt Tami Sondag, 34. Anne Manternach, 32, stimmt zu, sieht aber auch Fortschritte: „Es freut mich, dass junge Mädchen heute freier sind und früher lernen, Nein zu sagen. Das gab es in meiner Generation nicht.“ Doch institutionelle Unterstützung fehle weiterhin.
Auch Lis Kayser, 33, Lehrerin an einer Mädchenschule, beobachtet diese Entwicklung: „Meine Schülerinnen sind heute viel offener im Umgang mit Themen wie Menstruation oder Frauenrechten. Das hat sich extrem verändert, auch durch soziale Medien wie TikTok und Instagram. Sie sind informierter und kennen ihre Rechte.“ Vincent Debierre, 51, sieht dennoch Grund zur Sorge. Sein Plakat trägt die klare Botschaft: „Fuck Musk“. Für ihn symbolisiert der Tech-Milliardär das patriarchale Machtgefüge, das Frauen und Minderheiten weiterhin systematisch unterdrückt. „Es kann nicht nur Aufgabe der Frauen sein, gegen dieses System zu kämpfen. Wir Männer müssen uns klar positionieren, sichtbar sein und handeln“, betont er.
Luxemburgs blinder Fleck
Luxemburg gilt als wohlhabend, sicher und stabil. Doch Loretta Perera, 37, die vor eineinhalb Jahren aus Singapur hierhergezogen ist, sieht das anders: „Eurostat zeigt, dass Luxemburg die niedrigste Quote von Frauen in Führungspositionen in der EU hat. Warum?“ Gleichzeitig werde Sicherheit genutzt, um Migranten und People of Color zu stigmatisieren. „Wir müssen strukturelle Probleme wie Armut und soziale Ungleichheit angehen, statt einzelne Gruppen zu Sündenböcken zu machen.“
Dem stimmt Mitdemonstrantin Julia Wack, 43, vollkommen zu: „Auch im Parlament sind Frauen mit nur einem Drittel der Sitze unterrepräsentiert. Außerdem fühle ich mich von der aktuellen DP-Ministerin für Gleichstellung weniger repräsentiert als von ihrer LSAP-Vorgängerin. Und dann gab es die Petition zur Entfernung von LGBTIQ+-Inhalten aus dem Unterricht – ein alarmierendes Zeichen für den Druck, den marginalisierte Gruppen erfahren.“
Sie fährt fort: „Ich finde es schwierig, beide Seiten zu beleuchten, weil unsere Rechte ja mehr unter Bedrohung stehen als jemals in den letzten 40 Jahren. Wir machen global gesehen weniger Fortschritt, sondern eher Rückschritte. Besonders, wenn man sich die Debatten zum Abtreibungsrecht ansieht oder an unsere Schwestern in Afghanistan, Iran oder den Sudan denkt. Auch Frauen in militärischen Konflikten, wie in Gaza, werden systematisch unterdrückt.“ Sie hebt zudem hervor, dass die Pandemie bestehende Ungleichheiten weiter verstärkt hat: „Internationale Gendergleichstellung ist durch die ungleich verteilte Care-Arbeit weiter entfernt denn je. Der Gender Pay Gap bleibt bestehen, ebenso wie der Gender Pension Gap – und Letzterer ist in Luxemburg besonders groß. Frauen, die sich um Kindererziehung oder die Pflege von Verwandten kümmern, haben oft Karrierelücken. Dies betrifft nicht nur Luxemburgerinnen, sondern auch viele Migrantinnen, die oft nur im Niedriglohnsektor Arbeit finden.“
Doch sie erkennt auch positive Entwicklungen: „Der EU Gender Equality Index zeigt Fortschritte – Luxemburg ist in den letzten elf Jahren von 63 auf 75% gestiegen. Das ist einer der größten Fortschritte in der ganzen EU. Zudem freue ich mich über die jüngste Änderung des Abtreibungsgesetzes, die die Drei-Tage-Bedenkzeit abgeschafft hat. Solche Schritte zeigen, dass sich etwas bewegt.“
Ein Kampf mit vielen Fronten
Der feministische Kampf ist intersektional. Es geht um Abtreibungsrechte, gleiche Löhne, Schutz vor Gewalt, aber auch um Antirassismus, LGBTQ+-Rechte und soziale Gerechtigkeit. Doch weltweit spitzen sich die Konflikte zu.
Line Wies, Organisatorin der „Marche féministe“, bringt es auf den Punkt: „Es gibt nach wie vor so viele Dinge, die mich wütend machen. Und leider überwiegen sie gegenüber denen, die mir Hoffnung geben. Dieses Jahr steht stark im Zeichen der internationalen Solidarität. Angesichts der globalen Lage ist das auch dringend nötig.“
Besonders besorgt ist sie über die massive Aufrüstung der EU, während soziale Gerechtigkeit in den Hintergrund rückt. „Und dann ein Trump, der sich erneut als ernsthafte politische Bedrohung ins Spiel bringt – ein Mann, der offen sexistisch, rassistisch und gefährlich ist, umgeben von Menschen, die sich ohne Zweifel als Nazis bezeichnen lassen können.“ Sie kritisiert die Macht der Tech-Milliardäre, die Hassreden ungefiltert zulassen, und eine EU, die kaum noch über Arbeitsbedingungen oder gerechtere Löhne spricht. Auch die Klimakrise sei aus der politischen Agenda fast verschwunden. „Wir erheben erneut unsere Stimmen für Forderungen, die weit über den Feminismus hinausgehen – Forderungen, die nicht nur Frauen betreffen, sondern die grundlegende soziale Gerechtigkeit für alle sichern sollen.“
Und dennoch sieht sie Hoffnung: „Dieser Tag und diese Demonstration sind ein Zeichen, nicht nur für Frauenrechte, sondern für soziale Gerechtigkeit und Gleichheit insgesamt. Und solange wir das tun, solange wir auf die Straße gehen und laut bleiben – habe ich Hoffnung.“
Céline Zimmer, 30, fasst es treffend zusammen: „Manchmal fühle ich mich ohnmächtig. Aber dann erinnere ich mich, dass Dinge nicht in Stein gemeißelt sind. Wir können sie ändern.“
De Maart








































Drehen Sie sich ruhig um und marschieren im Laufschritt weiter. Dieses Thema scheint Sie ohnehin zu überfordern.
Wenn ich schon das "F...." Wort vor kunterbunten Fahnen sehe, kann ich mich nur umdrehen. Habt ihr alle keine Familie um die ihr euch kümmern könnt? Oder meldet euch bei Frau Armeeministerin Backes, die sucht händeringend gutes Personal.