Freitag24. Oktober 2025

Demaart De Maart

Weinbau Auf Umwegen zum Wein: Quereinsteiger Stéphane Singery produziert Bioweine „mit Seele“ 

Weinbau  / Auf Umwegen zum Wein: Quereinsteiger Stéphane Singery produziert Bioweine „mit Seele“ 
Stéphane Singery setzt konsequent auf biologische Arbeitsweise und folgt seinen Überzeugungen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Es ist eine ungewöhnlich emotionale Webseite, mit der das „Clos Jangli“ seine biologischen Weine vorstellt. Sie zeugt vom Respekt eines Menschen vor der Natur, ihren Zusammenhängen und tiefen Überzeugungen für eine konsequent biologische Arbeitsweise im Weinberg. Am Ende stehen „Weine mit Seele“, wie es auf der Seite heißt. Stéphane Singery (63) ist Quereinsteiger in der luxemburgischen Winzerszene und erweitert gerade sein Weingut.

An diesem sonnigen Tag freut er sich über sein Paradies. „Die Ruhe hier ist herrlich“, sagt er inmitten des fantastischen Rundumblicks an der Stelle, an der ab Sommer 2025 die Kellerei stehen wird. Noch ist der Weinkeller nebst Büroräumen am Scheuerberg Gaalgebierg in Erpeldingen eine Baustelle. Wie es einmal aussehen wird, lässt sich erahnen und verspricht viel.

Die Steillagen rundherum stehen voller gerade frisch geschnittener Weinstöcke. Wenn er über seine Arbeit im Weinberg spricht, ist es mit Respekt vor den Pflanzen, dem Boden und dem Produkt, das er herstellt. Elf Jahre nach den ersten Anfängen, genießt sein Crémant schon jetzt große Anerkennung. Neben den Riesling-, Pinot-gris-, Pinot-blanc-, Pinot-noir-, Auxerrois- und Chardonnay-Sorten, die er anbaut, soll das prickelnde Produkt einmal 50 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Der Bauernsohn aus den französischen Ardennen hat eine besondere Beziehung dazu. Erstens liebt er Schaumweine und es ist der frühe Tod eines befreundeten Winzers aus der Champagne, der ihn als sehr jungen Mann nicht nur zum Nachdenken, sondern zu seiner Arbeitsweise bringt. Für ihn gab es damals nur eine Erklärung. „Ich habe mir gesagt, das kann nur an der Chemie liegen, die ausgebracht wird“, sagt er.

Biologisches Arbeiten und Permakultur

Fruchtfolgen, so wenig Chemie wie möglich oder schonende Bodenbearbeitung, über die heute viel geredet wird, werden für ihn schon Anfang der achtziger Jahre zu Schwerpunkten im „Lastenheft“ eines jeden landwirtschaftlichen Betriebes. Damals hieß das noch „Technique culturale simplifiée“. Das „Clos Jangeli“ arbeitet mit Permakultur.

„Bei mir sieht es immer ein bisschen wilder aus als bei anderen Winzern“, sagt Winzer Singery. Das scheinbar „Ungepflegte“, vielen Kollegen ein Dorn im Auge, hat System. Er baut an einem Ökosystem, in dem Rebstöcke Seite an Seite mit weiteren Pflanzen wie Bäumen, Büschen und Gräsern gedeihen, um den Boden gesund zu erhalten. Und den Rebstöcken helfen, zu gedeihen. Es entspricht seinen Überzeugungen für das „System Natur“ und dem Wissen, das er jahrzehntelang weltweit mit anderen Aktivitäten sammelt.

„Wütend kommt mir niemand in den Weinberg“, sind Sätze, die nur jemand wie er sagen kann, ohne dass es lächerlich wirkt. Reben für einen Wein mit Seele vertragen das nicht. Einen Abschluss an einer Weinbauschule hat er in dem Alter, in dem andere es machen, nie gemacht. Gerade mal zwei Wochen hält er es nach dem Abitur an der Landwirtschaftsschule aus, auf die sein Vater ihn schickt.

Von den Ardennen in die weite Welt

Danach zieht es ihn in die Welt, ohne der Landwirtschaft jemals ganz Adieu zu sagen. Im Gegenteil: Mit seinem Wissen hilft er vielen Landwirten weltweit, ihre Erträge naturverträglich zu steigern. Iran, Brasilien, Afrika, Russland, Ukraine, die Liste der Länder, wo er tätig war, ist nur ein Auszug. Für eine Firma in Paris, die landwirtschaftliche Maschinen produziert, reist er rund um den Globus und passt sie vor Ort mit seinem mechanischen Geschick an Boden- und Klimaverhältnisse der Kunden an. „Die einzigen Länder, wo ich nicht war, sind Neuseeland und Australien“, sagt er.

Zuckerrüben, Karotten, Kartoffeln, Mais oder Weizen, Gerste, Roggen, er hilft den Bauern auf den jeweiligen Kontinenten, ihren Betrieb zu optimieren. Der Boden, den er vorfindet, seine Nährstoffe und sein Potenzial machen die Basis seines Tuns aus. Weit vor vielen anderen hat er verstanden, dass nur, wo er gesund ist und gepflegt wird, qualitativ hochwertige Lebensmittel wachsen können. Wenn er über seinen Lebensweg spricht, ist es nicht nur eine Reise um die Welt.

Es bringt einen Menschen zum Vorschein, dem Müßiggang fremd ist. Bevor er 2002 nach Luxemburg kommt, hat er sich nach Jahren des Reisens als Generalimporteur für landwirtschaftliche Maschinen und Lkws in Simbabwe niedergelassen. Dort baut er außerdem einen eigenen Agrarbetrieb auf, gründet eine Saatgutproduktion und fliegt als Pilot Touristen zu Safaris. Als der damalige Präsident Robert Mugabe (1924-2019) gegen Weiße vorgeht, muss er das Land verlassen.

Ein neues Abenteuer nimmt seinen Lauf

Nach fünf Jahren in Afrika war die Rückkehr nach Europa zunächst unvorstellbar. „Ich war dort glücklich“, sagt er. 2002 in Luxemburg angekommen, baut er einen Import-, Exporthandel mit landwirtschaftlichen Maschinen und Samen für Osteuropa auf, ist Berater für erneuerbare Energien und ergreift zehn Jahre später die Gelegenheit, sein Fachwissen zu belegen. Als Externer legt er am Agrosup in Dijon (F) die Prüfung zum Agraringenieur ab. Das hatte er sich vorgenommen. Er meint und macht, was er sagt. Das ist eine Eigenschaft, die ihn auszeichnet. 

Nur einer einzigen Sache nachzugehen, ist seine Sache nicht. Umso erstaunlicher ist, dass der Wein schließlich siegt. Alles andere hat er aufgegeben. Mit zwei Hektar und 100 Hektoliter Jahresproduktion hat er mit seiner Frau 2014 in einem gemieteten Weinkeller angefangen. Heute baut er auf rund zehn Hektar an und hat die Kapazität, 600 Hektoliter zu produzieren, wenn alle Flächen umgestellt sind. Zukünftig wird er das in seinem eigenen Weinkeller tun, obwohl er eigentlich kurz vor dem Rentenalter ist.

Rente – Gedanken wie diese sind ihm so fremd wie fern. „In meiner Familie haben viele bis zum Alter von 80 gearbeitet“, sagt er und muss immer lachen, wenn ihm jemand etwas von Fitnessstudio erzählt. „Das habe ich hier jeden Tag“, sagt er mit Blick auf seine Steillagen. Er wird sie gleich wieder erklimmen, um seine Pflanzen zu pflegen. „Für mich ist wichtig, ob der Wein gut ist, den wir machen“, sagt er, verabschiedet sich und holt sein Werkzeug aus dem Auto. Genug am Tisch gesessen.

Holly
10. März 2025 - 8.32

Naturverschandelung pur, wie und wo sind denn alle Anschlüsse
für dieses "grüne" Projekt genehmigt worden, wer gut schmiert
der fährt auch gut, all Kommentare sind überflüssig.

Meier Peter
9. März 2025 - 15.51

Und die Zersiedelung geht weiter und weiter....