Wie Bürgermeister François Sauber in seinem Vorwort im Katalog der Ausstellung unterstreicht, ist das Atelier „Empreinte“ nun zum zweiten Mal in Walferdingen zu Gast. Für die Mitglieder der Empreinte-Gruppe bedeutet dies einmal mehr, zu zeigen, wie unterschiedlich Druckgrafik ausgelegt sein kann. Das Atelier mit passendem Material und Druckpressen befindet sich im Rollingergrund. Das Kollektiv umfasst 50 Mitglieder. Diese teilen sich die Räumlichkeiten, um ihre oft in mehreren Arbeitsgängen erstellten Werke zu realisieren. Für diese Expo hatte man sich vorgenommen, möglichst viele Techniken, ob Kupferstich, Radierung, Schwarzkunst oder „Mezzotinto“, Aquatinta, Lithografie oder Holzstich, für ihre Werke zu nutzen. Jeder Künstler greift dabei auf seine Spezialisierung zurück, wie in einem recht informativen Begleitkatalog, in dem jede(r) Einzelne seine/ihre Optionen erläutert, erklärt wird.

In einem 2016 publizierten Heft über das Kollektiv „Empreinte“ verzichtet der leider allzu früh verstorbene Kunstexperte Paul Bertemes auf ein herkömmliches „Vorwort“ und hält ein „Plädoyer“ für die Druckgrafik, die, wie er sagt, sicherlich Zukunft hat. Dieser „Kunstbereich“, so meint er, würde sich für manche Kunstfreunde im schnellen Zeitalter der „audiovisuellen Installationskunst und der digitalen Mediatisierung wohl etwas außerhalb des Zeittrends“ bewegen, doch sei dies wohl „nicht die Messlatte für die Wertigkeit von Kunst“. Historisch betrachtet führe die Druckgrafik, so Bertemes weiter, zu großen Meistern wie Dürer und Rembrandt oder Tizian und Goltzius, Goya, Daumier, Kirchner, Wols und Kandinsky. Selbst Namen wie Warhol und Baselitz wären zu erwähnen. Der Rahmen ist somit gesteckt. Auch in Luxemburg zeigt ein Blick in die Kunstgeschichte, dass eminente Vertreter der bildenden Kunst sich der Druckgrafik bedienten, etwa Roger Bertemes. Das Atelier „Empreinte“, so Paul Bertemes, belebe seit 1994 die „druckgrafische Qualität“ auf gelungene Art.
Lutz, Ruf und Co.
Einzelne Künstler oder Künstlerinnen aus der nun im CAW ausstellenden Riege hervorzuheben ist schwer, da einige mit größeren Werken, andere mit mittleren oder kleineren Grafiken, wiederum andere mit ganz farblich betonten Bildern oder mit grau-schwarzen Tönen überzeugen wollen, um von der farblosen „gaufrage“-Technik mit Papier nicht zu sprechen. Zu den bekanntesten Protagonisten dieser an sich insgesamt sehenswerten Ausstellung gehören wohl Isabelle Lutz, die einmal mehr drei feine, minimalistisch gehaltene „Mezzotinto“-Werke präsentiert, oder auch Franz Ruf, der vor allem zwei in Blau getauchte „Sonnenwind“-Sichten und ein „Fragment“ in Aquatinta, „das zugleich Chaos und Bewegung symbolisiert“, beisteuert.
Beeindruckend auch die beiden großformatigen, im „Azulejos“-Stil auf Papier und Holz in gemischten Techniken realisierten „Regeneration“-Ensembles der Danielle Grosbusch, die wir auch von kleineren Auseinandersetzungen mit aus Botanik und Landschaft gegriffenen Motiven her kennen. Ihr nun vorgelegtes Projekt will eine abstrahierende Annäherung an die bekannten portugiesischen „Azulejos“ sein.

Bewegen sich einige Teilnehmer(innen) in eher klassischen Formaten, so sticht Pit Wagner mit drei übertragenen und drucktechnisch fein bearbeiteten Fotografien hervor, Serge Kochs Gesichter hingegen ähneln kaum Porträt-Lichtbildern, sondern sehen eher wie eigens gezeichnete Fratzen aus. Dies belegt u.a., wie viel Handarbeit in der Umsetzung von Druckgrafik liegt. Es geht hier nicht einfach um „kopieren“, wie manchmal gemunkelt wird. Malou Faber-Hilbert zeigt in ihren neun Arbeiten, wie abgetragene Materien und zeitliche Wandlungen sich auf natürliche Strukturen auswirken und zu Neuem verflechtet werden können. Sie hat sich bei einem Werk der „Zucker-Gravur“ bedient, eine spannende Methode, um die Sichtbarkeit des Gezeichneten zu verbessern.
Interessant auch die vier mit ehemaligen Illustrationen im Holzstich geschaffenen Drucke von Robert Hall, die durch dynamische Strichführung und ein undurchdringliches Gesamtbild glänzen, derweil Asta Kulikauskaité Krivickiene ihre an sich bewegten Landschaften mittels eintöniger Einfärbung wieder beruhigend wirken lässt. Anneke Welch nutzt die Ausdruckskraft des schlichten „Linostichs“ und schmiedet in Schwarz-Weiß ihre Welt in einfachen, aber gezielten Linien zurecht. Marie-Pierre Speltz hat sich das Raben-Emblem der Galerie zu eigen gemacht und eine schwarze „Portraitgalerie der Familie Corvus“ hervorgebracht.
Breite Palette an Drucktechnik
Yvonne Simon bleibt in der Manipulation traditioneller Druckgrafik ihrem Motiv Mensch treu. André Botzem tut das Gleiche, jedoch mit anderer Drucktechnik. Nathalie Noé Adam zeigt anhand eines kleinen Tischs, wie einsatzfähig per Druckgrafik verwirklichte Kunstwerke sein können. Yvonne Rodesch führt uns in eine bunte und düstere Welt, die sie anhand des Holzschnittes verwirklicht. Christiane Linden geht in ihren per „Collagraphie“ verwirklichten neun Arbeiten konsequent mit Strukturen und kräftigen Farben um. Pierre Emile Moulins sechs Werke regen zum Nachdenken an, wie er selber betont, gilt es doch, aus diesen in typischer Druckgrafik-Technik kombinierten Motiven den Fokus herauszukitzeln.
„Printmakers’choice“
CAW Walferdingen, noch bis zum 23. März 2025.
www.atelierempreinte.org.
Die auf Kupferplatte von Tristana Delubac eingearbeiteten Drucke gehen in zwei Richtungen, wobei die komplexen Darstellungen der fünf Sinne dem Betrachter manch geübtes Auge abverlangen. Jaana Antola taucht uns in eine Welt voller Imagination, wächst doch das Nest des Vogels aus dem Kopf einer Menschen-Figur, um nur dieses Beispiel zu nennen. Diane Jodes, unermüdliche Vertreterin der Druckgrafik-Kunst, stellt uns unter Einsatz diverser Techniken sechs kuriose Bilder quasi futuristischer Machart mit völlig entfremdeter Logik vor.
Abstrakt und/oder symbolisch geht es bei Andrée Philippart mit ansehnlichen Kompositionen und Désirée Wickler mit vier eindrucksvollen „Linodrucken“ zu. Abgerundet wird die Schau der Druckgrafik durch elf Beiträge von Mariette Flener, die zeigt, was Reliefdruck und Papier auszusagen vermögen. Sie zeigt fantasievolle Beispiele der „gaufrage“-Methode wie auch ausgewählte Zitate aus ihrem Künstlerbuch. Einmal mehr hat das Atelier „Empreinte“ die Prognose „Druckgrafik hat Zukunft“ bestätigt und die Vielseitigkeit dieser Kunstkategorie, auch in diesen oft auf „digitale Medien“ ausgerichteten Praxis, gezeigt.
De Maart
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