Interessierte Blicke, kurze Vorstellungsgespräche und reger Austausch: Am Montag fand der Jobday der ADEM für den Horeca- und Lebensmittel-Bereich statt. Bereits um 10.15 Uhr reihten sich die Menschen vor dem Eingang zum Veranstaltungsraum des Parc Hotel Alvisse auf. Die ADEM verzeichnete rund 3.000 Besucher*innen.
Unter ihnen ist die 22-jährige Lily. „Ich habe noch keinen Abschluss“, so die junge Frau. „Ich möchte gerne Erfahrung als Bedienungskraft in einem Café oder Restaurant sammeln.“ Ab September wird sie dann wieder die Schulbank drücken.
Utopische Anforderungen und kaum Motivation

„Die größte Herausforderung ist, langfristig motiviertes Personal zu finden“, erklärt Katharina Lukaschevic, Personalleiterin von „Black Sheep“. Die Gruppe betreibt Restaurants wie das „Partigiano“ und „Bella Ciao“. Es gebe immer wieder Menschen, die sechs Monate lang arbeiten und sich dann total daneben benehmen. Der Grund: Sie können nach einer Kündigung Arbeitslosengeld beziehen.
In Bezug auf die „Inspection du travail et des mines“ (ITM) fragen sich die Zuständigen von „Black Sheep“, welche Absichten hinter den Kontroll-Gängen stecken. „Ich habe manchmal das Gefühl, es gehe nur darum, Bußgelder zu verhängen.“ Die Personalleiterin zeigt sich bestürzt: „Es ist eine zeitintensive Arbeit, den Auflagen der ITM gerecht zu werden und wir bemühen uns sehr. Wir würden uns manchmal mehr Menschlichkeit wünschen.“ Seit Januar 2025 habe man bereits kleine Veränderungen festgestellt: „Bereits einige Male bot die ITM uns telefonisch eine Beratung sowie Hilfestellungen an.“
Von unmöglichem Luxus-Gehalt bis hin zu undenkbaren Arbeitsstunden – die Anforderungen der Arbeitssuchenden seien laut Lukaschevic teilweise utopisch: „Wir sind uns bewusst, dass unsere Branche viel Einsatz erfordert und außerhalb der ‚normalen‘ Arbeitszeiten stattfindet.“ Man versuche aber, sich weitgehend an die Bedingungen des Personals anzupassen und stets Lösungen zu finden.
„Falsches Bild von der Welt“

Die 22-jährige Lily selbst sei bereit, den Anforderungen im Horeca-Bereich zu trotzen. „Viele junge Leute haben ein falsches Bild von der Welt. Sie wurden noch nicht wirklich mit der Realität konfrontiert und wuchsen in gutbetuchten Elternhäusern auf“, erläutert Lily. Eine eigene Arbeit zu haben, scheint dann in vielen Fällen unwichtig zu sein.
Viele junge Leute haben ein falsches Bild von der Welt. Sie wurden noch nicht wirklich mit der Realität konfrontiert und wuchsen in gutbetuchten Elternhäusern auf.
„Das Ziel dieses Jobdays ist die sofortige Beschäftigung von Personen, die den Anforderungen der Arbeitgeber auf Anhieb gerecht werden können“, so Steffi Wolak, Zuständige für die Abteilung der Arbeitnehmer bei der ADEM. Man sieht sich als „Matchmaker“ in der Arbeitsbranche: „Wir sorgen dafür, dass Arbeitnehmer und -geber in einen direkten Austausch kommen. Unsere Aufgabe besteht aber auch in der Beratung von Unternehmen, auf der Suche nach passendem Personal.“ Die Besucher*innen konnten insgesamt 37 Stände mit unterschiedlichen Stellenangeboten im Gastgewerbe entdecken.
„Es war eine Katastrophe“

Das „GluFree – Pancake and more“ bietet seit Juni vergangenen Jahres unter anderem glutenfreie Backwaren und Pfannkuchen an. Sandra Tinelli arbeitete 18 Jahre lang in der Verwaltung des Gastronomieverbands Horesca, bevor sie das Unternehmen gründete. Vom Jobday erhofft sich Tinelli eine professionelle Arbeitskraft, die sie tatkräftig in der Küche unterstützt. Das Personal bereitete auch ihr sehr schnell Probleme: „Am Tag der Eröffnung tauchte der Koch nicht auf. Ich musste alles verschieben und mich umorganisieren – es war eine Katastrophe.“
Der Koch habe sich am Tag der Eröffnung krankgeschrieben und sich nie mehr blicken lassen. Auch aktuell habe die Betreiberin von GluFree wieder mit Beurlaubungen wegen Krankheit zu kämpfen. Für ein kleines Unternehmen sei dies sehr schwer zu handhaben.
Schon oft habe die fehlende Resistenzfähigkeit der Angestellten zu Auseinandersetzungen geführt: „Ich habe eine Vision. Es ist mein Herzensprojekt und ich möchte das Konzept so umsetzen, wie ich es mir vorstelle.“ Es sei unmöglich, mit Menschen zu arbeiten, die nicht professionell mit Kritik umgehen können.
Nachwehen der Corona-Krise und Inflation
Die Zahl der Restaurant-Besuche sei zwar stabil, allgemein habe sich das Konsumverhalten nach Covid allerdings verändert. Dies unterstreicht Steve Martellini, Generalsekretär der Horesca: „Die Menschen gehen weniger oft ins Restaurant. Die Bestellungen fallen außerdem kleiner aus als vor der Pandemie.“ Ein weiteres Problem sind die sogenannten „No-Shows“: Die Kund*innen buchen einen Tisch und tauchen dann nicht auf. Vor allem in der Haute Cuisine bedeutet dieses Phänomen einen großen finanziellen Verlust.

De Maart
Motiviertes Personal ist auch schwieriger zu finden in diesem
Sektor, Arbeiten an Wochenenden, schlechte Bezahlung,
nicht geregelte Arbeitszeiten, manch arrogante Arbeitgeber usw.
Man kann nicht alle verallgemeineren,aber verschiedene Gastropreise sind stark übertrieben, im Verhältnis zur Realität,
das Problem ist bei den Restaurant-Betreibern selbst zu finden.