Donnerstag27. November 2025

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GazastreifenHamas übergibt vier tote Geiseln an Rotes Kreuz

Gazastreifen / Hamas übergibt vier tote Geiseln an Rotes Kreuz
Ein von einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt Palästinenser in der Ruinenlandschaft der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens Foto: dpa/AP/Mohammad Abu Samra

Mit unwürdigen Inszenierungen bei den bisherigen Übergaben von Geiseln hat die Hamas im Gazastreifen die Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel ins Stocken gebracht. Nun lief es anders.

Die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen hat nach Medienberichten die Leichen von vier israelischen Geiseln an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben. Dies meldeten am späten Abend israelische Medien unter Berufung auf israelische Regierungsbeamte. Auch die islamistische Hamas in Gaza bestätigte die Übergabe an das Rote Kreuz.

Zuvor hatte das israelische Ministerpräsidentenamt mitgeteilt, dass eine Einigung über die Art und Weise der Übergabe erzielt wurde. Insbesondere gab es dieses Mal keine Zeremonie mit bewaffneten Kämpfern und lauter Musik bei der Aushändigung der Särge an das Rote Kreuz im Gazastreifen. Darauf hatte Israel im Vorfeld bestanden.

Im Gegenzug sollen 600 palästinensische Häftlinge freikommen

Im Gegenzug sollen rund 600 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Augenzeugen berichteten, dass sich ein erster Bus mit knapp 40 Gefangenen vom Militärgefängnis Ofer im besetzten Westjordanland in Richtung Ramallah in Bewegung setzte. Die Häftlinge hätten ursprünglich am letzten Samstag im Austausch für sechs israelische Geiseln freikommen sollen. Unter ihnen sind 50 Personen mit lebenslangen Haftstrafen.

Israel hatte die Freilassung der Palästinenser nach dem Erhalt der sechs Geiseln am letzten Samstag ausgesetzt. Der jüdische Staat hatte diesen Schritt mit den entwürdigenden Zeremonien begründet, die die Hamas bei den bisherigen Übergaben von lebenden und toten Geiseln an das Rote Kreuz im Gazastreifen inszeniert hatte.

Identität wird erst nach Untersuchung bestätigt

Israel wollte die Identität der nun übergebenen Leichen erst nach ihrer Untersuchung bestätigen. Medienberichten und Angehörigen zufolge handelte es sich um die sterblichen Überreste von vier israelischen Männern im Alter zwischen 50 und 86 Jahren. Drei von ihnen waren am 7. Oktober 2023 aus zwei Kibbuzim nahe der Gaza-Grenze entführt worden. Der vierte Mann war beim Überfall der Hamas und anderer Gruppen an jenem Tag auf den Süden Israels getötet worden, seine Leiche hatten die Terroristen nach Gaza verschleppt.

Die Hamas nutzte die Geisel-Freilassungen bislang stets als Machtdemonstration und Spektakel für Schaulustige. Oftmals wurden die Entführten auf einer Bühne vorgeführt und erhielten von bewaffneten Islamisten sichtbar Anweisungen, zu lächeln und der wartenden Menschenmenge zuzuwinken. Vergangenes Wochenende musste ein Israeli zudem zwei vermummte Mitglieder der Hamas auf die Stirn küssen.

Auch bei der Übergabe von Leichen israelischer Geiseln, darunter zwei Kleinkinder, die auch deutsche Staatsangehörige sind, gab es vergangenen Donnerstag ein international kritisiertes Prozedere. Die Hamas hatte die Särge auf einer Bühne aufgebahrt, zahlreiche jubelnde Schaulustige und Dutzende vermummte Islamisten versammelten sich am Übergabeort, während laute Musik spielte.

Noch 59 Geiseln in der Gewalt von Islamisten – viele von ihnen tot

Im Rahmen einer ersten Phase des mehrstufigen Abkommens zwischen Israel und der Hamas sollten 33 Geiseln, darunter acht Tote, freikommen. Dies wurde nun vollständig umgesetzt. Im Gegenzug dazu sollten 1.904 palästinensische Häftlinge freikommen. Die erste Phase soll offiziell am Wochenende enden.