Die intensiven 90 Minuten vom Freitag und der tiefe Rasen, der mit jeder Minute schwerer einzuschätzen werden würde, dürften nur zwei der Gründe für die vielen personellen Wechsel bei den „Roten Löwinnen“ gewesen sein: Gegenüber dem 2:2 gegen Kasachstan hatte FLF-Trainer Dan Santos auf vier Positionen gewechselt. In der Verteidigung spielten Barbosa und Mateus anstelle von Machado und Dos Santos. Nach ihren starken 45 Minuten stand Jorge in der Startelf – und das war definitiv ein entscheidender Faktor. Neu im Team war Stürmerin Kirps. Dafür nahmen Kocan und Lourenco auf der Bank Platz.
In der dritten Minute hatte die Heimmannschaft bereits die erste große Chance. Über links erreichte Kirps eine Thompson-Flanke, doch der Abschluss flog knapp am Gehäuse vorbei. Pünktlich zum Anpfiff hatte sich der Nieselregen in Fritz-Walter-Wetter verwandelt. Man sah den FLF-Spielerinnen zwar die technische Überlegenheit an, doch wirklich Profit daraus ziehen konnten sie auf dem matschigen Untergrund (noch) nicht. Den zweiten Schuss von Kirps hielt Huber im Liechtenstein-Tor fest. Als Jorge im Nachschuss die Führung besorgte, sah die Schlussfrau allerdings weniger glücklich aus: Einen ersten Schuss der Standard-Spielerin hatte sie abgewehrt – ehe Kirps am zweiten Pfosten reingerutscht war. Huber flutschte der Ball aus den Händen und eine Verteidigerin schoss ihn gegen den Pfosten. Die 19-Jährige musste nur noch einschieben.
Die größte Gefahr für die FLF-Auswahl ging von einem schlechten Pass von Schlimé aus: Der Ball landete in den Füßen von Kindle, die aus 30 Metern aber das leere Tor verfehlte (32.). Direkt im Gegenzug bediente Thompson Jorge, die im Fünfmeterraum abgeblockt wurde. Miller versuchte es aus der Distanz (37.). Jorge und Thompson begeisterten weiter, doch in der entscheidenden Zone war noch immer ein Bein oder Fuß dazwischen. In der 39. belohnte sich die 19-Jährige dann endlich für ihren Sahnetag: Genau wie beim ersten Treffer stand sie erneut richtig, um einen abgewehrten Ball im Netz unterzubringen.
Estevez trifft erneut vom Punkt
Damit nicht genug: Ihre tolle Flanke nach einem ungewollten Zuspiel einer Liechtensteinerin konnte Thompson im Strafraum annehmen. Die pfeilschnelle Angreiferin hatte sich an der Verteidigerin vorbeigeschlichen und auf 3:0 hochgeschraubt.
Mit einer der ersten Offensivaktionen des zweiten Durchgangs fiel das vierte Tor: Ein Foul an Kirps hatte einen Elfmeter zur Folge. Wie am Freitag suchte sich die Mittelfeldstrategin die rechte Seite aus. Anders als vor der Pause traute sich Liechtenstein inzwischen öfters aus der eigenen Hälfte. Kindle, die nicht immer zu beneiden war, testete die Reaktionsschnelligkeit von Schlimé. Jorge hätte den Spielball wohl gerne bei einem dritten Tor des Tages mit nach Hause genommen, doch ihren Foulelfmeter (nach einem harten Foul an C. Schmit) parierte Huber.
Während sich die Spielbedingungen mit jeder Minute verschlechterten, blieb Luxemburg am Drücker. Barbosa behielt den Durchblick im Schlammbad des Fünfmeterraums (5:0). Was Kapitänin Laura Miller den Zuschauern dann auftischte, war ganz großes Spektakel: Nach einer Ecke traf sie den Ball perfekt bei einem seitlichen Fallrückzieher. Es stand völlig zu Recht 6:0. Wer sich nun fragte, ob dies der höchste Sieg der Geschichte sein könnte, wurde dann allerdings an das 11:0 im Testspiel gegen Tahiti (2022) erinnert. C. Schmit hatte damals zwar nicht getroffen, dafür belohnte sie sich nach einem harten Arbeitstag mit dem 7:0.
Statistik
Luxemburg: Schlimé – L. Schmit (72. Faria), Barbosa, Kremer, Mateus (46. Villegas) – Estevez (60. Lavinas), Miller – Jorge (72. Albert), C. Schmit, Thompson – Kirps (60. Serra)
Liechtenstein: Huber – Stampfli, Hürlimann, Benneckenstein, Blumenthal (46. Lohner) – Göppel – Risch, Fasel (46. Gerner), Frick, Vogt (68. Kollmann) – Kindle
Schiedsrichter: Jeremolajeva – Didrike, Vanaga-Araja (alle LVA)
Gelbe Karte: Frick
Torfolge: 1:0 Jorge (16.), 2:0 Jorge (39.), 3:0 Thompson (44.), 4:0 Estevez (48., Foulelfmeter), 5:0 Barbosa (68.), 6:0 Miller (76.), 7:0 C. Schmit (87.)
Beste Spielerinnen: Jorge, Thompson, C. Schmit – Huber
Zuschauer: 394
Trainerstimme
Dan Santos (Luxemburg): „Ehrlicherweise trage ich den Frust über die erste Hälfte gegen Kasachstan noch immer in mir. Das weiß jeder, der die ganze Woche über mit uns im Hotel war. Heute auf diesem Platz – wenn man das so nennen kann – haben wir versucht, Fußball zu spielen und Tore zu schießen. Deshalb geht die Leistung so in Ordnung. Wir haben einen Kader von 23 Spielerinnen, einige müssen sich vielleicht infrage stellen. Caroline Jorge würde ich eine 7 von 10 geben, da sie den Elfmeter verschossen hat.“
De Maart

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