Dienstag11. November 2025

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JustizWashington streitet für die in Rumänien ins Justizvisier geratenen Tate-Brüder

Justiz / Washington streitet für die in Rumänien ins Justizvisier geratenen Tate-Brüder
Der britisch-amerikanische Influencer Andrew Tate erscheint in Handschellen und in Polizeibegleitung in einem Gerichtsgebäude in Bukarest Foto: AFP

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Wegen des Verdachts des Frauenhandels und der Vergewaltigung sind die amerikanisch-britischen Influencer Andrew Tate und sein Bruder Tristan auch ins Visier der rumänischen Justiz geraten. Washington  sieht die bekennenden Sexisten als Opfer – und macht sich für die Aufhebung ihres Ausreiseverbots stark.

Nichts soll nach dem US-Machtwechsel so bleiben, wie es war. Aus bisherigen Freunden werden für die neuen Machthaber im Weißen Haus potenzielle Feinde, aus autoritären Kriegsherren hofierte Verbündete – und aus mit der Justiz in Konflikt geratene Schattenmänner bedauernswerte Unschuldslämmer: So hat die neue US-Diplomatie Rumänien und zwei dort festsitzende Gebrüder entdeckt.

Als bekennende Frauenhasser sorgen der amerikanisch-britische Influencer Andrew Tate und sein Bruder Tristan seit Jahren für Schlagzeilen. Schon 2016 flog der frühere Kickboxer aus der britischen „Big Brother“-Show, weil er in einem Video eine Frau mit einem Gürtel geschlagen hatte. Wegen seiner frauenverachtenden Hetze ist Tate von fast allen Plattformen verbannt: Nur der Übernahme des früheren Twitter-Dienstes durch Elon Musk hat es der neun Millionen „Follower“ zählende Influencer zu verdanken, dass er seine sexistischen Lebensweisheiten auf „X“ noch verbreiten kann.

Doch es sind die ihm zur Last gelegten Straftaten wie Frauenhandel und Vergewaltigung, die Tate nicht nur in Großbritannien und in den USA, sondern auch in Rumänien mit der Justiz in Konflikt gebracht haben: Diese wirft den Tate-Brüdern vor, junge Frauen zur Mitwirkung an Sex-Videos gezwungen zu haben.

Angeklagte bestreiten alle Vorwürfe

Ende 2022 wurden die Brüder in Rumänien erstmals verhaftet. Nach drei Monaten wurde ihre Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt, bevor sie im August 2023 unter der Auflage, das Land nicht zu verlassen, wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Ein internationaler Haftbefehl bescherte den Tate-Brüdern im März 2024 erneut den kurzzeitigen Gang hinter Gittern. Ein Gericht entschied damals, dass dem Auslieferungsbegehren Großbritanniens erst stattgegeben werden solle, wenn ihr Prozess in Bukarest abgeschlossen sei.

Die Angeklagten weisen alle Vorwürfe zurück – und fordern ihre abgenommenen Pässe samt der ihnen versagte Reisefreiheit zurück. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump haben die Gebrüder in Washington prominente Unterstützer und Fürsprecher. Die neue US-Administration wittert in Tate ein weiteres Opfer der US-Entwicklungshilfeorganisation USAid, die angeblich weltweit politisch nicht genehme „Konservative“ ins Visier genommen habe.

Auch der US-Sonderbeauftragte Richard Grenell macht sich für die Gebrüder stark. „Ich unterstütze die Tate-Brüder“, bestätigte er auf Nachfrage der Financial Times, dementierte aber, mit Rumäniens Außenminister über die Aufhebung von deren Reisebeschränkungen bereits gesprochen zu haben.

Doch egal, ob Washington offiziell oder inoffiziell für die Tate-Brüder streitet, der US-Einsatz für sie wird zumindest in Großbritannien auch mit Beunruhigung verfolgt. Seine Mandantinnen seien über die kolportierten US-Interventionen „extrem besorgt“, berichtet der Anwalt Matthew Jury, der vier mutmaßliche Opfer vertritt, der BBC. Dass der „mächtigste Mann der Welt“ ihre Peiniger unterstütze, sei für die Frauen „traumatisierend“: Entweder würden die USA die Schwere der Vorwürfe „nicht kennen oder sich nicht darum scheren“.