Debüt 2014
Es war der Sommer 2014, als Thomas Grün erstmals im Kader der A-Nationalmannschaft stand. Zuerst in den Vorbereitungsspielen für die EM-Qualifikation 2015 gegen Island und Irland und dann in den sechs Partien gegen Österreich, Polen und Deutschland, die damals noch allesamt im August ausgetragen wurden. An seine erste Qualifikationskampagne kann sich der heute 29-Jährige noch erinnern, wenn auch nicht mehr ganz im Detail. „Ich weiß noch, dass es unter dem damaligen Nationaltrainer Franck Mériguet war und wir gegen Teams wie Österreich und Deutschland gespielt haben. Auch, dass anders als heute die gesamte Qualifikation innerhalb eines Sommers gespielt wurde. Ich weiß noch, dass ich in Trier einige Minuten bekam, aber in welchem Spiel ich erstmals eingesetzt wurde, kann ich wirklich nicht mehr so genau sagen.“ Es war tatsächlich das Auswärtsspiel gegen Deutschland in der Arena in Trier, die für den damaligen Spieler von SLUC Nancy die spätere Wirkungsstätte auf Klubebene werden sollte, in der er seine ersten Minuten in einem offiziellen Spiel bekam und am Ende drei Punkte erzielte.
Rücktritt mit 29 Jahren
Nach zehneinhalb Jahren wird am Mittwoch in Oslo im letzten Spiel der ersten Vorqualifikationsrunde für die WM 2027 Schluss sein. Für Thomas Grün, der seine Profikarriere im Jahr 2022 beendet hat und nun in seiner dritten Saison zurück in Luxemburg beim Basket Esch spielt, eine Entscheidung, über die er lange nachgedacht hat. „Dieser Gedankenprozess begann damit, dass der Arzt meinte, dass es besser sei. Ich habe Probleme mit meinem linken Sprunggelenk und habe die Diagnose erhalten, dass je länger ich spiele, es auch mehr mein Leben nach meiner Basketballkarriere beeinträchtigen wird. Ab einem gewissen Alter stellt man sich dann natürlich die Frage, wie viel Sinn es hat, sein Leben nach dem Basketball zu opfern. Dazu muss ich aber auch sagen, dass auch andere Faktoren, meine private Situation, mir diese Entscheidung schon vereinfacht haben. Meine Zeit als Profi ist auch vorbei und der Basketball hat inzwischen einen anderen Stellenwert im Leben als davor, auch wenn ich jetzt nicht sagen möchte, dass er mir ganz egal ist.“
Was wir wirklich gut hinbekommen haben, ist, die Mentalität zu ändern. Wir haben angefangen, Begegnungen zu spielen, um sie zu gewinnen …
JPEE 2025 keine Option?
2019 in Montenegro gewann Thomas Grün mit dem Nationalteam Silber bei den Spielen der kleinen Staaten, 2023 in Malta war es dann Gold. Es war das erste Mal, dass ein Luxemburger Herrenteam bei den JPEE ganz oben auf dem Treppchen stand. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht auch eine Option gewesen wäre, erst im Mai, nach den Spielen in Andorra, einen Schlussstreich zu ziehen. Etwas, das Thomas Grün auch in Erwägung zog. „Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht, wann der richtige Zeitpunkt sei. Doch mit dem Spiel in Norwegen geht auch eine Kampagne zu Ende, die ich so mit abschließen kann. Die JPEE sind im Vergleich zur Gesundheit schon ziemlich hart. Denn sie kommen direkt nach der Saison, nach den Play-offs, in denen wir zwei- bis dreimal in der Woche spielen und ich hoffe, dass wir lange dabei sein werden. Für den Körper ist das schon eine Belastung, das habe ich vor zwei Jahren gemerkt.“ Und was ist schöner, als sich mit einer historischen Goldmedaille zu verabschieden? „In Malta haben wir Gold gewonnen, das erste für die luxemburgischen Herren überhaupt, und ich habe mir gesagt, warum soll ich nicht mit dieser schönen Erinnerung die JPEE beenden?“
Entwicklung der Nationalmannschaft
In den fast elf Jahren, in denen Thomas Grün für die FLBB-Auswahl auflief, erlebte er den Wechsel von Franck Mériguet zu Ken Diederich, der 2016 übernahm, hautnah mit. Es waren emotionale Jahre, vom ersten Sieg in einem Qualifikationsspiel 2016 gegen Großbritannien bis hin zur ersten Goldmedaille bei den JPEE vor zwei Jahren in Malta. „Was wir wirklich gut hinbekommen haben, ist, die Mentalität zu ändern. Wir haben angefangen, Begegnungen zu spielen, um sie zu gewinnen und auch in Spiele reinzugehen mit dem Willen, zu gewinnen. Das war vorher nicht immer der Fall. Da hieß es oft, wir schauen, dass wir nicht zu hoch verlieren. Das hat sich ganz stark geändert.“ Auch ein zweiter Aspekt fällt dem ehemaligen Profispieler bei diesem Thema direkt ein: „Das ging damit einher, dass wir eine talentierte Generation hatten, die in diesem Moment den Schritt in die erste Herrenmannschaft geschafft hat. Ich weiß noch, als Ken angefangen hat, gab es noch einen Generationenmix, der gut gepasst hat. Mit Schumi (Tom Schumacher) und Jairo (Deldago), aber auch mit Leuten wie Bobby (Melcher), Alex (Laurent) und mit mir. Als Schumi dann aufgehört hat, kam die 1994/95er-Generation, das war auch in den Jugendkategorien eine, die ziemlich erfolgreich war.“
Ken Diederich
Einen großen Einfluss darauf, wo das Nationalteam inzwischen steht, hat für Thoms Grün dann auch Nationaltrainer Ken Diederich, unter dem er 2015 bereits mit der U20-Nationalmannschaft einen noch nie dagewesenen achten Platz bei der EM der Division B geholt hatte. „Dieser Mentalitätswechsel ist ihm gutzuschreiben, er hat das super hinbekommen und von Anfang an gut kommuniziert. Die Leute wollten wieder Nationalmannschaft spielen, sie hatten Lust, ihren Sommer zu opfern, vielleicht auch, weil wir wieder angefangen haben, zu gewinnen oder wenigstens realistische Chancen hatten.“
Ausverkaufte Halle
Von 450 Zuschauern beim ersten Heimspiel in der Ära Ken Diederich im September 2016 gegen Mazedonien zu einem Gymnase der Coque, das bei den letzten Spielen regelmäßig ausverkauft war. Das Nationalteam boomt und der Co-Kapitän ist stolz, gerade diese Entwicklung mitgemacht zu haben. „In diesem Sinne haben wir schon etwas erreicht, in puncto Ergebnisse sind sicherlich Spiele dabei, die wir noch hätten gewinnen können oder sogar müssen. Bei diesem Wandel dabeigewesen zu sein, den es in den letzten Jahren gab, ist schon etwas ganz Besonderes.“
Der schönste Moment
Für Thomas Grün gibt es viele Momente im FLBB-Dress, an die er gerne zurückdenkt und die er nicht missen möchte, dennoch hebt er zwei hervor: „Der Sieg gegen Großbritannien 2016, weil es ein ‚Switch’, ein wenig ein Ära-Wechsel war. Aber auch Gold in Malta war speziell, auch weil es bei diesem Finale so laut war. Ich habe wirklich in großen Hallen gespielt, bei toller Stimmung, doch allein in Sachen Dezibel war es nirgendwo so laut wie dort.“
Der schwierigste Moment
„Ich habe einige Spiele verpasst, das war natürlich nie einfach. Einmal war es ein Zeitfenster wegen Covid. In meinem letzten Jahr in Trier habe ich mich dann etwas schwerer verletzt, konnte deswegen nicht dabei sein. Das sind die weniger schönen Momente, was aber einfach zum Sport dazugehört. Damals war es für mich schon frustrierend, vor allem wenn man Profibasketballer ist.“
Ich habe wirklich in großen Hallen gespielt, bei toller Stimmung, doch allein in Sachen Dezibel war es nirgendwo so laut wie dort
Die beeindruckendsten Gegner
„In meiner ersten Kampagne waren Dennis Schröder oder auch Daniel Theis bei Deutschland dabei, das ist schon etwas, was man nicht vergisst. Auch gegen Großbritannien, für die Ben Gordon auflief, wenn auch nicht mehr in seiner ‚Prime’ … Dennoch, wenn man bedenkt, dass solche Leute NBA-Play-offs gespielt haben und ich mit ihnen gleichzeitig auf dem Feld stehen durfte … Das ist etwas, an das man nicht denkt, wenn man mit fünf oder sechs Jahren anfängt, Basketball zu spielen.“
Die Zukunft
Für die Zukunft ist Thomas Grün nicht bange, wie er betont: „Wir haben Leute wie Ben (Kovac), Malcolm (Kreps) oder auch Max (Logelin), der noch in Luxemburg spielt und in Rumänien ein super Match gespielt hat. Das sind drei Namen, die mir sofort einfallen, ich möchte da aber auch die anderen nicht vergessen. Wir haben eine talentierte Generation und da mache ich mir keine Gedanken.“ Für den 29-Jährigen ist es wichtig, dass das Erreichte auch beibehalten wird. „Sie sollen diese Mentalität nicht verlieren, gerne für das Nationalteam auflaufen, das mit hundertprozentiger Überzeugung machen und mit einem gewissen Stolz das Trikot tragen.“
De Maart













Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können