Donnerstag25. Dezember 2025

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UmfrageEuropas skeptischer Blick auf die USA unter Trump 

Umfrage / Europas skeptischer Blick auf die USA unter Trump 
Die transatlantische Partnerschaft dürfte sich in den kommenden Jahren einem tiefgreifenden Wandel unterziehen Foto: Kenzo Tribouillard/AFP

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Der Schatten von Donald Trump ist lang – und dieser Schatten verdunkelt die transatlantischen Beziehungen. Eine aktuelle Umfrage der internationalen Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR) in Berlin zeigt, wie sich die europäische Wahrnehmung der USA seit der Wiederwahl des neuen Präsidenten gewandelt hat. Die Ergebnisse der Meinungsstudie, die sich auf Umfragen in elf EU-Ländern und zudem in der Schweiz, Großbritannien und der Ukraine stützt, zeichnen ein Bild der Ernüchterung und Distanz.

Die ECFR-Umfrage, die nach dem Wahlsieg von Trump im November und Dezember durchgeführt wurde, offenbart eine Verschiebung im Verständnis der transatlantischen Zusammenarbeit. Wo einst von sehr engen Verbündeten gesprochen wurde, wird heute oft nur eine erforderliche westliche Partnerschaft gesehen. Insbesondere in Ländern wie Polen und Dänemark, die traditionell als besonders USA-freundlich galten, hat sich die Wahrnehmung deutlich verändert.

Aber auch in Deutschland, dem bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich wichtigsten EU-Staat, hat sich das Bild der USA gewandelt. Vor Trumps Wiederwahl betrachtete eine Mehrheit der Deutschen die USA als „Alliierten“. Seit der Wahl im November 2024 sehen jedoch viele Deutsche die USA nur noch als einen „notwendigen Partner“, mit dem strategische Zusammenarbeit erforderlich ist – jedoch ohne tiefes Vertrauen. Diese Entwicklung zeigt sich insbesondere bei Anhängern der CDU, SPD und Grünen, die ihre Meinung zur transatlantischen Beziehung nach unten korrigiert haben. In der rechtspopulistischen Szene bleiben die USA derweil angesehen.

In der Schweiz, die traditionell eine neutralere Haltung in internationalen Beziehungen einnimmt, geht die Bevölkerung ebenfalls auf Distanz: Die USA werden zunehmend nicht mehr als klassischer Verbündeter betrachtet, sondern eher als Partner, mit dem man notgedrungen zusammenarbeiten muss – aber nicht unbedingt möchte. Dies entspricht dem europäischen Trend, ist in der Schweiz aber noch ausgeprägter. Mehr als die Hälfte der Befragten in der Schweiz glauben, dass Trumps Wiederwahl negative Auswirkungen auf globale Stabilität und Frieden haben wird.

Unterstützung für Kiew

Diese Verschiebungen sind nach Meinung der ECFR-Analysten eine unmittelbare Folge von Trumps Politikstil. Dieser sei geprägt von der America-First-Doktrin, protektionistischen Wirtschaftsstrategien und einem distanzierten Umgang mit Europa. Dies verstärke das Gefühl vieler Europäer, dass Washington nicht mehr eine verlässliche Führungsmacht des Westens sei.

Ein weiteres zentrales Thema der Umfrage ist der Krieg in der Ukraine. Zwar erwartet eine Mehrheit der Europäer, dass es zu Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau kommen wird. Doch herrscht keine Einigkeit darüber, wie diese verlaufen sollten. Besonders im nördlichen Europa – darunter Dänemark, Estland und Polen – tendieren die Menschen dazu, die Ukraine weiterhin im Kampf gegen Russland zu unterstützen, während süd-, ost- und westeuropäische Länder verstärkt auf eine diplomatische Lösung drängen. Auch in Deutschland und der Schweiz sprachen sich die meisten Befragten für Verhandlungen aus. Trump hat signalisiert, dass er den Druck auf Europa erhöhen wird, um eine schnelle Einigung mit Russland zu erzielen.

Europa im Umbruch

Unter dem Strich deutet die Umfrage darauf hin, dass sich viele Europäer nicht mit der Fortsetzung der bisherigen transatlantischen Strategie anfreunden können – ein Indiz dafür, dass von Europa erwartet wird, zunehmend eigene geopolitische Interessen zu verfolgen. Aus der Studie lässt sich zudem herauslesen, dass in Europa die Zweifel an der Zukunft der EU wachsen. In Deutschland, Frankreich und Italien sieht eine zunehmende Zahl von Menschen die politische Kraft der EU schwinden. In Ländern wie Estland, Spanien und Portugal spiegelt sich mehr Optimismus hinsichtlich der europäischen Entwicklung.

Auf Grundlage der Umfrageergebnisse unterteilen die ECFR-Forscher die europäische Bevölkerung in vier Lager: 29 Prozent seien Euro-Optimisten, die an die Stärke und Zukunft der EU glauben. 17 Prozent werden als Euro-Realisten eingestuft, welche die EU als stabil, aber nicht als globale Macht ansehen. 11 Prozent seien Euro-Zweifler, welche die EU für mächtig, jedoch zugleich für gefährdet halten. Nur 22 Prozent seien totale Euro-Pessimisten, die den Zerfall der EU für wahrscheinlich halten. Keine Antwort gaben 21 Prozent.

Zusammengefasst: Die ECFR-Studie zeichnet ein Bild Europas im Umbruch. Die traditionelle transatlantische Allianz scheint an Strahlkraft zu verlieren, während neue Realitäten Europas Selbstbewusstsein fordern. Daraus leitet sich eine weitere Frage ab: Hat die EU genügend Einigkeit und Stärke, um eine eigenständigere Rolle in Schlüsselfragen wie der Ukraine-Politik, dem Umgang mit China und ganz allgemein in der Weltpolitik einzunehmen?

LeCze
14. Februar 2025 - 9.38

Mit einer Von der Leyen an der Spitze hat Europa keine Chance an der Weltspitze mit zu gestalten! Vielleicht kommt die Rettung aus dem All, wenn 2023 ein Asteroid den Planeten wach rütteln wird?
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