Mit seiner Orgie an „Executive Orders“, präsidialen Erlässen ohne Einbindung des Kongresses, zertrümmert Trump reihenweise internationale Rechtsnormen. Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen sowie der Weltgesundheitsorganisation. Sanktionen gegen den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Dauerverstöße gegen die Regeln der Welthandels-Organisation. Strafzölle als Mittel der Erpressung. Missachtung gültiger UN-Resolutionen. Angedrohte Territorialansprüche wie die Annexierung von Gaza, des Panama-Kanals, Grönlands.
Putins Versuch, sich Teile der Ukraine einzuverleiben, sind ein Kinkerlitzchen gegenüber der Großmannssucht des US-Präsidenten, der sich nunmehr für die Verteidigung der territorialen Unabhängigkeit der geschundenen Ukraine zu interessieren beginnt – nach Selenskyjs Angebot, die Amerikaner könnten doch die Bodenschätze des Landes ausbeuten, darunter „seltene Erden“!
Sein „Make America great again“ unterstreicht den Anspruch Trumps, die Welt als alleinige Großmacht zu dominieren. Deshalb gilt sein wichtigster Kampf China, einziger Rivale, der politisch, wirtschaftlich und militärisch stärker werden könnte als die USA. In „Die transatlantische Illusion“ schreibt Josef Braml: „Im Wettstreit mit China geht es nicht um die Durchsetzung der regelbasierten internationalen Ordnung, sondern um die Aufrechterhaltung der eigenen Hegemonie.“
Schulden-Imperium
Das von Trump angekündigte „goldene Zeitalter“ der Vereinigten Staaten wird Amerikas Reiche noch reicher machen. Die Mehrheit der Amerikaner wird unter den Handelskriegen leiden. Die Handelsdefizite der USA mit den meisten Staaten sind das Resultat der hemmungslosen Konsumwut der Amerikaner. Bislang gedeckt von Handelsketten wie Walmart durch billige Einkäufe in China, Asien, Südamerika.
Die Amerikaner haben so gut wie keine Ersparnisse. Bestenfalls einige Aktien. Gekauft wird auf Kredit, Auslöser der „Subprime“-Finanzkrise im Jahr 2008. Hauptzahlungsmittel bleiben die Kreditkarten. Wobei viele Karten-Inhaber mit insgesamt 12.000 Milliarden Dollar im Minus sind und dadurch entsprechende Zinsen zahlen.
Gute Zinsen für ihre Anleihen zahlt auch die „Federal Reserve“. Täglich werden für Milliarden Dollar neue Schuldscheine ausgegeben. Die Staatsverschuldung wird im ersten Trump-Jahr die Marke von 37.500 Milliarden Dollar überschreiten – die nominell höchste Staatsschuld weltweit. Zwar sind die USA weiterhin die größte Wirtschaftsmacht. Doch übersteigt die Höhe der US-Staatsverschuldung um viele Prozentpunkte die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes.
Daran wird der Kahlschlag wenig ändern, den Rationalisierungs-Zar Elon Musk am Federal Budget vollzieht. Die ersten Opfer, USAID und die Entwicklungshilfe, werden die „Soft-Power“ der USA weltweit schwächen. Die 2.000 Milliarden Dollar, die der ungewählte „Cost-Killer“ Musk einzusparen vorgibt, könnten nur durch massive Streichungen bei Erziehungs- und Sozialprogrammen erreicht werden. Wozu die Zustimmung des Kongresses erforderlich ist. Selbst die republikanischen Abgeordneten und Senatoren werden es sich gut überlegen, was sie ihren zukünftigen Wähler zumuten können!
Die USA leben seit Jahrzehnten auf „Puff“, weil sie sich in der eigenen Währung verschulden können. „King Dollar“ wird genutzt bei 75% der internationalen Transaktionen, stellt 60% der globalen Zentralbank-Reserven. US-Bonds sind eine beliebte Anlage für Private, Banken und selbst Staaten. Die beiden wichtigsten Finanziers der USA sind Japan und China. Der „systemische Rivale“ China investiert zwar seit einigen Jahren mit mehr Zurückhaltung in Federal Bonds, hält dennoch über 800 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen. Sollten die Chinesen in einem Konfliktfall ihre Bonds massiv liquidieren, wäre ein gewaltiger Schwächeanfall des Dollars fällig, gepaart mit einer internationalen Finanzkrise.
Umstrukturierung der Finanzflüsse
Das Ende der Dollar-Hegemonie ist nicht für morgen. Doch arbeiten viele Staaten an Alternativen zur Dominanz der US-Währung, von der ein ehemaliger US-Finanzminister seinen G7-Kollegen sagte: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.“ Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds, wo die USA eine Sperrminorität halten, haben verstärkte Konkurrenz von regionalen Banken wie der Asian Development Bank oder Asian Infrastructure Investment Bank.
Nicht nur von Sanktionen betroffene Staaten wie Russland und Iran bemühen sich, Alternativen zum dominierenden Swift-Netzwerk zu schaffen. Swift ist theoretisch eine unabhängige Kooperative mit Sitz in Brüssel, über die die weltweiten Transaktionen von einigen 12.000 Banken laufen. Sie unterliegt dennoch unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung der Kontrolle der US-Geheimdienste.
Die Brics, ursprünglich Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, sind kein monolithischer Block. Sie streben dennoch gemeinsam alternative Finanzverbindungen außerhalb der Dollar-Hegemonie an. Immer mehr gewichtige Staaten stoßen zu ihnen. Darunter Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Iran. Mindestens ein Dutzend andere Staaten haben Interesse an der Mitarbeit bekundet, darunter einige theoretische „Verbündete“ der USA.
Donald Trump, mit seinen Handelskriegen, seinen Erpressungen gegenüber „Freunden“ wie „Feinden“, wird die leise Abkehr vom Dollar noch verstärken. Saudi-Arabien akzeptiert bereits die indische Rupie oder den chinesischen Yuan für seine Öl- und Gas-Exporte. Indien und China, politisch nicht die besten Freunde, tauschen ebenfalls in ihren nationalen Währungen aus. Russland und Iran nehmen ohnehin alle Devisen, die sie bekommen können. China und Indonesien beschlossen nunmehr, ihren Handel in ihren jeweiligen Währungen abzuwickeln.
Auch außerhalb der „großen Politik“ steigert sich die Zusammenarbeit zwischen meistens asiatischen Zentralbanken zur Schaffung neuer, transnationaler Zahlungssysteme. Weg von Swift, weg von Washington. „mBridge“, also Geldbrücke, oder „Projekt Nexus“ sind solche Initiativen, aufgebaut auf „digitale Währungs-Transfers“ um den „BIS Innovation Hub“ in Singapur. „mBridge“ wurde begründet von den Zentralbanken Thailands, der V.A.E., Chinas sowie Hongkongs. Die Zentralbanken von Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand und Indonesien wollen mit „Nexus“ ein Sofort-Transfer-System für internationale Zahlungen schaffen. Inzwischen haben sich Indien, Brunei, Laos und Vietnam dem Vorhaben angeschlossen.
Im Jahr 2022 wurden noch 80% des innerasiatischen Handels in Dollar abgewickelt, obwohl nur 9% der Exporte Asiens in die USA gingen und nur 5 % der Importe von dort kamen. In „L’Asie-Pacifique, nouveau centre du monde“ stellen Sophie Boisseau und Christian Lechervy fest: „Si l’usage du dollar est facile, il a aussi un coût, voire il peut présenter un risque. Les pays de l’Asie l’ont expérimenté. Leur méfiance, voire leur défiance ne baisse pas.“ Immerhin wurde die asiatische Finanzkrise von 1997 ausgelöst durch eine zu starke Verschuldung in Dollar. Wobei die Geldgeber die dramatische Krise für viele asiatische Staaten durch den brutalen Abzug ihrer Dollar verstärkten.
Es ist aus der Sicht der asiatischen und arabischen Staaten nur logisch, sich auf von ihnen kontrollierte Zahlungssysteme umzustellen. Zwei Drittel des Welthandels werden sich in den kommenden Jahren in und um den pazifischen Raum abspielen. Wobei heute schon 60% aller Waren und Dienstleistungen zwischen den asiatischen Staaten ausgetauscht werden.
Selbstisolierung
Die USA sind ebenfalls Pazifik-Anrainer. Doch Trump, in seinem „America only“-Wahn, verprellte bereits in seiner ersten Amtszeit viele gute Verbündete der USA. Damals verhinderte der neue Präsident das von Obama angestrebte „TransPacific Partnership“ (TPP) mit den zwölf wichtigsten Pazifik-Staaten (darunter Japan, Australien, Malaysia, Vietnam, Mexiko, Peru, Kanada), aber ohne China. Nach Trumps Torpedierung kam der TPP dennoch zustande. Ohne die USA, aber mit China! Ein wahrer Pyrrhus-Sieg des großen „Deal-Makers“, als Immobilien-Spekulant vornehmlich mit der Abriss-Birne vertraut.
Trump schwelgt im Eigennutz. Die Europäer wissen nicht, wie sie US-Strafzöllen begegnen sollen. Flirten gleichzeitig mit Handelsabstinenz, wie die kleinkarierten Diskussionen um das Freihandelsabkommen EU-Kanada oder nunmehr mit dem Mercosur belegen.
Währenddessen setzen mit China alle wichtigen asiatischen Staaten auf den Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen. Seit dem 15. November 2020 gilt das Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), das mit einer 90-prozentigen Senkung der Zölle den Austausch zwischen den Asean-Staaten mit Japan, China, Korea, Australien und Neuseeland erleichtert. Diese 15 Pazifik-Staaten, wiederum ohne die USA, stellen 30% der Weltbevölkerung und 30% des globalen Sozialprodukts.
Trump hat nunmehr China mit zusätzlichen Export-Zöllen belegt, hält die Europäer dazu an, verstärkt gegen chinesische Exporte vorzugehen. Wobei die Europäer und vor allem die Amerikaner total verkennen, dass Peking immer weniger Probleme hat, seine Hightech-Produkte im Rest der Welt zu vermarkten. Immerhin ist China bereits jetzt der erste Handelspartner von 130 Nationen. Nicht weil Peking unfaire Handelspraktiken oder zu billige Arbeitskräfte hätte, wie im Westen behauptet wird. Gerade bei Zukunftstechnologien wie Solar- oder Windanlagen, Elektrofahrzeugen, Zügen, Kommunikationssystemen haben die Chinesen die besseren Technologien. Obwohl die USA alles tun, um China von Hochleistungs-Chips abzuschneiden, lief „DeepSeek“ nunmehr dem gefeierten „ChatGTP“ den Rang ab.
Vor allem wird China immer weniger anhängig von Exporten in die USA und selbst den EU-Markt. 2023 gingen fast 50% der chinesischen Exporte von Elektroautos, Solar- und Windanlagen in Schwellen- und Entwicklungsländer. Die Neue Zürcher Zeitung (8.2.25) schreibt: „Die sogenannte Belt-and-Road-Initiative wird immer grüner.“ Trumps Krieg gegen alle wird Amerika nicht „greater“ machen, sondern verhasster. Trump riskiert verstärkte Boykotte gegen US-Produkte. Wobei der Einbruch der Tesla-Verkäufe erst ein Vorspiel ist. China drosselte schon seine Soja-Importe aus den USA von 32 auf acht Millionen Tonnen. Strafzölle verteuern Einkäufe, was mehr Inflation schafft. Ob die Mehrheit der Amerikaner, die dem „Donald“ vertrauten, dies in zwei Jahren bei den Midterm-Wahlen noch tun werden, darf bezweifelt werden.

 
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"in zwei Jahren bei den Midterm-Wahlen "
Meinen Sie es würden die dann noch geben? Wetten um einen Drouin von 1939!?