Donnerstag18. Dezember 2025

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FLBB-DamenEine historische Chance und ihr Grundstein vor 25 Jahren

FLBB-Damen / Eine historische Chance und ihr Grundstein vor 25 Jahren
Spielerinnen wie Ehis Etute profitierten in den letzten Jahren von den Grundsteinen, die zu Beginn der 2000er Jahre gelegt wurden  Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Es ist eine historische Chance, die die Basketballdamen in dieser Woche besitzen. Erstmals in der Geschichte könnte sich die FLBB nämlich mit einem Team für ein EM-Endrundenturnier qualifizieren. Doch wie kommt es, dass der luxemburgische Damenbasketball inzwischen so erfolgreich und da angekommen ist, wo er derzeit steht? Das Tageblatt versucht nachfolgend, genau dieser Frage nachzugehen.

Manchmal ist es einfach der pure Zufall, der die schönsten Geschichten schreibt. So ging es auch dem nationalen Basketballverband FLBB. Denn der wohl entscheidende Wendepunkt in der Entwicklung des Mädchen- und Damenbasketballs ist auf das Jahr 2000 zurückzuführen, als das „Centre de formation“ in Mersch seine Türen öffnete. Beim Basketballverband plante man eigentlich, den männlichen Nachwuchs hier unterzubringen, doch wie Michel Reiland, derzeitiger Vizepräsident des Verbandes und einer der Mitinitiatoren des Projektes in Mersch, erklärt, waren im Internat nur noch Betten für die Mädchen frei. Es war also eher dem Zufall zu verdanken, dass Mersch am Ende der zentrale Punkt für die Förderung des Frauenbasketballs wurde. Ein Erfolgsprojekt, das vor 25 Jahren begann und das als Ursprungspunkt für die rezenten Erfolge der FLBB-Damen genannt werden muss. 

Frühe Förderung: Internat in Mersch

Was die frühe Förderung bei den Mädchen betrifft, so nimmt der Basketballverband im Luxemburger Sport eine Vorreiterrolle ein. Im Jahr 2000, sieben Jahre bevor das Sportlycée seinen Betrieb aufnahm, startete das „Centre de formation“, das in Basketballkreisen auch einfach unter dem Namen „Basketballinternat Mersch“ bekannt ist. Es ist der Moment, in dem die Professionalisierung im luxemburgischen Damenbasketball begann. Auch wenn der erste Plan war, die männliche Jugend hier unterzubringen, so war man nicht nur beim Basketballverband, sondern auch beim Sportministerium schnell vom neuen Konzept überzeugt. „Wir hatten zu dieser Zeit sehr gute Jahrgänge bei den Mädchen. Sie waren nicht nur sportlich sehr motiviert und ehrgeizig, sondern auch schulisch. Die Noten waren bei allen gut, was natürlich auch beim Ministerium Gefallen fand.“ Dass damals Anne Brasseur sowohl Schul- als auch Sportministerin war und auch die politische Karriere des damaligen FLBB-Präsidenten Claude Wiseler zu diesem Zeitpunkt an Fahrt aufnahm, dürfte die Unterstützung eines solchen, für die damalige Zeit doch schon gewagten Projektes ebenfalls begünstigt haben. 

Im Jahr 2000 begann man mit den Jahrgängen 1983 bis 1985, die bis Mittwoch inklusive in Mersch trainierten und am Donnerstag und Freitag zum Training ihrer Vereinsmannschaften hinzustießen. Von Freitag bis Samstag erhielten die jüngeren Jahrgänge zudem die Möglichkeit, in Mersch zu übernachten. Die beiden ersten Jahre war es der damalige Nationaltrainer Steve Hebold, der das Zepter in Mersch in die Hand nahm. 2002 wurde schließlich bei der FLBB mit Hermann Paar ein Technischer Direktor engagiert, der bis 2015 auch das Damennationalteam coachte. „Es war Hermann, der das ‚Centre de formation‘ in dieser Zeit perfektionierte“, betont Michel Reiland, der selbst als Trainer in Mersch mitwirkte und von einem langen Prozess redet. Damals verlor man beim Verband nämlich noch viele Spielerinnen, wenn sie mit 17 Jahren aus dem Basketballinternat rausmussten. Zu dieser Zeit war man bei der FLBB jedoch auch auf den guten Willen der Eltern angewiesen, denn die Spielerinnen mussten die Kosten für das Internat selbst tragen. 

Erste Erfolge: Promotion Cup und JPEE

Durch das „Centre de formation“ steigerte sich der Trainingsumfang im Mädchenbereich kontinuierlich. Die besten Spielerinnen des Landes durchliefen nun allesamt das Internat. Michel Reiland erinnert sich da besonders an den starken 1990/91er-Jahrgang mit den Schreiner-Zwillingen oder einer Lisy Hetting zurück. Schnell folgten danach auch die ersten erfolgreichen internationalen Ergebnisse, so etwa im damaligen Promotion Cup, bei dem sowohl die U16, die U18 als auch die Damen in den folgenden Jahren Ausrufezeichen setzen konnten. 2005 folgte dann ein weiterer Höhepunkt, denn nach zehn Jahren des Wartens gewannen die Damen bei den JPEE in Andorra endlich wieder die Goldmedaille. Ihren vorläufigen Höhepunkt erlebten die Nationalspielerinnen auf Kleinstaaten-Niveau schließlich 2013 bei den Spielen der kleinen Staaten in Luxemburg, als sie vor einer bis dato noch nicht gekannten Kulisse in der Arena der Coque ein weiteres Mal Gold gewinnen konnten. Es war ein Erfolg mit Gänsehautfaktor, wie es Nadia Mossong auch heute noch bezeichnet, und der für einen weiteren Aufschwung sorgte. 2015 folgte in Island schließlich ein weiterer Turniersieg. 

USA und Profilaufbahn: Erste Vorbilder

„Es war sicherlich ein Weg der Professionalisierung“, betont auch Nadia Mossong, die 1986 geboren ist und die zweite Generation war, die ins Basketballinternat nach Mersch kam. „Es war eine coole Zeit, aber auch intensiv. Montags ging man in die Schule, dann nach Mersch, dann das erste Training, danach Hausaufgaben und dann abends noch ein weiteres Training. Vom Transport her war es auch aufwändig, wir waren ja auch auf Schulen im ganzen Land verteilt. Danach sind mit dem Sportlycée andere Mittel gekommen, doch für diese Zeit war das schon sehr innovativ.“

Die inzwischen 38-Jährige ist auch die Spielerin, die die Entwicklung wie kaum eine andere miterlebt und mitgeprägt hat. Vom Sportinternat im Mersch bis zur letzten EM-Qualifikation, nach der ein erster Sieg in der Schweiz zu Buche stand, war Mossong dabei. Mit ihrem Basketball-Parcours hat sie den Weg für viele nachfolgende Talente geebnet. Denn gemeinsam mit Tessy Hetting gehört Nadia Mossong zu den ersten Spielerinnen, die den Weg an ein College in die USA gewählt haben. Ein Abenteuer ins Ungewisse, wie sie es heute bezeichnet, denn auch beim Verband gab es hier zu der Zeit keine Erfahrungswerte. „Wie es dort abläuft oder was das Diplom wert ist, so etwas wussten wir nicht wirklich.“ Danach folgten zuerst Spielerinnen wie Jil Haentges oder Leonie de Jonge, in den letzten Jahren wählten dann immer mehr Luxemburgerinnen genau diesen Weg und haben teils eine beeindruckende Laufbahn hinter sich. Lisa Jablonowski schaffte mit der University of Virginia als Erste den Einzug ins prestigeträchtige NCAA-Turnier, Anne Simon folgte im letzten März. In Sarajevo ist mit Svenia Nürenberg zudem eine weitere Spielerin dabei, die fünf Jahre in den USA spielte.

Nach dem College entschied sich Nadia Mossong dann für eine Profikarriere mit Stationen in Deutschland, Frankreich oder auch Italien. Auch hier war sie Vorreiterin. Ein Weg, den nach ihr Magaly Meynadier über die Sportsektion der Armee und Lisa Jablonowski und Anne Simon nach dem College gewählt haben. Bei der FLBB schafft man es inzwischen, mehr Profispielerinnen hervorzubringen, doch auch diejenigen, die diesen Weg nicht wählen, gehen dem Basketball nicht mehr in der Menge verloren, wie noch vor zehn Jahren. Die Irthum-Schwestern Laurie und Liz studieren etwa im Ausland, sind hier bei starken lokalen Vereinen untergekommen, die in der ersten oder zweiten Liga spielen. Lena Mersch ihrerseits spielte neben ihrem Medizinstudium in der ersten österreichischen Liga, kehrte danach nach Luxemburg zurück, entwickelte sich zu einer wichtigen Spielerin der nationalen Liga und hat dann sogar den Sprung ins Nationalteam geschafft.

EuroCup

Bei den Vereinen hat die Förderung des Damenbasketballs in den letzten 25 Jahren ebenfalls stark zugenommen. Ein weiterer Punkt, der das Nationalteam nach vorne gebracht hat, sind auch die EuroCup-Teilnahmen von Hostert und Düdelingen in den letzten Jahren. Gerade Ehis Etute, die in Luxemburg nicht so gefordert war, konnte hier Erfahrungen auf hohem Niveau sammeln. Auch bei der Rückkehr von Lisy Hetting ins Nationalteam dürfte der EuroCup eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Konstanz

In den letzten 25 Jahren profitierte der Damenbasketball auch von einer großen Konstanz. Über Jahre hinweg konnte in Ruhe, mit den gleichen hauptamtlichen Trainern, etwas aufgebaut werden. Bis 2015 war Hermann Paar Nationaltrainer und als Technischer Direktor mitverantwortlich für das „Centre de formation“. Nach seinem Weggang übernahm mit Mariusz Dziurdzia sein langjähriger Assistent, der die Spielerinnen ebenfalls von jüngstem Alter an kannte, und auch Jérôme Altmann, bis zu der laufenden Kampagne Assistant Coach der FLBB-Damen, war bereits früh im „Centre der formation“ tätig. Die Nationalspielerinnen sind über Jahre hinweg zusammengewachsen und das zeigt sich auch auf dem Spielfeld. „Inzwischen wollen die besten Spielerinnen auch beim Nationalteam spielen“, betont Nadia Mossong. Etwas, das bei den Herren beispielsweise auch erst mit der Ära Ken Diederich begann und sich nun auch bei den Damen zeigt. 

Das Quäntchen Glück

Auch wenn der derzeitige Erfolg nicht von ungefähr kommt, so braucht man für eine historische Chance, wie sie die FLBB-Damen derzeit haben, auch ein gewisses Quäntchen Glück, wie Nadia Mossong erklärt. „Einige Sachen kommen da auch im richtigen Moment zusammen: Ein Talent wie Ehis Etute zu haben, dass eine Spielerin wie Anne Simon gerade jetzt zurück aus den USA ist, dass die Naturalisierung von Amanda Cahill in diese Kampagne fällt oder auch, dass man eine Gruppe mit Gegnern erwischt, die einem liegen.“ Es könnte ein weiterer entscheidender Punkt in der Geschichte des luxemburgischen Damenbasketballs werden.