Es war ein beeindruckendes Cyclocross-Fest, das Liévin über das ganze Wochenende bot. Am Sonntag waren bis zu 30.000 Zuschauer auf dem Parcours und auch die luxemburgischen Fans machten auf sich aufmerksam. Genau wie bei den mitgereisten Fans aus dem Großherzogtum fiel auch etwas Anspannung bei FSCL-Nationaltrainer Jempy Drucker nach der Silbermedaille ab: „Ich bin erleichtert, ja“, sagte der 38-Jährige. „Ich freue mich aber vor allem für Marie. Sie hat in den letzten Jahren die WM-Rennen verpatzt. Jetzt hat sie aber wirklich ein gutes und schönes Rennen gemacht.“
Drucker kommt dabei auch auf ihren Start zurück: „Den Start hat sie vermasselt, aber das war sogar gut, denke ich. Sie hatte so Zeit, ins Rennen zu kommen und war nicht direkt zu gestresst. Sie ist sehr gut damit umgegangen und war konzentriert.“ Schreiber wirkte am Sonntag ruhig, konzentriert, aber auch entschlossener als je zuvor. Das Selbstvertrauen, das sie in der Saison getankt hat, hat sich am Sonntag gezeigt.
Schreiber sorgte außerdem für Spannung bis zum Ende und dafür, dass Backstedt nie locker fahren durfte. „Es war ein schönes Duell mit Zoe bis zum Ende“, sagte Drucker. „Marie hätte auch kapitulieren können. Aber wir haben unseren Plan gemacht. Wir wussten, dass das Rennen offen bleibt, wenn sie bis zur letzten Runde zwischen 20 und 30 Sekunden an Zoe dranbleibt. Ein Sturz, und du bist schnell auf zehn Sekunden dran. Dann erhöht man den Druck. Heute hat die Stärkste gewonnen. Das Podium hier ist ehrlich.“
Erfahrung hilft
Schreiber hat aus den bitteren Niederlagen der Vergangenheit gelernt. Nach Platz fünf in Hoogerheide 2023 und Platz fünf in Tabor 2024 ist die 21-Jährige für ihr letztes WM-Espoirs-Rennen erstarkt wiedergekommen. „Diese Erfahrungen spielen sicher eine Rolle“, sagt Drucker. „Sie ist mit all der Erfahrung, die sie nun hat, sehr gut mit dem Rennen umgegangen. Mit der Erfahrung kommt auch das Vertrauen. Wenn du dich gut fühlst und deine Trainings gut waren, hast du keine Angst vor einem WM-Rennen. Du musst mit dem Lächeln auf den Lippen ins Rennen gehen und Lust haben, ein gutes Rennen zu machen.“
Im Pech waren am Sonntagvormittag aber die FSCL-Junioren. Kurz nach dem Sturz waren sowohl Lennox Papi als auch Jonah Flammang-Lies in einem Sturz verwickelt. Während Papi das Rennen nach nur wenigen Metern aufgeben musste, setzte Flammang-Lies das Rennen zu Fuß fort. Weil sein Rad einen technischen Defekt hatte, lief er bis zum ersten Materialposten und verlor eine Menge Zeit. Das Pech der Junioren trübte die Stimmung bei Drucker spürbar. „Es ist super, was Marie gemacht hat, aber für die Junioren tut es mir im Herzen weh. Wir hatten so eine gute Vorbereitung und so eine schöne Woche zusammen.“
Flammang-Lies wurde zwei Runden vor Schluss aus dem Rennen genommen und wird als 57. gewertet. Neuer Weltmeister wurde der Italiener Mattia Agostinacchio, der sich vor dem Franzosen Soren Bruyère Joumard (auf 12 Sekunden) und seinem Landsmann Filippo Grigolini (auf 30 Sekunden) durchsetzte. „Sie hatten beide keine richtige Chance, sich zu wehren“, sagt Drucker. „Das ist frustrierend. Ich habe nach Maries Rennen nun gemischte Gefühle. Die Stimmung war gut, beide waren entspannt und voller Selbstvertrauen. Aber nach dem Sturz, da weißt du als Radsportler, dass das Rennen zu Ende ist.“
Im Überblick
Die Ergebnisse der Cyclocross-Weltmeisterschaft in Liévin:
Junioren:
1. Mattia Agostinacchio (Italien) in 45:47, 2. Soren Bruyère Joumard (Frankreich) 0:12, 3. Filippo Grigolini (Italien) 0:30, … 57. Jonah Flammang-Lies (Luxemburg) zwei Runden
DNF Lennox Papi (Luxemburg)
Juniorinnen:
1. Lise Revol (Frankreich) in 45:25 Minuten, 2. Barbora Bukovska (Tschechien) 0:11, 3. Rafaelle Carrier (Kanada) 1:43
U23 (Männer):
1. Tibor del Grosso (Niederlande) in 56:26 Minuten, 2. Kay de Bruyckere (Belgien) 0:56, 3. Jente Michels (Belgien) 1:05
Elite Damen:
1. Fem Van Empel (Niederlande) in 54:29 Minuten, 2. Lucinda Brand (Niederlande) 0:18, 3. Puck Pieterse (Niederlande) 1:09
Elite Herren:
1. Mathieu Van der Poel (Niederlande) in 1:02:44 Stunden, 2. Wout Van Aert (Belgien) 0:45, 3. Thibau Nys (Belgien) 1:06





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