Tageblatt: Marie Schreiber, wie fühlen Sie sich nach Platz zwei beim WM-Rennen der Espoirs?
Marie Schreiber: Mein Knie tut weh. (lacht) Hier ist so viel Trubel. Für mich war es ein Rennen wie jedes andere. Ich war voll im Fokus. Und jetzt sehe ich, dass doch so viele Leute hier sind. Das Rennen war so hart, ich bin immer noch überfordert. Aber ich habe nun ein WM-Podium. Es wird sicher Leute geben, die sagen, dass ich nur Zweite wurde oder es nur bei den Espoirs war. Aber das ist mir egal. WM ist WM. Voilà. Ich habe nicht mehr zu sagen. (lacht)
Wie fühlt es sich an, die Silbermedaille um den Hals zu tragen?
Sie ist groß und sie ist schwer. (lacht) Aber so eine wollte ich schon immer haben. Endlich habe ich sie. Die letzten Jahre war ich nah dran und hätte auch schon auf dem Podium stehen müssen. Ich bin aber froh, dass es heute geklappt hat. Endlich bin ich auf dem Podium. Mehr wäre heute nicht drin gewesen.
Schildern Sie uns den Rennverlauf. Ganz glücklich hat das Rennen ja nicht begonnen …
Die ganze Saison komme ich in die Pedale rein, heute mal nicht. Das war aber nicht schlimm. Es waren nicht viele Sportlerinnen am Start, ich habe mich also nicht gestresst. Ich dachte, dass das schon geht. Die letzten zwei Wochen war ich beim Start auch nicht vorne. Ich habe mir keinen Druck gemacht und war schnell wieder vorne dabei. Bei der Streckenerkundung heute Morgen war der Parcours steinhart gefroren. Auf der ersten Runde im Rennen war es spiegelglatt. Die erste Runde war eine Streckenerkundung. Es waren so viele Leute da, ich war etwas nervös. Wir haben alle Fehler gemacht. Nach zwei bis drei Runden habe ich meinen Rhythmus und meinen Flow gefunden. Dann habe ich versucht, das einfach so durchzuziehen. Es waren ein paar kleine Ausrutscher dabei, aber besser hätte ich es nicht machen können.
Haben Sie heute besonderen Druck verspürt?
Bei allen Rennen ist man ein bisschen nervös. Ich habe mir keinen Druck gemacht. Mir war bewusst, dass der Anfang des Rennens ein bisschen wie ein Zeitfahren wird. Ich wollte mein eigenes Ding machen. Ich wusste, dass alle Fehler machen werden. Ich habe mich nicht gestresst, weil das Rennen doch 45 bis 50 Minuten geht, und hinten raus wurde es wichtig. Selbst wenn ich Fehler gemacht habe, habe ich mich nicht gestresst. Es hat Spaß gemacht, war technisch aber eins der anspruchsvollsten Rennen. Die Konzentration war extrem gefragt, mit all den Leuten war es aber nicht immer ganz einfach, konzentriert zu bleiben. Dann kamen noch der Matsch und das Gravel dazu. Manchmal kam ich gar nicht in die Pedale rein.
Backstedt sagte, dass sie ihren Reifendruck im Rennen verändert hat. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe alle halbe Runde mein Rad gewechselt. Als ich das erste Mal reingefahren bin, habe ich gesagt, dass ich weniger Luft brauche. Mir war bewusst, dass es glatt wird, aber es war schmieriger und glatter als erwartet. Mit weniger Luftdruck ging es, ich hatte nach zwei Runden den Flow.
Nach vorne waren es manchmal nur zwölf Sekunden. Haben Sie noch dran geglaubt, an Backstedt heranzufahren?
Wenn sie einen Fehler macht oder ihre Kette herunterfällt oder sie einen Platten hat, hätte ich ranfahren können. Ich wusste aber, dass es schwer wird, wenn vorne nichts passiert. Zoe war schon in dieser Position, sie weiß, wie man das fahren muss. Ich habe trotzdem nie aufgegeben, aber habe auch nach hinten geschaut. Mir war nach zwei Runden bewusst, dass es für ganz vorne schwer wird. Aber mit dem zweiten Platz muss ich mich nicht verstecken. (lacht)
Haben Sie nach den Stürzen vom vergangenen Wochenende noch körperliche Probleme verspürt?
Ich hatte in der Hand leichte Krämpfe, aber ich hatte ganz andere Probleme im Rennen. Ich habe meinen Rücken ein bisschen gespürt, aber das gehört dazu. Ich denke nicht, dass ich schneller gefahren wäre, wenn ich letzte Woche nicht gefallen wäre.
Was steht nun in den nächsten Wochen für Sie an?
Ich fahre am Mittwoch noch ein Rennen (Maldegem), dann werde ich zwei bis drei Wochen Urlaub machen. Danch stehen fünf bis sechs Wochen Training an, das erste Straßenrennen ist dann der Scheldeprijs (9. April), dann kommt das Festival Elsy Jacobs (3. und 4. Mai). Im Anschluss steht ein Spanien-Block mit Itzulia (16.-18. Mai) und der Vuelta a Burgos (22.-25. Mai) an.
Wie feiert man eine Silbermedaille?
Ich weiß, dass ich heute Abend rausgehen werde. (lacht) Aber wie genau der Plan ist, das habe ich noch nicht überlegt.
De Maart


Gratulatioun Marie. Einfach super. Weider esou, du kanns et.