Chris Rodesch kennt das Gefühl allzu gut, nicht nur gegen einen Spieler, sondern gleich gegen eine ganze Kulisse zu spielen. Als die FLT-Herren vor einem Jahr in Kolumbien schon einmal um den Aufstieg in die Weltgruppe I des Davis Cup kämpften, stand es nach den ersten vier Matches 2:2. Das letzte Einzelmatch war entscheidend und Rodesch stand auf dem Platz. „Die Zuschauer haben gesehen, dass es eng hergeht. Der Lärmpegel ist dann immer mehr gestiegen. Ich wurde sogar von Trompetern begleitet, die mir ständig ins Ohr gespielt haben“, erinnert sich der 23-Jährige. „Der Davis Cup ist in dieser Hinsicht einfach ein anderer Sport als das, was wir gewohnt sind. Du spielst für deine Nation und das Publikum steht voll hinter dir, was dir ein ganz anderes Gefühl gibt. Diesmal haben wir diesen Vorteil auf unserer Seite. Ich hoffe, dass wir ihn nutzen können.“
Erstmals seit 2023 treten die luxemburgischen Tennis-Herren am Samstag (ab 15 Uhr) und Sonntag (ab 11 Uhr) wieder vor heimischem Publikum an. Damals qualifizierte sich die Mannschaft von Kapitän Gilles Muller gegen Südafrika im ausverkauften Escher CNT für die Weltgruppe II. „Der Support hat uns extrem geholfen, um uns über die Ziellinie zu pushen“, blickt Rodesch zurück. Damals, wie auch jetzt, spielen die FLT-Männer gegen eine Mannschaft, die auf dem Papier eigentlich stärker ist. Luxemburg steht im Ranking der Tennis-Nationalteams auf Platz 54, Litauen auf Platz 40. Auch in der Einzel-Weltrangliste sind die beiden besten litauischen Spieler Vilius Gaubas (ATP 192) und Edas Butvilas (ATP 247) vor Luxemburgs Nummer eins, Chris Rodesch (ATP 282), und Alex Knaff (ATP 718) eingestuft. Zudem hat der Gegner mit Ricardas Berankis einen ehemaligen Top-50-Spieler in seinen Reihen, hinter dem allerdings krankheitsbedingt noch ein Fragezeichen steht.
Restlos ausverkauft
Das Davis-Cup-Duell in der Coque ist restlos ausverkauft. 1.050 Zuschauer kann die FLT für die Begegnung zwischen Luxemburg und Litauen empfangen. Alle verfügbaren Tickets sind im Vorverkauf weggegangen. Eine Abendkasse wird es daher nicht geben. Fans, die kein Ticket mehr bekommen haben, können das Duell auf apartTV oder auf rtl.lu im Livestream verfolgen.
Der Davis Cup schreibt immer seine eigenen Gesetze
„Auf dem Papier sind sie stärker, das heißt aber nicht, dass wir keine Chance haben. Wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir gegen Nationen gewinnen können, die stärker sind. Der Davis Cup schreibt immer seine eigenen Gesetze“, so Muller. „Das Klassement interessiert uns von daher an diesem Wochenende nicht. Wir werden eine Chance haben. Die wollen wir nutzen. Ich denke, es wird auch einiges von der Tagesform abhängen.“
Ähnlich sah es auf der Pressekonferenz am Donnerstag sein Gegenüber Sarunas Kulnys. „Das Ranking sagt im Davis Cup nichts aus. Wir sind auf dem Papier favorisiert, aber es wird schwierig. Es wird ein Fight.“ Doch der litauische Kapitän schob noch eine Kampfansage hinterher: „Wir sind ganz klar hier, um zu gewinnen.“

Rodesch und Knaff im Einzel
Das gleiche Ziel verfolgen aber auch die Luxemburger. „Es ist eine Chance, dass wir in der Coque vor einem solch großen Publikum spielen. Wir wollen diese nutzen und durch die Zuschauer Energie tanken. Wir haben Bock, zu gewinnen, und müssen mit dem Publikum zusammenarbeiten, um den Sieg zu holen“, so Knaff, der neben Rodesch am ersten Wettkampftag im Einzel antreten wird. Ein Geheimnis aus der Aufstellung macht Muller nicht. „Ich brauche nicht zu verheimlichen, wer am ersten Tag im Einzel spielen wird, wenn nichts Unerwartetes dazwischenkommt“, so der FLT-Kapitän.
Für das Doppel, das den zweiten Spieltag am Sonntag eröffnet, gibt es dagegen noch keine festgelegte Strategie. „Alex und Chris sind unser Doppelteam Nummer eins“, so Muller. „Gilles (Kremer) und Raph (Calzi) haben das in Neuseeland aber auch gut gemacht. Wir wissen, dass wir da eine zweite Option haben, die wir auch einsetzen können. Wir halten uns alle Optionen offen. Es hängt auch davon ab, wie die Ergebnisse am ersten Tag ausfallen.“ An die Aufstellung des Gegners will Muller dagegen im Vorfeld nicht zu viele Gedanken verschwenden. „Wir müssen präsent sein, egal, wer gegenüber steht. Wir stellen uns auf alle Eventualitäten ein.“
Mit den Zuschauern im Rücken hoffen Knaff, Rodesch, Muller und Co. vor allem auf ein zweitägiges Tennisfest. Nachdem die Luxemburger in den vergangenen beiden Jahren immer auswärts gegen Spieler und Kulisse angetreten sind, soll jetzt die Coque zum Hexenkessel werden und die FLT-Herren zum Aufstieg geleiten.
Die Aufgebote
Luxemburg: Chris Rodesch (ATP 282), Alex Knaff (ATP 718), Aaron Gil Garcia (ATP 1.436), Raphael Calzi (ATP 1.757), Gilles Kremer (ATP /) – Kapitän: Gilles Muller
Litauen: Vilius Gaubas (ATP 192), Edas Butvilas (ATP 247), Ricardas Berankis (ATP 284), Pijus Vaitiekunas (ATP /), Dovas Dersonas (ATP /) – Kapitän: Sarunas Kulnys
Programm
Am Samstag:
Ab 15 Uhr: Chris Rodesch – Edas Butvilas
Anschließend: Alex Knaff – Vilius Gaubas
Am Sonntag:
Ab 11 Uhr Rodesch/Knaff – Pijus Vaitiekunas/Dovas Dersonas
Anschließend: Rodesch – Gaubas
Anschließend: Knaff – Butvilas
De Maart

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