Der im Vergewaltigungsprozess von Avignon zu 20 Jahren Haft verurteilte Hauptangeklagte Dominique Pelicot wird wegen zwei bislang ungelöster Fälle aus den 90er Jahren erneut vor Gericht gehört. Es handle sich um ein seit über zwei Jahren laufendes Ermittlungsverfahren, sagte seine Anwältin Béatrice Zavarro am Donnerstag in Nanterre. Pelicot sei im Oktober 2023 bereits dazu angehört worden, fügte sie hinzu. Er habe einen Teil der Taten gestanden.
In beiden Fällen geht es jeweils um eine junge Immobilienmaklerin, die von einem Mann angegriffen wurde, der unter falschem Namen eine Wohnung besichtigen wollte. Im Jahr 1999 kam es unter diesen Umständen zu einem Vergewaltigungsversuch einer 23-Jährigen im Großraum Paris.
Pelicot bekannte sich dazu, nachdem er durch einen DNA-Test überführt worden war. „Das war ich. Ich habe ihr das T-Shirt, die Schuhe und die Hose ausgezogen, aber ich habe nichts gemacht, weil ich Angst hatte, dass sie sich befreit“, hatte er während des Prozesses in Avignon eingeräumt.
„Damit habe ich nichts zu tun“
Er bestritt jedoch, an der Vergewaltigung und Tötung einer ebenfalls 23-Jährigen 1991 in Paris beteiligt gewesen zu sein. „Damit habe ich nichts zu tun“, sagte er. Die Umstände der Taten waren nach Angaben der Ermittler vergleichbar: Die junge Frau war auf dieselbe Weise entkleidet worden, und der Täter hatte ebenfalls Äther eingesetzt.
Pelicot war im Dezember in einem Aufsehen erregenden Prozess in Avignon zur Höchststrafe verurteilt worden. Er hatte gestanden, seine frühere Frau Gisèle fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt, vergewaltigt und in Internetforen auch anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten zu haben.
50 Mitangeklagte
Neben Pelicot waren in dem Prozess 50 Mitangeklagte ebenfalls schuldig gesprochen und zu Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren verurteilt worden. Viele der Männer hatten während des Prozesses erklärt, sie seien überzeugt gewesen, sich an einem Sexspiel eines freizügigen Paares beteiligt zu haben.
Während Dominique Pelicot darauf verzichtete, in Berufung zu gehen, entschlossen sich 14 der übrigen Verurteilten zu dem Schritt. Ein Berufungsverfahren soll Ende des Jahres vor einem Schöffengericht im südfranzösischen Nîmes stattfinden.
Gisèle Pelicot ist durch den Prozess zu einer Heldin der Frauenbewegung in Frankreich geworden. Der Prozess von Avignon hatte international Aufsehen erregt. „Im Jahr 2024 kann niemand mehr sagen: ‚Sie hat nichts gesagt, also war sie einverstanden'“, hatte die Staatsanwältin Laure Chabaud in ihrem Plädoyer betont.
De Maart
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