Über dem Atlantik ist in den letzten Tagen ordentlich was los: Mitte der Woche entwickelte sich der sehr starke Orkan Eowyn und traf in der Nacht zum Freitag auf Großbritannien. Als Erstes waren hauptsächlich der Süden und Westen von Irland betroffen, wo Spitzenböen von bis zu 183 km/h gemessen wurden. Gleichzeitig konnte eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 135 km/h festgestellt werden – beide Werte, die als zwei unterschiedliche Parameter gelten, knackten die Landesrekorde aus dem Jahr 1945: Damals wurden Spitzenböen bis 182 km/h und ein mittlerer Wind von 131 km/h gemessen. Der Sturm wird also so schnell nicht mehr in Vergessenheit geraten. Auch in Schottland wütete der Sturm sehr heftig: An der Pennines-Gebirgskette wurde eine Spitzenböe von 194,5 km/h registriert. Auch auf dem Carinwell sind Windspitzen von 150 bis 170,4 km/h aufgetreten. Der Sturm hatte große Schäden zur Konsequenz, zeitweilig waren über 715.000 Gebäude ohne Strom.
Am Sonntag traf der nächste Sturm auf Großbritannien. Herminia hatte sich ebenfalls unweit östlich der US-Ostküste gebildet und legte eine sogenannte „Bombogenese“ hin, genau wie auch Eowyn. Dieser Fachbegriff beschreibt, dass der Kerndruck des Tiefs um mehr als 24 hPa innerhalb von 24 Stunden fällt – dies deutet auf eine rasante Intensivierung hin. Der Sturm brachte nicht ansatzweise so starke Böen wie der Vorgänger, trotzdem war es mit Spitzenböen von 90 bis 120 km/h nicht sehr gemütlich. Betroffen waren der Süden der Britischen Inseln, doch ebenfalls auch der Westen der französischen Küste.
Auch in Luxemburg spürte man zeitweilig den Wind des Sturmtiefs, trotzdem hielt er sich in Grenzen. Die stärkste Böe wurde am Gringlay-Aussichtspunkt bei Bourscheid registriert, das mit 80 km/h. Besonders an Schauern und sogar einzelnen Gewittern waren solche Böen keine Seltenheit.
„Mesozyklone“ lenkte Aufmerksamkeit auf sich
Gegen 14 Uhr zog ein rotierendes Gewitter in den Norden des Landes, schwächte sich jedoch nach Passieren der Grenze schnell ab. Auf belgischer und französischer Seite konnte eine länger anhaltende und bodennahe Rotation per Wetterradar festgestellt werden – eine Mesozyklone, was für eine sogenannte „Superzelle“ spricht. In den Wintermonaten kommen solche nur gelegentlich vor, sie sind im Gegensatz zum Sommer eine Rarität. Die klaren Doppler-Signaturen deuteten auf ein geringes Tornadorisiko an der belgisch-luxemburgischen Grenze hin, das wir in Form eines Wetterhinweises mit dem „Météo Boulaide SkyWatch“-System hyperlokal identifizieren und kommunizieren konnten.
Wieder höherer Luftdruck in Aussicht
Der Atlantik bleibt wohl noch sehr aktiv, doch die Modelle deuten zunehmenden Hochdruckeinfluss über unserem Kontinent an. Kommt das so, dann würde das die Tür zum Atlantik schließen, wodurch Tiefdruckgebiete und -ausläufer nicht mehr so leicht zu uns vordringen könnten. Diese Phase soll, Stand jetzt, ab dem Freitag beginnen und könnte sich bis zum Ende der ersten Februarhälfte hinziehen. Ich möchte jedoch betonen, dass dieser Hochdruckeinfluss trotzdem zwischenzeitlich von Tiefdruckausläufern gestört werden könnte, auch wenn diese sich nicht fest etablieren werden.
De Maart
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