Donnerstag6. November 2025

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EditorialDie BGL Ligue im freien Fall

Editorial / Die BGL Ligue im freien Fall
 Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Nur fünf Jahre ist es her, dass der F91 Düdelingen zweimal nacheinander in die Gruppenphase der Europa League einzog. Eine historische Errungenschaft. Der einheimische Klubfußball war auf seinem Höhepunkt angelangt, denn auch die nationale Konkurrenz des Serienmeisters hatte in diesem Zeitraum beachtliche internationale Resultate vorzuweisen.

Fünf Jahre später gehört dieser Boom der Vergangenheit an. Die BGL Ligue befindet sich im freien Fall. In den vergangenen Jahren hat die höchste luxemburgische Fußballklasse deutlich an Attraktivität und Stärke verloren. Das zeigt auch aktuell wieder ein Blick auf die Wintertransfers der 16 Vereine. Klasse ist keine mehr dabei. Diesmal und im Sommer wurden bei den meisten Vereinen sehr mittelmäßige Akteure aus dem Ausland eingekauft.

Für den schleichenden Niedergang gibt es gleich mehrere Gründe. An erster Stelle stehen die Finanzen. Mit den Schwierigkeiten in der Baubranche durch die bekannten Probleme folgten die Budgetreduzierungen in der BGL Ligue. Viele Erstligaklubs wurden von Unternehmern aus eben dieser Branche finanziell unterstützt. Über all ihnen thronte Flavio Becca, der Düdelingen mit seinem Geld zum Erfolg führte. Heute ist sein neuer Klub Hesperingen nur noch durch nicht gezahlte Gehälter in den Schlagzeilen. Der Verein mit dem größten Potenzial ist aktuell der mit den größten Problemen und steht sinnbildlich für den freien Fall anderer Klubs. 

Die Aufstockung von 14 auf 16 Vereine hat der Qualität auch nicht gutgetan. Diese wurde 2020 während der Covid-Zeit vollzogen und sollte eigentlich nur temporär sein. Da aber jeder Verein seine eigenen Interessen vertritt, wird die Anzahl an Vereinen auch in Zukunft nicht zurückgeschraubt werden. Dass jeder nur auf sich schaut, ist eine allzu normale Reaktion in einer Wettbewerbs-gesteuerten Gesellschaft. Wer zieht sich schon freiwillig in eine untere Division zurück und riskiert dadurch, noch weitere Sponsoren, Zuschauer und eben auch Jugendspieler zu verlieren? Erfolg macht attraktiv, das ist auch im Sport eine ganz einfache Formel.

Attraktiv sind die einheimischen Vereine für die großen Unternehmen des Landes weiterhin nicht. Während in anderen europäischen Ländern fast alle Big Player irgendwie im Vereinssport vertreten sind, ist dies in Luxemburg nicht der Fall. Weder im Fußball noch in anderen Sportarten. Nur die Verbände profitieren (teilweise) von der Gunst der Top-Unternehmen. Auch dieses Problem wird in Zukunft nicht gelöst werden, denn es mangelt den Vereinen hierzulande an Reichweite, um auf einen Geldsegen von solchen Firmen zu hoffen.

Im Gegensatz zu den Vereinen befinden sich die Nationalmannschaften der verschiedenen Kategorien bekanntlich auf einem guten Weg. Hier kommt das nächste Problem ins Spiel. Während vor Jahren nur eine Handvoll Fußballer das Zeug hatten, um Profi zu werden, stehen mittlerweile über 60 Luxemburger bei ausländischen Vereinen unter Vertrag. Dieser Riesenpool an potenziellen Spielern fehlt den BGL-Ligue-Vereinen.

Dies bedeutet aber auch, im Umkehrschluss, dass in vielen Klubs gute Arbeit geleistet wird. Denn die Fußballschule des nationalen Verbandes FLF ist nicht der einzige Grund, warum Luxemburg es schafft, immer mehr Profis hervorzubringen.

Das ist dann wohl auch der richtige Ansatz, wenn es darum geht, die vielen Probleme zu lösen. Es muss noch viel mehr Geld in die Ausbildung gesteckt werden. Der FLF und das Sportministerium müssen die nötige Hilfe anbieten, um die Klubs wieder in die richtige Spur zu bringen. Ab und zu muss man jedoch mit neuen (alten) Regeln zu seinem Glück gezwungen werden. Diese Weichen muss die FLF stellen, denn derzeit scheint unter den Vereinen nicht genug Einigkeit zu herrschen, um einen Paradigmenwechsel im Sinne ihres Sports einzuleiten.