Mittwoch5. November 2025

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EditorialMitläufer statt Macher: Wiltzer Schöffenrat mit schwachen Ausreden beim Thema Sportkoordinator

Editorial / Mitläufer statt Macher: Wiltzer Schöffenrat mit schwachen Ausreden beim Thema Sportkoordinator
CSV und DP stimmten in Wiltz gegen das Projekt eines Sportkoordinators: Bürgermeisterin Carole Weigel und die Kollegen aus dem Schöffenrat möchten erst einmal abwarten Foto: Editpress-Archiv/Roger Infalt

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Um es im Politikerjargon auszudrücken: „Regelmäßige Bewegung ist nicht nur wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden: Sport stärkt den sozialen Zusammenhalt, indem er wichtige Werte wie Toleranz und Fairness vermittelt, Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenführt und die Inklusion stärkt.“ Viel fachlicher als die Marketingabteilung der Demokratischen Partei hätte man es wirklich nicht ausdrücken können. Besser noch: „Jeder Euro, den wir in den Sport investieren, fördert die Gesundheit von unseren Bürgerinnen und Bürgern. Die DP begrüßt die Einführung des Sportkoordinators und erkennt seine wichtige Rolle.“

Seit dem 19. Dezember wissen die Wiltzer Bürger, dass diese andächtigen Sätze, die auf der Internetseite der Partei nachzulesen sind, zwar schöne, aber eben auch nur blutleere Worte sind. Die CSV-DP-Mehrheit stimmte – nach einer Offenlegung fadenscheiniger Argumente – gegen den Vorschlag der Sozialisten, einen Sportkoordinator für die Gemeinde einzustellen. „Zu früh“ und „zu wenig Erfahrungswerte“ waren die Hauptpunkte, mit denen man die Entscheidung begründete. 

Bürgermeisterin Carole Weigel (CSV) und ihre Unterstützer möchten lieber „noch abwarten“ und „schauen, was die anderen machen“. Gut nur, dass nicht alle Gemeinden so handeln. Dabei kann der Sportminister eigentlich nicht viel mehr Unterstützung versprechen, als er es gerade tut: In den ersten drei Jahren übernimmt der Staat ganze 80 Prozent der Personalkosten für den Sportkoordinator. In Wiltz fühlte man sich trotzdem mit zu hohen Hürden konfrontiert: Man müsse der Person zusätzlich noch ein Büro und ein Handy beschaffen. Dass ausgerechnet die einzige Schöffin zu Beginn ihrer Intervention zudem ausschließlich von einem „Mann“ redete, den man einstellen würde – in dieser Affäre fast nicht einmal der Rede wert.

Mit 8.000 Einwohnern gehört Wiltz zu den Top 20 der größten Gemeinden des Landes. Über 800 Kinder sind in den lokalen Sportvereinen lizenziert. Der Sportkoordinator könnte dabei helfen, die Sporthallen-Nutzung unter den Vereinen abzuklären, bei der administrativen Arbeit anpacken, Vernetzungen unterstützen und das bestehende Angebot ausweiten und anpassen.

Nun habe man allerdings aus den Nachbargemeinden Goesdorf (1.664 Einwohner) und Wintger (4.804) gehört, dass man dort auch keinen dieser Koordinatoren einstellen will. Es scheint, als hätte der parteieigene CSV-Minister im hohen Norden noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Vielleicht bringt ja ein einziger Stein das Ganze ins Rollen – und es könnte dann auch jemand den Wiltzern von seinen Erfahrungen berichten. Ein Anruf in Bissen, Niederanven oder Bettemburg hätte übrigens Aufschluss gegeben: Unter anderem dort ist der Sportkoordinator schon länger aktiv. Zudem stellt sich die Frage, warum niemand an ein gemeinsames Projekt im Norden gedacht hat, etwa einen regionalen Sportkoordinator für mehrere Gemeinden oder Syndikate.

Große Reden schwingen ist das eine, das eigene Wahlprogramm in die Tat umsetzen scheinbar etwas anderes. Dass Sport das wohl entscheidendste Element einer gesunden Gesellschaft ist, darüber sind sich alle einig. Wie toll es ist, Luxemburger Athleten auf internationalen Topniveau zu sehen, auch. Dass das Ehrenamt allerdings vor dem Kollaps steht und es an allen Ecken und Enden an Trainingszeiten in Turnhallen, Schwimmbädern und Fußballplätzen für die Jugend fehlt, ist ebenso eine traurige Realität. Doch wenn es bei der Gemeindepolitik darum geht, Initiativen zu ergreifen, Geld in die Hand zu nehmen und dem Sport diese zentrale Rolle zuzuschreiben, dann hört der Spaß (in Wiltz) auf …