Joé Schmit hat seinen Lebensmittelpunkt seit acht Jahren in Köln. Nach seinem abgeschlossenen Masterstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement arbeitet er in einer Medienagentur. Das Interesse am Sportklettern wurde durch seinen Vater geweckt, der ihn vor sieben Jahren nach Arlon zum Bouldern mitnahm. „Eigentlich war mein Vater etwas unsicher, ob das etwas für mich sein könnte. Ich habe immer gerne Sport ausgeübt und unterschiedliche Sportarten ausprobiert. Ein wenig von allem“, erzählt der Para-Sportler.
Die Palette reichte von Fußball, Handball und Basketball über Leichtathletik bis zur Self Defense, wobei einige Sportarten eine gewisse Herausforderung darstellten. Schmit besitzt zwar ein intaktes rechtes Handgelenk, jedoch keine Finger. „Da ich von klein auf nichts anderes kannte, musste ich mich nicht umstellen. Vieles hat sich somit intuitiv angefühlt, auch wenn die Kollektivsportarten sicherlich nicht prädestiniert für jemanden für mich, jemanden ohne Hand, sind. Gedribbelt habe ich eben mit links und war Teil der Zolver B- und C-Mannschaften.“
Die steten positiven Unterstützungen und das gute Feedback von Familie und Freunden hat den heute fast 30-Jährigen motiviert, weiterzumachen. Klettern bedeutet eine weitere Herausforderung. Aber die Freude am Sport bleibt ungleich groß. „Es ist eine Sportart, die enormen Spaß bereitet und viel Selbstbewusstsein generiert. Ich habe gemerkt, dass ich mindestens so gut klettern kann wie Leute ohne Handicap“, erklärt Schmit. „Gut war auch, dass ich mich noch mehr mit meinem Handicap auseinandergesetzt habe als vorher, dies aus Sicht der Problemlösung. Bei jeder Route hat man eine Aufgabe, die man meistern muss. Für jedes Problem gibt es in der Regel unterschiedliche Methoden, um die Lösung zu finden. Das ist der kreative Teil, der extrem gefordert wird beim Klettern. Über diesen Weg habe ich ein viel besseres Verständnis erarbeitet, was ich gut kann und wo sich meine Grenzen befinden, was ich an alternativen Wegen einschlagen kann, um zum Ziel zu gelangen.“
Keine Probleme, nur Lösungen
Grundsätzlich ist Schmits Einstellung die, dass es keine Probleme, nur Lösungen gibt, aber er bleibt auch realistisch und ist sich bestimmter Grenzen bewusst. „Es gibt schwierige Routen, bei denen ich weiß, dass ich zu sehr forcieren muss, um eine alternative Möglichkeit zu finden. Dann ist es aber auch in Ordnung, sich einzugestehen, dass es Routen gibt, die für mich technisch fast unmöglich zu meistern sind. Jedoch probiert man diese auch und man gewinnt immer etwas für sich. Und das ist auch persönlich wertvoll.“
Mit der Zeit hat sich Schmits Passion für das Sportklettern immer weiter gesteigert. In Köln kann er seiner Leidenschaft in einer kleinen Boulder-Halle nachgehen. In Luxemburg registrierte er sich beim SC Zolver, auch wenn er selten Gelegenheit hat, im Süden des Landes zu trainieren. In Köln nimmt er dagegen an kleinen lokalen Veranstaltungen teil, etwa den Kölner Boulder-Meisterschaften, die in einigen Hallen über zwei Wochen ausgetragen werden.
Da ich von klein auf nichts anderes kannte, musste ich mich nicht umstellen. Vieles hat sich somit intuitiv angefühlt.
Irgendwann hat der Wahl-Kölner dann gelesen, dass es auch eigene Para-Wettbewerbe in seiner Lieblingssportart gibt. „Dies war mir eigentlich bis dahin nicht bewusst. Ich habe mich dann links und rechts schlaugemacht und habe auch erstmalig an den Landesmeisterschaften in Österreich teilgenommen. Danach habe ich mich bei der Flera und dem LPC gemeldet, um zu sehen, wie das weitergehen könnte.“
Diese Kontakte haben Schmit einen wesentlichen Schritt nach vorne gebracht. Dank der Vermittlung des Sportdirektors des LPC konnte der Para-Sportler in Köln beim DAV, dem Deutschen Alpenverein, mittrainieren. Beim anschließenden Wettbewerb in Innsbruck half die logistische Zusammenarbeit zwischen beiden luxemburgischen Verbänden, sodass Schmit sich voll auf das Sportliche konzentrieren konnte.
Richtung L.A. 2028

Mit der Berücksichtigung des Para-Kletterns im Programm der kommenden Paralympics öffnet sich dann eine große Tür für den Luxemburger. „Es steht allerdings noch nicht definitiv fest, welche Kategorien mit dabei sein werden. Aber es könnte mein großes Ziel für die nächsten drei Jahre werden. Ich kenne mein genaues Ranking nicht, da ich noch nicht an vielen Wettbewerben teilgenommen habe. Aber ich weiß, dass ich leistungsmäßig mithalten kann. Aber die anderen Kletterer trainieren ja auch.“
Joé Schmit hat sich im letzten Jahr an der Kletterwand gesteigert, aber kennt auch seine Schwächen. „Meine Ursprünge liegen im Bouldern. Für die Wettkämpfe, in denen die Belastung eine ganz andere ist, fehlt mir momentan noch die Ausdauer. Es ist vergleichbar, wie wenn ein Sprinter auf die langen Distanzen wechselt. Ich besitze eine gute Grundbasis. Wenn ich die Schwierigkeiten im Steilhang besser ausbalancieren kann, kann ich mir berechtigte Hoffnungen auf einen Podiumsplatz machen.“
Im Augenblick steht Maximalkrafttraining mit einem Hypertrophie-Zyklus von zwölf Wochen an der Tagesordnung. Mitte des Jahres wird er im Hinblick auf die nächsten Wettbewerbe in reines Ausdauertraining übergehen. Wichtige Aspekte sind Finger- und Zugkraft, aber auch die Mobilität ist gefragt. Wenn man seinen Körper gegen die Schwerkraft bewegen muss, spielt auch das Gewicht eine wesentliche Rolle. „Ich bleibe knapp unter 70 kg. Ich will eher Kraft aufbauen als Gewicht abnehmen. Eine gesunde Ernährung ist zudem wichtig.“
Positives Feedback
Der Para-Sportler erhält viel Unterstützung von seiner Familie und seinen Freunden. Aber auch in der Kletterhalle gibt es positives Feedback. „Eigentlich ist es ein tolles Gefühl, das valide Sportler nicht so kennen. Diese mentale Hilfe trägt dazu bei, dass man gewillt ist, noch mehr ins Training zu investieren.“ Schmit ist in seinem Leben kaum Hürden aufgrund seiner körperlichen Behinderung begegnet, allerdings gab es bürokratische Hindernisse beim Erwerb des Führerscheins. Gerne versucht er auch andere Leute zum Sporttreiben zu motivieren und insbesondere für seinen Sport zu begeistern. „Es lohnt sich immer, sich zu bewegen und Sport zu treiben. Man soll sich ruhig austesten, bis man die passende Sportart gefunden hat. Solange man Freude und Spaß an der Bewegung hat, macht man alles richtig.“ Vielleicht kann ja sein Beispiel andere dazu bewegen, dass aus dem Einzelkämpfer Joé Schmit ein Team von Para-Kletterern zusammenwächst.
Serie: Para-Sportler im Fokus
Das Tageblatt setzt auch im neuen Jahr seine monatliche Serie rund um den Para-Sport fort. Seit April 2024 bieten wir hier Platz für Sportler und Vereine aus diesem besonderen Sportbereich. Den Auftakt im Jahr 2025 macht heute der Sportkletterer Joé Schmit.
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können