Die wütende Debatte um qualifizierte ausländische Arbeitskräfte hat die tiefen Gräben offenbart zwischen den eingefleischten Einwanderungsgegnern, die Trump von Anfang an unterstützten, und den Tech-Unternehmern, die mit ihrem Vermögen den Wahlkampf des Republikaners finanzierten. Führende Köpfe in Trumps ursprünglicher Anhängerschaft finden es absurd, dass nun die Superreichen in der populistischen Bewegung „Make America Great Again“ (MAGA) auf einmal das Sagen haben.
„Ich glaube, der Schlagabtausch zwischen dem traditionellen MAGA und dem Big-Tech-MAGA ist der Auftakt zu einem lang anhaltenden Kampf um die Zukunft der Bewegung“, sagt der Politikwissenschaftler Flavio Hickel. An der Spitze der Fraktion aus dem Silicon Valley steht Elon Musk, der in Südafrika geborene Chef von SpaceX und Tesla. Er investierte mindestens 270 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf und verbreitete gerne in seinem Onlinedienst X dessen Lügen über Massen von angeblich kriminellen Migranten.
Nun muss der reichste Mann der Welt erkennen, dass sich die Ausländerfeindlichkeit der MAGA-Leute auch gegen jene Fachkräfte richtet, auf die er in seinen Unternehmen angewiesen ist. Musk, Vivek Ramaswamy und andere Tech-Tycoons, die Trump als Berater um sich geschart hat, seien „ideologisch libertär“ und würden traditionelle konservative Schwerpunkte wie ausgeglichene Etats und eine weitreichende legale Einwanderung befürworten, sagt Hickel. Die ursprüngliche MAGA-Bewegung hingegen kümmere der Staatshaushalt wenig. Diese Anhänger begeistere vor allem Trumps Politik gegen Migranten.
Er weiß, dass er sich um die Wirtschaft kümmern muss – das Thema, das ihn ins Weiße Haus gebracht hat – also wäre es schlechte Politik, dem Technologiesektor in den Rücken zu fallen
Für Musk sind seine Kritiker in der Trump-Anhängerschaft nichts anderes als „verachtenswerte Idioten“. Steve Bannon, ehemaliger ultrarechter Stratege im Weißen Haus, konterte in ebenso hasserfülltem Ton: In seinem Podcast „War Room“ drohte er Musk an Silvester, ihm „den Kopf abzureißen“, und warnte ihn davor, nun „auf die Kanzel steigen und die Leute belehren zu wollen“.
Trumps neue Milliardärsfreunde hätten dessen Anziehungskraft auf die Arbeiterschaft nie wirklich verstanden, kritisierte Bannon und forderte Musk und die anderen „neuen Konvertiten“ auf, sich wie MAGA um Arbeitsplätze für US-Bürger zu sorgen. Bannon und andere gehen so weit, „Reparationen“ vom Silicon Valley zu verlangen, weil dessen Konzerne US-Bürger um Jobs brächten.
Trump stellt sich auf Seite der Tech-Milliardäre
Im Visa-Streit stellte sich Trump, dessen persönliches Vermögen kürzlich auf 5,5 Milliarden Dollar geschätzt wurde, zur Überraschung und Verärgerung vieler Anhänger auf die Seite der Tech-Milliardäre. Der Experte Donald Nieman von der Binghamton-Universität im Bundesstaat New York hält es für positiv, dass Trump eine breitere Koalition als früher zusammengestellt habe – auch wenn das für mehr Konflikte sorge.
„Er weiß, dass er sich um die Wirtschaft kümmern muss – das Thema, das ihn ins Weiße Haus gebracht hat – also wäre es schlechte Politik, dem Technologiesektor in den Rücken zu fallen“, sagt Nieman.
Einige Beobachter rechnen damit, dass der von Trump zum Sonderberater ernannte Musk am Ende den Kürzeren ziehen wird. Denn Trump wisse sehr wohl, dass er seine Macht hauptsächlich der Unterstützung aus der Arbeiterklasse zu verdanken habe.
Andere glauben, dass das verlockende Geld aus dem Silicon Valley MAGA dauerhaft verändert haben könnte, und dass Trump seine Basis in die Mitte führen wird, anstatt sich von ihr nach rechts ziehen zu lassen. Schließlich sei Trump immer schon Pragmatiker gewesen. (AFP)
De Maart
Geld zieht geld an und deshalb bleibt die "freundschaft" Trump -Musk wohl stabil.
Da der Donald kein 3.mandat anstreben kann ,ist ihm die wahlklientel aus der niedrigeren arbeiterklasse dann in zukunft auch nicht mehr so wichtig.