Das erste Halbfinale der Icon League ist entschieden. Vor fast 12.000 Zuschauern im Münchener SAP Garden führt der FC OneFootball mit 5:0, ehe dem Torhüter von B2B United, dem Luxemburger Mathieu Michels, der Ehrentreffer gelingt. Am Ende verliert B2B United mit 1:7. Vor den Augen von Weltmeister Toni Kroos gewinnt der FC OneFootball am Ende die Icon League – und 230.000 Zuschauer im Peak verfolgten das Geschehen auf der Streamingplattform „Twitch“. Doch Icon League – was ist das eigentlich und warum zieht sie in Deutschland so viel Aufmerksamkeit auf sich?
Um es abzukürzen, ist die Icon League nichts anderes als Hallenfußball – gespielt wird mit Bande, fünf gegen fünf, über 24 Minuten, und wer am Ende die meisten Tore geschossen hat, logisch, der gewinnt. 14 Mannschaften beinhaltet die von Kroos und dem deutschen Streamer Elias Nerlich gegründete Liga. Jeden Montag trafen die Teams im Düsseldorfer Castello aufeinander, die besten acht qualifizierten sich dann für die Finals in München. Es geht um guten Fußball, aber vor allem auch um Unterhaltung – so werden die Spiele musikalisch hinterlegt und Teamkapitäne aus verschiedenen Genres sorgen dafür, dass viele Fans auf „Twitch“ einschalten. Neben Kroos sind so auch Fußballer wie Antonio Rüdiger, David Alaba, Franck Ribéry oder Musiker wie Luciano, Bausa oder NHL-Star Leon Draisaitl Teamkapitäne.
Diskussionsstoff bei Fußballklubs
Mittendrin war auch der Luxemburger Michels, der in Bürden aufgewachsen ist. Fußballspielen hat er beim FC Erpeldingen gelernt, wegen seines Studiums an der Sporthochschule Köln zog es ihn zur U23 von Fortuna Köln. Der 23-Jährige, der in dieser Saison noch keinen Einsatz in der Mittelrheinliga bekommen hat, hatte kurz vor Beginn der Liga den ehemaligen Fußballer und YouTuber Bilal Kamarieh bei einem Dreh kennengelernt. Kamarieh fungiert bei der Icon League zusammen mit RB-Leipzig-Profi Benni Henrichs als sogenannter „Teamhead“ und stellt so die Mannschaft „B2B United“ zusammen.
Doch Michels weiß auch: „Vereinsfußball und Icon League gehen nicht unbedingt Hand in Hand. Einige Vereine sind nicht so glücklich damit, wenn ihre Spieler noch in der Icon League spielen.“ Immerhin gibt es auch Regionalliga-Spieler, die sonntags ihre Partien im Klub bestreiten und einen Tag später in der Icon League – mit intensiven Zweikämpfen und mit allem Ernst geführten Spielen. „Diese Ligen sorgen für Diskussionsstoff bei Vereinen, aber Fortuna ist dem gegenüber positiv eingestellt, deswegen war das für mich kein Problem.“
Zum ersten Mal mit dabei war Michels am 3. Spieltag als Zuschauer, am 4. Spieltag war er erstmals Teil des Kaders. Hinter Gian-Luca Reck war er der zweite Torhüter, erhielt aber immer sporadisch Kurzeinsätze. Etwa 2.000 Menschen konnten die Spiele im Castello Düsseldorf sehen, um die 100.000 Zuschauer schalteten montags auf der Streaming-Plattform „Twitch“ ein, um die Spiele online zu sehen.
Insgesamt ist es ein ganz anderes Fußball-Erlebnis, das Michels wahrnimmt, als was er sonst gewöhnt ist. „Du bekommst ein Parkticket, fährst runter in die Garage, bekommst überall Zugang, es wird nach Verpflegung geschaut und hast jederzeit einen Physio, wenn du ihn brauchst.“ Doch vor allem an die Kameras musste sich der Torhüter gewöhnen. „Vom Social-Media-Team ist überall jemand mit der Kamera dabei. Egal, was du machst, außer beim Duschen“, schmunzelt er.
Vor 12.000 Zuschauern
Als Tabellenvierter löst B2B United, wo neben Michels auch noch Yannis Dublin, ehemaliger luxemburgischer Jugendnationalspieler, agierte, souverän das Ticket für die Finalbegegnungen im Münchener SAP Garden. Vor fast 12.000 anwesenden Zuschauern und 230.000 Live-Zuschauern auf Twitch im Peak gilt es für Michels, das Viertelfinale zu meistern. „Schon vor dem Spiel sah ich mich um und das Stadion füllte sich langsam. Wir haben noch eine Videobotschaft von unseren Liebsten vor dem Spiel bekommen – das war der Moment, wo ich wusste, dass wir das Viertelfinale gewinnen. Jeder hat förmlich sein Leben auf dem Spielfeld gelassen.“
Mit 10:5 besiegt B2B-United das Team Berlin City, die Mannschaft von Rüdiger. Im Halbfinale ist gegen den späteren Sieger FC OneFootball aber Endstation (1:7). Das einzige Tor gelingt dabei ausgerechnet Michels. „Ich war nach dem Spiel schon enttäuscht. Ich habe mit meinen Eltern gesprochen, die haben mich nur aufgeheitert und gesagt, dass ich glücklich darüber sein soll, was ich miterleben durfte. Rückblickend kann ich sagen, dass sie recht hatten. Der Finaltag in München hatte dem Ganzen doch einen draufgesetzt. Wir kamen aus dem Hotel raus, wurden vom Teambus abgeholt und haben vor 12.000 Zuschauern gespielt. Da hatte ich schon Gänsehaut. Als kleines Kind habe ich davon geträumt, aber später hätte ich mir niemals erdenken können, wegen Fußball vor so einer Menschenmenge aufzulaufen.“
Auch für die nächste Saison, die im März beginnt, ist Michels wieder Teil des B2B-Kaders – und hat dann wieder die Chance, einmalige Erinnerungen zu sammeln.
De Maart
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