„Viele Jahre lang wurden viel zu viele Opfer im Stich gelassen“, räumte Labour-Regierungschef Keir Starmer am Montag ein, fügte aber hinzu: „Wer Lügen und Fehlinformationen verbreitet, hat nicht das Interesse der Opfer im Blick.“ Worum geht es?
Vor rund 15 Jahren häuften sich in einer Reihe von nordenglischen Städten Hinweise auf schwerste Sexualverbrechen gegen Kinder und Jugendliche. Betroffen waren vor allem verarmte frühere Industriestädte wie Oldham und Rochdale im Großraum Manchester oder Rotherham in Yorkshire. Dort leben seit den 1960er-Jahren große Gruppen von Einwanderern vor allem aus Indien und Pakistan, meist in friedlicher Distanz zur einheimischen Bevölkerung.
Zwar kommt der sexuelle Missbrauch von Kindern in allen Teilen der Bevölkerung vor; die Erkenntnisse von Sozialbehörden und Polizei förderten nun aber Gruppen asiatisch-stämmiger Männer zu Tage, deren Hunderte von Opfern fast ausschließlich weiße Mädchen aus dem Prekariat waren. Statt den zahlreichen Anzeigen energisch nachzugehen, geschah dann, was der frühere Labour-Abgeordnete von Rotherham, Denis MacShane, so zusammenfasst: „Man wollte das multikulturelle Boot nicht zum Kentern bringen.“ Jahrelang konnten die vielfachen Verbrechen mehr oder weniger ungestört weitergehen, ehe die Strafverfolgungsbehörden energisch eingriffen.
Musk greift Starmer persönlich an
Der jetzige Premierminister diente von 2008 bis 2013 als Chefstaatsanwalt von England und Wales. In dieser Funktion habe er zur Verschleppung und Unterdrückung von Verfahren beigetragen, lautet der Vorwurf. Hingegen berichtet der frühere Bezirksstaatsanwalt für den Nordwesten Englands, der Muslim Nazir Afzal, er sei von Starmer ermutigt worden, nicht nur aktuellen, sondern auch länger zurückliegenden Fällen energisch nachzugehen. Dadurch seien „Tausende von Opfern angehört und Hunderte von Tätern vor Gericht gebracht“ worden.
Musk hat Starmer aber schon seit dessen Wahl im Juli im Visier. Nachdem ein 17-Jähriger Schwarzer Ende Juli drei weiße Mädchen erstochen hatte, kam es auf der Insel zu heftigen Krawallen. Der Milliardär sprach von einem „Bürgerkrieg“ und kritisierte das harte Vorgehen der Strafverfolger gegen die überwiegend weißen Randalierer. Seither unterstützte er eine Online-Petition für Neuwahlen. Starmer müsse zurücktreten und gehöre „wegen des größten Massenverbrechens der britischen Geschichte“ vor Gericht gestellt.
Woher Musk seine Informationen bezieht bleibt unklar. Im Dezember kam es zu einem Besuch des Nationalpopulisten Nigel Farage bei Musk in Mar-a-Lago (Florida). Anschließend schwärmte der Chef der Gruppierung „Reform UK“ von dem US-Milliardär als „Helden“ und hielt Gerüchte am Köcheln, Musk wolle „Reform UK“ bis zu 100 Millionen Dollar spenden. Am Sonntag freilich endete die Romanze: „Die Reform-Partei braucht einen neuen Vorsitzenden, Farage kann es nicht“, schrieb der X-Besitzer.
Die abrupte Kehrtwende dürfte mit Farages scharfer Abgrenzung von dem Rechtsextremisten Tommy Robinson zusammenhängen. Der mehrfach vorbestrafte Agitator verbüßt derzeit eine weitere Gefängnisstrafe, weil er gegen Gerichtsauflagen verstoßen hatte. Aus Musks Sicht handelt es sich bei dem 42-Jährigen um einen „politischen Gefangenen“, der „die Wahrheit gesagt“ habe über die Vertuschung von Sexualverbrechen durch Pakistan-stämmige Männer.
Wie groß ist das Ausmaß des Skandals?
Eine Untersuchung unter Leitung der früheren Sozialarbeiterin Professor Alexis Jay konstatierte bereits 2014 in Bezug auf die 240.000-Einwohner-Stadt Rotherham: Es habe „nach konservativer Schätzung” zwischen 1997 und 2013 Straftaten an mindestens 1.400 Minderjährigen gegeben; diese wurden missbraucht, „von mehreren Tätern vergewaltigt, in anderen Städten herumgereicht, entführt, geschlagen und eingeschüchtert“. In vielen Fällen seien Beweise unterdrückt oder ignoriert worden. Einer zweiten Untersuchung durch Baroness Louise Casey zufolge drohten zwei Stadträte einem leitenden Polizeibeamten mit Krawallen für den Fall, dass die Kripo wie geplant asiatischen Taxifahrern auf den Zahn fühlen würde. In der Stadtverwaltung habe eine „ungesunde Atmosphäre von Einschüchterung, Sexismus und Unterdrückung unangenehmer Fakten“ geherrscht.
Ähnliche Erkenntnisse förderten detaillierte Untersuchungen in Rochdale und im mittelenglischen Telford zutage. Zudem beschäftigte sich Professor Jay im Rahmen einer mehrjährigen Untersuchung landesweit erneut mit dem Thema und veröffentlichte 2022 insgesamt 20 Empfehlungen an die damalige Tory-Regierung. Diese sollten nun von der neuen Labour-Regierung „zur Gänze umgesetzt“ werden, forderte Jay am Sonntag und distanzierte sich von Rufen nach einer erneuten landesweiten Untersuchung. Diese werden von Musk sowie der konservativen Opposition erhoben.
De Maart
Viele Schritte auf einem langen Weg sind wahrhaftig vonnöten, um das soziale Gedächtnis der luxemburgischen Nation mit Vertrauen zu revitalisieren. ▪Vergangenheitsbewältigung "Die katholische Kirche und viele andere Institutionen, wie zum Beispiel Kinderheime, müssen sich nun aber den Fragen stellen und eine aktive Vergangenheitsbewältigung in ihrem eigenen Interesse betreiben", unterstrich Mill MAJERUS am Donnerstag. Das "Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique" in Ettelbrück (CHNP) will, laut MAJERUS, mit der Universität Luxemburg zusammen, eine Studie über mögliche Mißbräuche in den eigenen Reihen erstellen. Die Kontaktstelle ist der Versuch einer moralischen Instanz, verloren gegangenes Vertrauen mühsam wiederzugewinnen. Dies mag begrüßenswert sein, ist aber nicht mehr als ein erster Schritt von einem langen Weg. (…) (Tageblatt, 01.04.2010) MfG, Robert Hottua, Gründer der LGSP
Wann endlich verschwindet der Möchtegernpolitiker Musk endgültig von der Bildfläche.