Von Heidemarie Pütz und Katja Räther (dpa), verarbeitet von Jessica Oé
31. Dezember 2024 - 15.30 Uhr
Akt.: 31. Dezember 2024 - 15.31 Uhr
Die Toten des JahresDiese internationalen Größen haben uns 2024 verlassen
Archivfoto: Editpress
Stars wie Franz Beckenbauer, Maggie Smith oder Quincy Jones hatten Einfluss auf ganze Generationen von Fans. Sie sind im Jahr 2024 gestorben. Und neben ihnen noch weitere prominente Gesichter.
7.1. Franz Beckenbauer (78): Der Fußballer, Trainer und Sportfunktionär war eine der herausragendsten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Beckenbauers Profikarriere begann 1964 beim FC Bayern München, mit dem er viermal Deutscher Meister wurde. Von 1965 bis 1977 spielte er 103-mal in der Nationalelf, die unter ihm als Kapitän und Libero 1972 den EM- und 1974 den WM-Titel errang. Als DFB-Teamchef (1984-1990) führte er die Mannschaft 1990 zur Weltmeisterschaft und wirkte in Spitzenfunktionen beim FC Bayern. Als Chef des Bewerbungskomitees holte er die WM 2006 nach Deutschland. Dunkle Schatten fielen auf sein Lebenswerk, als dubiose Millionenzahlungen um die WM-Vergabe bekannt wurden. Ein Vergehen wurde ihm nicht nachgewiesen, ein Betrugsverfahren in der Schweiz verjährte.
23.1. Frank Farian (82): Der saarländische Musikproduzent und Komponist Frank Farian ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Ob „Daddy Cool“ oder „Rasputin“: Die Lieder des deutschen Popmusikproduzenten waren der Soundtrack einer Generation. Als Franz Reuther in Kirn an der Nahe geboren, schuf Farian seit den 1970er Jahren in seiner Wahlheimat Miami wie am Fließband tanzbare Klassiker der Popmusik. Farian hat auch einen direkten Bezug zu Luxemburg, war er doch in den 1960er-Jahren Koch im Ettelbrücker Hotel Central. Der frühere Tageblatt-Journalist Jean-Marie Backes hat der Geschichte in seinem neuesten Buch „Große Kunst und harte Arbeit“ ein Kapitel gewidmet.
11.2. Kelvin Kiptum (24): Der amtierende Marathon-Weltrekordhalter ist bei einem Verkehrsunfall in seiner Heimat ums Leben gekommen. Der 24-jährige Ausnahmeathlet aus Kenia saß selbst am Steuer, als sein Wagen von der Straße abkam und gegen einen Baum prallte. Kiptum galt als Marathon-Favorit bei den bevorstehenden Olympischen Sommerspielen in Paris. Er hatte zudem angekündigt, im April den Versuch starten zu wollen, als erster Mensch einen Marathon in weniger als zwei Stunden zu laufen.
16.2. Alexej Nawalny (47): Der markanteste Politiker der russischen Opposition und entschiedene Gegner von Präsident Wladimir Putin starb in einem Straflager hinter dem Polarkreis aus ungeklärten Gründen. Der Rechtsanwalt, Blogger und Aktivist prangerte immer wieder Korruption, Bereicherung und Bestechlichkeit russischer Politiker als „Partei der Gauner und Diebe“ an. Vehement kritisierte er das autoritäre System des Kreml und Putins Krieg gegen die Ukraine. Im August 2020 überlebte Nawalny in Sibirien einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok, wurde nach Berlin ausgeflogen und in der Charité behandelt. Bei seiner Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 kam er noch am Flughafen in Haft. Zuletzt war er 2023 wegen angeblichem Extremismus zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Seine Frau Julia Nawalnaja kämpft vom Exil aus weiter für seine Ideen.
26.3 Richard Serra (85): Mit seinen teils riesigen, tonnenschweren Stahlskulpturen wurde der US-Amerikaner zu einem der erfolgreichsten Bildhauer der Welt. Der Künstler, der unter anderem an der Universität Yale englische Literatur studiert hatte, war stets umstritten. Die Beliebtheit seines Werks bedeute ihm nichts, betonte Serra immer wieder. Für mehr als 100 öffentliche Orte schuf er Skulpturen, von Philadelphia und St Louis über São Paulo bis zur „Exchange“-Skulptur inmitten des Kreisverkehrs auf Kirchberg.
8.4. Peter Higgs (94): Seine Theorie zur Masse von Elementarteilchen machte den Engländer weltberühmt. Die Entdeckung des Higgs-Bosons, auch populär „Gottesteilchen“ genannt, am 4. Juli 2012 am Schweizer Forschungszentrum Cern katapultierte den Theoretiker in die Ruhmeshalle der Physik. Mit seiner Theorie lieferte er die Antwort auf eine wichtige Frage über das Universum, was allen existierenden Dingen ihre Form und Größe verleihe. Dafür erhielt Higgs gemeinsam mit dem Belgier François Englert 2013 den Nobelpreis. Den Namen „Gottesteilchen“ für seine Entdeckung lehnte der öffentlichkeitsscheue Atheist strikt ab.
10.4. O.J. Simpson (76): Der frühere American-Football-Star O.J. Simpson starb an einem Krebsleiden. Er war 1994 am Ende einer live im Fernsehen gezeigten Verfolgungsjagd mit der Polizei festgenommen worden, nachdem die blutüberströmten Leichen seiner Ex-Frau Nicole Brown Simpson und ihres Freundes Ron Goldman in Los Angeles gefunden worden waren. 1995 wurde Simpson in dem von gigantischem Medienwirbel begleiteten Indizienprozess von dem Vorwurf freigesprochen, seine Ex-Frau und Goldman erstochen zu haben.
13.5. Alice Munro (92): Für ihre Kurzgeschichten erhielt die kanadische Schriftstellerin 2013 den Literaturnobelpreis. Geboren wurde Munro auf einer Silberfuchsfarm in einem kleinen Ort in der kanadischen Provinz Ontario. Schon als kleines Mädchen erfand sie Geschichten. Doch ihren ersten Erzählband „Tanz der seligen Geister“ veröffentlichte Munro erst 1968 mit fast 40 Jahren. In den Jahrzehnten danach perfektionierte die Autorin, die zuletzt an Demenz erkrankt war, das Genre der Kurzgeschichten.
19.5. Ebrahim Raisi (63): Der iranische Präsident starb bei einem Hubschrauberabsturz zusammen mit Außenminister Hussein Amirabdollahian. Die Regierung des Klerikers stand wegen ihrer erzkonservativen Wertevorstellungen, der Unterdrückung von Bürgerrechten und der schweren Wirtschaftskrise des Landes in der Kritik. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ali Chamenei hatte Raisi die Präsidentenwahl im August 2021 mit knapp 62 Prozent gewonnen. Während seiner Amtszeit vertiefte Teheran seine wirtschaftliche und militärische Kooperation mit China und Russland, die Beziehung zum Westen kühlte unter anderem wegen des Streits über das iranische Atomprogramm stark ab. Als leitender Generalstaatsanwalt von Teheran soll Raisi für Massenhinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sein.
11.6. Françoise Hardy (80): Frankreichs Chanson-Ikone sprach mit ihrer zarten Stimme und ihren einfühlsamen Liedern mehrere Generationen an. Zu ihren größten Erfolgen zählte bereits ihr erstes Lied „Tous les garçons et les filles de mon âge“. Das Lied über Jungen und Mädchen auf der Suche nach Liebe machte sie 1962 mit 18 Jahren zum Star. Die hochgewachsene Französin galt in den 1960er-Jahren als Stilikone. Sie trug Kreationen namhafter Designer und zählte Mick Jagger und Bob Dylan zu ihren Bewunderern.
20.6. Donald Sutherland (88): Seit den 1960er-Jahren spielte der vielfach ausgezeichnete kanadische Schauspieler in mehr als 150 Filmen und TV-Produktionen mit. Der Kriegsklassiker „Das dreckige Dutzend“ (1967) und die Militär-Satire „M.A.S.H.“ (1970) waren seine ersten internationalen Erfolge. 1971 brillierte Sutherland als Privatdetektiv im Psychothriller „Klute“ an der Seite von Jane Fonda. In den 2010er-Jahre spielte der fünffache Vater den skrupellosen Präsidenten Snow in der „Tribute von Panem“-Blockbuster-Reihe. In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“ verewigt. 2018 erhielt er einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.
22.7. John Mayall (90): Der britische Bluesmusiker und Songwriter galt als einer der einflussreichsten Musiker seines Genres. In seiner von ihm 1962 gegründeten Band The Bluesbreakers spielten über die Jahrzehnte Stars wie Eric Clapton und die späteren Fleetwood-Mac-Mitglieder Peter Green, John McVie und Mick Fleetwood. Das Debütalbum „John Mayall & The Bluesbreakers With Eric Clapton“ (1966) wurde zum Klassiker. Der einflussreiche Sänger, Gitarrist, Mundharmonikaspieler, Keyboarder und Bandleader ging bis ins hohe Alter auf Tournee. Mayall bekam 2005 im Buckingham-Palast den Order Of The British Empire verliehen und wurde 2016 in die Blues Hall of Fame aufgenommen.
18.8. Alain Delon (88): Tief ins Gesicht gezogener Hut, hochgeschlagener Kragen, stoischer Gesichtsausdruck: So entdeckte die Welt den Franzosen in „Eiskalter Engel“ (1967) von Jean-Pierre Melville. Sein Gesicht faszinierte Frauen und Männer gleichermaßen. In mehr als 80 Filmen wie „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960), „Der Leopard“ (1963), „Borsalino“ (1970) oder „Endstation Schafott“ (1973) brillierte Delon meist als smarter, skrupelloser Einzelkämpfer. Mit seiner Kollegin Romy Schneider war der Frauenschwarm beruflich und privat eines der glamourösesten Paare der 1960er-Jahre. Im Alter machte er als Sympathisant des Front national, heute Rassemblement national, von sich reden.
9.9. James Earl Jones (93): Dem „Star Wars“-Schurken Darth Vader lieh er seine tiefe Stimme und wurde dadurch weltbekannt. Der ikonische Satz „I am your father“ („Ich bin dein Vater“), aber auch die bedrohlichen Atemröchler hatten Millionen für immer in Erinnerung. Kinderohren jedoch mögen ihn vor allem als „Mufasa“ aus dem Disney-Film „Der König der Löwen“ in Erinnerung behalten. James Earl Jones wurde am 17. Janaur 1931 in Mississippi geboren und spielte in zahlreichen Filmen mit. Neben drei Tonys (einschließlich eines Preises für sein Lebenswerk 2017) gewann Jones zwei Emmy Awards und einen Grammy, war Kennedy Center Honoree, erhielt einen Screen Actors Guild Award und wurde mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet.
9.9. Caterina Valente (93): Die italienische Sängerin mit französischem Pass achte international Karriere. Die Tochter eines Artistenpaars und Multitalent mit wandelbarer Stimme sang Chansons, Jazz und Schlager auf Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch und in etlichen anderen Sprachen. Sie sang Evergreens wie „Ganz Paris träumt von der Liebe“ (1954), „Tschau, Tschau, Bambina“ (1959), „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“ (1960) oder „Quando, quando, quando“ (1962). Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte sie 2005, als sie einen Ehren-„Bambi“ erhielt.
27.9. Maggie Smith (89): Die britische Schauspielerin und zweifache Oscar-Preisträgerin war weltweit als scharfzüngige Violet Crawley in der TV-Serie „Downton Abbey“ (2010–2015) und gestrenge Schulleiterin Minerva McGonagall in den „Harry Potter“-Filmen (2001 bis 2011) bekannt. Unverkennbare Markenzeichen waren ihre sarkastischen Kommentare und ihr ironisch-melancholischer Blick. 1969 erhielt sie einen Oscar für die Hauptrolle in „Die besten Jahre der Miss Jean Brodie“ und 1978 einen für ihre Nebenrolle in „Das verrückte California-Hotel“. 1990 wurde sie vom britischen Königshaus in den Ritterstand erhoben und 2014 zum Companion of Honour ernannt.
28.9. Kris Kristofferson (88): Der US-Country-Sänger galt als einer der bedeutendsten Songwriter aller Zeiten. Seine Songs wurden von Musik-Legenden wie Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Joan Baez, Willie Nelson, Janis Joplin und Ray Charles gesungen. Der Enkel schwedischer Einwanderer schrieb einen Hit nach dem anderen, darunter „Sunday Morning Coming Down“ und „Help Me Make It Through the Night“. Als singender Poet verkörperte Kristofferson mit seiner Gesellschaftskritik und Melancholie das gebrochene Lebensgefühl der Vietnam-Generation. Als Schauspieler gewann Kristofferson 1977 an der Seite von Barbra Streisand einen Golden Globe für die Rolle eines ausschweifenden Rockstars in „A Star is Born“.
16.10. Liam Payne (31): Der Sänger wurde als Mitglied der britischen Boygroup One Direction („What Makes You Beautiful“) zum Popstar. Die 2010 im Zuge der britischen Castingshow „The X Factor“ gegründete Band verkaufte 70 Millionen Alben und füllte weltweit große Stadien. Seit der Trennung 2016 war Payne wie seine ehemaligen Bandkollegen Niall Horan, Harry Styles, Louis Tomlinson und Zayn Malik als Solokünstler aktiv. Am 1. März veröffentlichte er mit „Teardrops“ seine erste Single seit drei Jahren. Der Musiker starb in Buenos Aires unter Drogeneinfluss bei einem Sturz aus dem dritten Stock eines Hotels.
20.10. Fethullah Gülen (83): Der türkische Islamgelehrte, der seit 1999 im US-Bundesstaat Pennsylvania im Exil lebte, war für die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan Staatsfeind Nummer eins. Bis zum öffentlichen Bruch 2013 waren beide verbündet. Erdogan sah in Gülen den mutmaßlichen Drahtzieher des blutigen Putschversuchs 2016 mit mehr als 200 Toten, was der Geistliche stets bestritt. Erdogan hatte immer wieder von den USA die Auslieferung gefordert. Ein von Gülen gegründetes Netzwerk will Muslime über Bildungseinrichtungen, Medien und Vereinsarbeit für eine fromme Lebensweise gewinnen. Es ist in vielen Ländern aktiv.
3.11. Quincy Jones (91): Ob als Produzent, Sänger oder Komponist, der Amerikaner gehörte zu den ganz Großen der Musikbranche. Er stieg von den Gangs in seiner Geburtsstadt Chicago zu einem der ersten schwarzen Stars des US-Musikgeschäfts auf. Jones arbeitete unter anderem mit Michael Jackson, Frank Sinatra, Ray Charles, Louis Armstrong, Stevie Wonder und Aretha Franklin zusammen. Mit Jacksons „Thriller“ produzierte er 1982 das bisher erfolgreichste Album aller Zeiten. Der 28-fache Grammy-Gewinner leitete ein Plattenlabel, komponierte Filmmusik, schrieb Bücher, brachte Spielfilme auf die Leinwand und entwickelte TV-Serien. Mit der Pop-Elite produzierte er 1985 den Song „We Are the World“, der 50 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen den Hunger in Afrika einspielte.
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