Luxemburgische Sozialarbeiter aus der „domaine de la grande précarité“ haben bereits im Juli die Vereinigung „Solidaritéit mat den Heescherten“ kontaktiert, um gemeinsam auf die unzumutbaren Zustände für Menschen ohne Wohnung in Luxemburg aufmerksam zu machen. Nun machen sie es im Dezember noch einmal.
Für die Politiker sei die „Wanteraktioun“ der wichtigste Pfeiler, steht in der Pressemitteilung. Doch die Tatsache, dass der Zugang nur Personen gewährt wird, die eine mindestens dreimonatige Anwesenheit auf luxemburgischem Staatsgebiet nachweisen können, sei „das perfekte Spiegelbild einer fragmentierten und ungerechten Politik“. Müsse man wirklich warten, bis „das Thermometer gegen null geht, um jeder Person bedingungslos Zugang zu gewähren?“, fragen sich die Sozialarbeiter.
Vor Ort würden die Wartelisten in den Unterkünften länger und länger werden, selbst für diejenigen, die in Luxemburg soziale Rechte haben. Deswegen fordern die Sozialarbeiter „mehr als nur Zahlen“: Konkrete, durchdachte und auf die Menschen, die auf der Straße leben, zugeschnittene Maßnahmen. Dezentrale und kleine Initiativen sollen schnell umgesetzt werden sollten und die vielen leerstehenden Gebäude saniert werden.
Nicht nur die fehlenden Unterkünfte, auch die fehlende Unterstützung mache den Menschen auf der Straße zu schaffen: „Im Laufe der Monate, ob Winter oder Sommer, zerbrechen Leben auf der Straße, erschöpfen sich Körper und verlieren Geister den Boden unter den Füßen.“ Es müsste mehr Fachkräfte für psychische Gesundheit geben – und diese müssten sinnvoll in die sozialpädagogischen Teams integriert werden, fordern die Sozialarbeiter.
Auch die Gemeinden sollen eine größere Rolle übernehmen. Denn sie spielen laut den Sozialarbeitern „eine zentrale und unumgängliche Rolle.“ Heute sei das noch nicht so: „Äußerst selten mobilisieren sich diese wirklich, und auch dann nur, indem sie die bloße Verteilung von Schlafsäcken auf ihrem Gebiet trotz der winterlichen Temperaturen einschränken oder verbieten“, steht in der Mitteilung. Der Schöffenrat in Esch beharre etwa darauf, den Streetwork-Dienst abzubauen. Trotz einer Welle von Kritik blieben die Kommunalpolitiker taub Appelle. Die Sozialarbeiter finden: „Jede Gemeinde muss Verantwortung übernehmen und sich aktiv an der Schaffung geeigneter Strukturen beteiligen.“
Man soll nicht vergessen, dass hinter jedem „Gesicht, das von der Straße gezeichnet ist, eine Lebensgeschichte verbirgt, eine mit Füßen getretene Würde, die nur darauf wartet, wiederhergestellt zu werden.“
De Maart
Der letzte Absatz, mit viel Empathie ausgedrückt, geht unter die Haut und kann sicherlich etwas bewirken, wenn man ihn sich verinnerlicht.