Freitag7. November 2025

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ForumDie Schließung der KI-Qualifikationslücke im Jahr 2025

Forum / Die Schließung der KI-Qualifikationslücke im Jahr 2025
 Foto: dpa/Oliver Berg

Nun, da künstliche Intelligenz dabei ist, weltweit ganze Branchen umzukrempeln, zeichnet sich eine paradoxe Situation ab. Trotz wachsender Nachfrage nach Menschen, die in der Lage sind, das Potenzial der Technologie zu nutzen, sind KI-bezogene Kompetenzen nach wie vor Mangelware.

Dieser Mangel an KI-bezogenen Fertigkeiten – von Kenntnissen in den Bereichen maschinelles Lernen, Prompt Engineering und Datenwissenschaft bis hin zum Verständnis der ethischen Dimensionen der KI – entwickelt sich zu einem ernsthaften Hindernis für den effektiven Einsatz der Technologie. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht gaben 47 Prozent der Führungskräfte an, dass ihren Mitarbeitern die erforderlichen Qualifikationen fehlen. Dadurch wird es für Unternehmen schwieriger, KI-Projekte von der Konzeption bis zur Umsetzung durchzuführen. Ein Bericht des Weltwirtschaftsforums aus dem Jahr 2023 kommt zu dem Schluss, dass „sechs von zehn Beschäftigten vor 2027 eine Schulung benötigen werden, aber nur die Hälfte der Beschäftigten heute Zugang zu angemessenen Weiterbildungsmöglichkeiten hat“.

Diese Qualifikationslücke verheißt nichts Gutes, nicht nur im Hinblick auf individuelle Karrierechancen, sondern auch für das Wirtschaftswachstum allgemein. Um die Chancen der KI zu nutzen, sind neue Ansätze in Aus- und Weiterbildung erforderlich. Im kommenden Jahr werden Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen wahrscheinlich viel mehr Wert auf die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich KI-Ethik legen, flexibles lebenslanges Lernen anbieten und KI in ihr Angebot aufnehmen, um wettbewerbsfähiger zu sein.

Problem „Schatten-KI“

Ethische Kompetenzen im Bereich KI werden sich dabei zu einem zentralen Anliegen entwickeln – und das aus gutem Grund. Innerhalb weniger Jahre ist generative KI für alle Menschen zugänglich geworden, die über einen Computer und eine Internetverbindung verfügen. Für Arbeitgeber und ihre IT-Abteilungen wirft dies Fragen zum Problem der „Schatten-KI“ auf, also der nicht genehmigten Nutzung generativer KI durch Beschäftigte, wodurch sich für Unternehmen eine Vielzahl an Sicherheits-, Compliance- und Reputationsrisiken ergeben könnten. Darüber hinaus benötigen Beschäftigte Kenntnisse in KI-Ethik, um neue KI-Agenten zu verwalten: also Tools, die komplexe Aufgaben automatisieren können, für die andernfalls Personal erforderlich wäre.

Sowohl Schatten-KI als auch agentenbasierte KI erfordern neue Leitlinien, die den Usern helfen, KI-Anwendungen auf Grundlage verantwortungsvoller KI-Verfahren zu schützen. Zu diesem Zweck werden Anbieter von Bildungsangeboten damit beginnen, Schulungen zu den Grundlagen von Erklärbarkeit, Gerechtigkeit, Stabilität, Transparenz und Datenschutz in der KI in den Vordergrund zu stellen. Ohne grundlegende Kenntnisse darüber, wie KI-Modelle ihre Ergebnisse generieren, sind beispielsweise Personen, die für Datenschutz oder die Steuerung autonomer Systeme verantwortlich sind, schlecht gerüstet.

Da sich KI und andere neue Technologien rasant weiterentwickeln, wird lebenslanges Lernen zur neuen Normalität werden. Dieser Lernprozess kann in drei Phasen unterteilt werden: die Entwicklung von Fertigkeiten, die unmittelbare Anforderungen erfüllen, die Vorwegnahme zukünftiger Anforderungen und die Bereitstellung von Expertise, die immer gefragt sein wird.

Auch viele traditionelle Rollen innerhalb eines Unternehmens werden sich bald ändern. Beispielsweise könnten manche Beschäftigte, die derzeit unabhängig arbeiten (und kein Personal führen), in neue Arten von Teams aufgenommen werden, in denen Menschen KI-Agenten verwalten. Zur Vorbereitung auf diesen grundlegenden Wandel wird die Nachfrage nach Online-Kursen und digitalen Qualifikationen in KI-bezogenen Bereichen wie der Verarbeitung natürlicher Sprache und maschinellem Lernen wahrscheinlich steigen. Darüber hinaus wird der künftige Einsatz von Quantencomputern den Bedarf an neuen Fertigkeiten weiter erhöhen. Auch die stetig steigende Zahl und Bandbreite von Cyberangriffen – wie HNDL-Hacks (Harvest Now, Decrypt Later) – unterstreichen, wie wichtig es ist, im Bereich Cybersicherheit stets auf dem neuesten Stand zu sein.

Lebenslanges Lernen

Aus diesem Grund arbeitet unser Unternehmen mit Community Colleges in vier US-Bundesstaaten zusammen, mit dem Ziel, einen neuen Abschluss im Bereich Cybersicherheit anzubieten, der die Studierenden auf Positionen vorbereitet, die in der Arbeitswelt gefragt sind. In ähnlicher Weise bieten wir durch unsere Zusammenarbeit mit der Singapore Polytechnic und den historisch afroamerikanischen Colleges und Hochschulen (HBCUs) in den USA jungen Studierenden kostenlose Schulungen im Bereich KI an. Und auch wenn dieser Prozess im Unterrichtsraum beginnt, ist davon auszugehen, dass sich mit der Weiterentwicklung der relevanten Technologien auch mehr Möglichkeiten für die Weiterbildung ergeben werden. Für alle, die auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig bleiben wollen, ist lebenslanges Lernen unverzichtbar geworden.

Schließlich können KI- und Automatisierungstechnologien bestehende Bildungsplattformen weitaus effektiver gestalten, wie wir im Jahr 2025 wahrscheinlich sehen werden. KI-gestützte Lösungen haben einen Wendepunkt erreicht und sind von einem „Nice-to-have“ zu einem „Must-have“ geworden. Ausbildungsfachkräfte, ob in Schulen oder anderen Organisationen, werden neue Wege finden, KI-gestützte Tools einzusetzen, um Lernerfahrungen zu personalisieren und anzupassen, die Bedürfnisse der Lernenden zu verstehen und sie mit relevanten Kursen abzugleichen oder das Coaching und Feedback zu verbessern.

Überdies können mit diesen Technologien Aspekte des Kundenservice im Bildungsbereich verbessert werden. Bei IBM haben wir beispielsweise die Vorteile des Einsatzes von KI zur Analyse der Rückmeldungen von mehr als 60.000 Lernenden in 47 Sprachen bereits erkannt. Das veranlasste uns, die Online-Registrierung und andere Teile des Prozesses zu vereinfachen. In den kommenden Jahren werden auch Systeme und Plattformen im Bildungsbereich von multimodalen KI-Modellen profitieren, die Audio-, Video-, Grafik- und Bildmaterial verarbeiten können, um eine noch effektivere, individuellere Lernerfahrung zu ermöglichen.

Justina Nixon-Saintil ist Vizepräsidentin und Chief Impact Officer bei IBM.
Justina Nixon-Saintil ist Vizepräsidentin und Chief Impact Officer bei IBM.

Durch den Einsatz von KI können wir Ergebnisse in den Bereichen Ausbildung und berufliches Fortkommen verbessern, die betriebliche Effizienz steigern und die Kosten in der Wirtschaft insgesamt senken. Voraussetzung ist jedoch, die dafür benötigten Fachkräfte auszubilden.

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier

Copyright: Project Syndicate, 2024, www.project-syndicate.org

Luxmann
24. Dezember 2024 - 8.20

Klingt nicht wirklich einleuchtend.
KI soll doch so einfach sein dass praktisch jeder ohne grosse ausbildung es nutzen kann...und der computer soll es ja herstellen.