Freitag7. November 2025

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MusiktippsDie neuen Alben von Laura Marling und Michael Kiwanuka im Hörtest

Musiktipps / Die neuen Alben von Laura Marling und Michael Kiwanuka im Hörtest
Neue Alben im Überblick: „Small changes“ und „Patterns in Repeat“ Collage: Tageblatt

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Laura Marling und Michael Kiwanuka bringen neue Alben auf den Markt. Lohnt es sich, reinzuhören? Die Platten im Hörtest.

Laura Marling – „Patterns in repeat“

Rating: 8/10 Punkte
Rating: 8/10 Punkte Quelle: Chrysalis

Ihr im April 2020 veröffentlichtes Album „Song for our daughter“ hatte Laura Marling noch für eine imaginäre Tochter geschrieben. Drei Jahre später brachte die britische Singer-Songwriterin dann tatsächlich eine Tochter zur Welt. Diese Erfahrung wiederum hat die Songs ihres achten Albums „Patterns in repeat“ geprägt.

Marling, die vor einigen Jahren ihren Master in Psychoanalyse absolviert hat, lernte während ihres Studiums das Konzept der Familienkonstellationen kennen – ergo, wie sich der Einzelne selbst im Kontext der Familiendynamik wahrnimmt. Daran musste sie denken, als ihre Tochter auf die Welt kam. Nun hat Marling eine neue Perspektive darauf, denn die Konstellation ihrer eigenen Familie war plötzlich eine andere. Darum geht es auf „Patterns in repeat“, das in ihrem Homestudio in London geschrieben, aufgenommen und von Dom Monks koproduziert wurde. Marling blickt auf die Muster, die in der Konstellation einer Familie eine Rolle spielen. Sie taucht ein in die Auseinandersetzung mit den Ideen und Verhaltensweisen, die wir durch die Familie über Generationen hinweg erfahren.

„Patterns in repeat“ ist ein intimes, behutsames Singer-Songwriter-Werk mit Chorgesängen, Streicherarrangements von Rob Moose und sowieso einem großen Instrumentarium: Synthesizer, E-Piano, Akustikgitarre, Horn und das griechische Saiteninstrument Bouzouki gehören dazu. Das Schlagzeug fehlt völlig, was ungewöhnlich ist, aber überhaupt nicht stört. Die Songs klingen auch so famos. Der britische Observer nannte es nicht von ungefähr einen „zärtlichen Liebesbrief an die Mutterschaft“.


Michael Kiwanuka – „Small Changes“

Rating: 8/10 Punkte
Rating: 8/10 Punkte Quelle: Polydor

Anfang der 2010er war Michael Kiwanuka eine der positivsten Überraschungen im Zuge der Retrosoul-Welle. Diesen Eindruck konnte der Gitarrist und Sänger aus London vier Jahre später mit seinem zweiten Album „Love & Hate“ untermauern und anno 2019 sogar mit seinem mit „Kiwanuka“ betitelten dritten Werk nochmals übertrumpfen. Das stand in zahlreichen Jahresbestenlisten und wurde von der Kritik nahezu einhellig gelobt.

Nicht viel anders könnte es für „Small Changes“ laufen. Kiwanuka hat sich diesmal etwas Zeit gelassen. Fünf Jahre sind seit „Kiwanuka“ vergangen, fünf ereignisreiche Jahre. Und so turbulent die Zeiten aktuell sein mögen, so beruhigend und wohltuend sind die Songs auf seinem vierten Album. Bereits zum dritten Mal hintereinander hat der 37-Jährige mit den Produzenten Danger Mouse und Inflo gearbeitet. Sie sind ein eingespieltes Team und wissen die gefühlvollen Retrosoul-Kompositionen des Briten in Szene zu setzen.

„Small Changes“ geizt nicht mit Höhepunkten. Es beginnt mit dem leichtfüßigen, von der Karibik inspirierten Lounge-Song „Floating Parade“ und endet mit der wunderschönen Ballade „Four Long Years“. Kiwanuka ist ein begnadeter Sänger, Musiker und Songschreiber, daran besteht kein Zweifel. Und er ist offen. Die Vorabauskopplung „Rest Of Me“ ist beispielsweise jazzig geraten; in „Follow Your Dreams“ packt er dann den Synthesizer aus. Doch in dem Instrumental „Lowdown (Part 2)“ schielt er noch weiter über seinen musikalischen Tellerrand hinaus – genauer gesagt in Richtung Pink Floyd. Sein Gitarrenspiel erinnert an die weitläufigen Sounds der großen britischen Prog/Art Rocker aus den Siebzigern. Stark.