Weltcup-Erfolge in der Altersklasse der U23 hatte Marie Schreiber bereits einige feiern können. So stand sie vor ihrem Triumph in Hulst in dieser Saison bereits in Antwerpen und Namur auf dem höchsten Treppchen. Gleich zu Beginn der Cross-Saison war ein nächster Leistungssprung unverkennbar. Bei der Nacht Van Woerden, Schreibers erstem Vergleich mit den Weltbesten, überraschte die Fahrerin des Teams SD Worx-Protime mit Rang zwei, knapp hinter Ex-Weltmeisterin Lucinda Brand und vor der amtierenden Weltmeisterin Fem Van Empel.
Mit ihren exzellenten Vorstellungen bei den ersten drei Weltcups bewies sie zunehmend, dass sie zur absoluten Weltspitze gehört. Sogar ein Sieg auf allerhöchstem Niveau schien für die hochtalentierte Allrounderin möglich. Dass Schreiber dieses hoch gesteckte Ziel bereits in diesem Jahr erreichen würde, damit hatte allerdings kaum einer gerechnet. Am Samstag lieferte sie ab 13.40 Uhr jedoch während 53 Minuten und 45 Sekunden die perfekte Fahrt auf ihrer Lieblingsstrecke ab – ein „coming-of-age-ride“, wie es der Eurosport-Reporter bei ihrer Zieleinfahrt beschrieb.
Im Tunnel
Aus der ersten Startreihe heraus legte die Luxemburgerin gleich wie gewohnt den Turbo ein. Schreiber, die stets auch unter schwierigen Bedingungen elegant unterwegs ist, konnte ihre feine Technik unter anderem auf der ebenso spektakulären wie gefährlichen Abfahrt ausspielen, um binnen kurzer Zeit einen Vorsprung von zehn Sekunden auf die Topfavoritinnen herauszufahren. Diesen baute sie im Verlauf der Runden noch weiter aus „Wo bleiben die anderen, habe ich mich gefragt. Ich habe mich sehr gut gefühlt und bin in Zeitfahrmanier kontrolliert weitergefahren“, so Schreiber.
Im Gegensatz zu den vorherigen Rennen gelang es den Niederländerinnen, trotz der gewaltigen Unterstützung ihres Publikums, jedoch nicht, zur jungen Luxemburgerin aufzuschließen. „Eingangs der vorletzten Runde habe ich angefangen, an den Sieg zu glauben. Als Lucinda (Brand) dann noch einmal bis auf 15 Sekunden an mich herankam, hatte ich noch Reserven. Ich war im Tunnel, bis zur letzten Runde, wo ich dann etwas in Panik geraten bin. ‚Du kannst das jetzt nicht mehr vermasseln‘“, sagte sich die spätere Siegerin selbst, der eingangs der letzten Runde ein Fahrfehler unterlief. „Ich bin aber konzentriert geblieben und konnte den Abstand aufrechterhalten. Vor dem letzten steilen Anstieg wusste ich, dass nichts mehr schiefgehen könne“, schilderte Schreiber die Schlussphase ihrer überragenden Fahrt.
Kopfschüttelnd fuhr sie zum letzten Mal über die kleine Holzbrücke. Mit erhobenen Armen und einem vom Schlamm gezeichneten Gesicht, das Glück und Ungläubigkeit gleichermaßen ausdrückte, rollte sie ins Ziel. „Ich bin sprachlos und kann es noch nicht fassen“, waren ihre ersten Worte im Siegerinterview, wenige Minuten nach ihrem triumphalen Sieg – dem größten ihrer noch jungen Sportlerkarriere.
Auf Platz 2 der Gesamtwertung
„‘Have fun‘ lautet meine Devise“, so die Profifahrerin nach ihrem Weltcup-Premierensieg. „Genießen“ hatte sie sich auch für das Rennen im belgischen Zonhoven einen Tag später vorgenommen. Auf dem sandigen Terrain fuhr Schreiber am Sonntag zum vierten Mal in dieser Saison in die Top 7. Schnellste war diesmal die Niederländerin Ceylin Alvarado, vor der Britin Zoe Backstedt und Lucinda Brand. Letztere verteidigt damit ihre Führung im Weltcup, mit einem Vorsprung von 31 Punkten auf Marie Schreiber, die sich durch ihren Überraschungssieg und ihren siebten Platz (auf 2:10) am Sonntag von Rang vier auf Position zwei verbessern konnte. Die amtierende Weltmeisterin Fem Van Empel hatte am Wochenende eine Zwangspause einlegen müssen, da sie sich am Freitag, bei der Streckenbesichtigung in Hulst, eine Knieverletzung zugezogen hatte.
In Hulst waren auch die Geschwister Maïté und Layla Barthels am Start und belegten dort die Plätz 62 und 74 unter 91 Starterinnen. Bei seinem ersten U23-Weltcup, der vom Niederländer Tibor Del Grosso gewonnen wurde, fuhr Rick Meylender unter 63 Teilnehmern auf Rang 49. Im Juniorenrennen kam Lennox Papi als 45. ins Ziel, 5:34 hinter dem siegreichen Belgier Giel Lejeune. Jonah Flammang-Lies und Lenn Schmitz kamen auf die Plätze 70 (auf 7:30) und 73. Schnellster in Zonhoven war der Italiener Mattia Agostinacchio. Papi wurde 44. auf 4:54. Flammang-Lies und Schmitz überquerten den Zielstrich unter 79 Konkurrenten als 55. (auf 5:52) und 68.
Bei der Elite der Männer, ohne FSCL-Vertreter, hatte sich der Belgier Niels Vandeputte in Hulst erstmals behaupten können, vor dem Spanier Felipe Orts und Pim Ronhaar aus den Niederlanden. Bei seinem ersten Cyclocross-Auftritt gewann Überflieger Mathieu Van der Poel (NL) am Sonntag mit einem Vorsprung von anderthalb Minuten auf die Belgier Thibau Nys und Joran Wiseure.

Kontinuierliche Progression seit Fahrerbeginn !
Sehr hohes Talent und starker Willen !
Wo Sie jetzt Ihren ersten Sieg in der höchsten Weltklasse erreicht hat wird Sie sicherlich hungrig auf weitere Erfolge.
Die FSCL und ihre Trainer können stolz auf Sie sein.
Das "Ländchen" auch !