Als Losfee Rachel Yankey, ehemalige englische Nationalspielerin, am Freitagmittag das Los „Luxembourg“ zog, wurde Luc Holtz, der in Zürich anwesend war, kurz von den Kameras eingefangen. Ganz glücklich sah der Nationaltrainer mit der Auslosung nicht aus. Denn zu diesem Zeitpunkt war bereits gewusst, dass Luxemburg in Gruppe A, eine Vierergruppe, kommen wird. Die Gegner standen auch schon fest: der Sieger des Nations- League-Viertelfinals zwischen Deutschland und Italien, die Slowakei und Nordirland.
Den Eindruck, dass Holtz nicht ganz zufrieden mit der Auslosung war, bestätigte er am Freitagnachmittag im Gespräch mit dem Tageblatt. „Mein größter Wunsch war eine Fünfergruppe“, sagt er. „Als wir als erste Mannschaft aus Topf 4 gezogen wurden, wusste ich sofort, dass dieser Wunsch keinen Erfolg hat.“ Das Problem dabei ist, dass die FLF-Auswahl statt acht Qualifikationsspielen nur sechs bestreiten wird. Alle Termine, die nicht mit einem Qualifikationsspiel belegt sind, müssen also durch ein Freundschaftsspiel ersetzt werden. Zudem sagt Holtz: „Mental ist es ein Unterschied, ob du ein Qualifikationsspiel bestreitest oder ein Freundschaftsspiel.“ In den kommenden Wochen wird sich die FLF auf die Suche nach passenden Gegnern für die Freundschaftsspiele machen. Die Auswahl dabei ist begrenzt, doch am liebsten würde Holtz gegen Gegner testen, die den Profilen der Slowaken und Nordiren am nächsten kommen.
Gute Erinnerungen an Italien
Als Gruppenkopf steht also der Sieger der Viertelfinal-Begegnung zwischen Deutschland und Italien fest. Holtz hat dabei eine Präferenz. „Italien wäre mir lieber. Ich denke, dass Deutschland von der Qualität und der Mentalität in der Vorbereitung auf eine WM sehr weh tun kann. Ich denke aber, dass sowohl Deutschland als auch in Italien durch diese Gruppe marschieren werden.“ Aus persönlicher Sicht hat Holtz zudem bessere Erinnerungen an Italien als an das Nachbarland: 2014 gelang der FLF-Auswahl in einem Freundschaftsspiel ein 1:1 in Perugia, mit Holtz als Trainer. Gegen Deutschland war Holtz zweimal als Nationalspieler angetreten: beim 0:4 in Leverkusen 1991 (EM-Qualifikation) als auch beim 0:7 in Stuttgart 1998 (Freundschaftsspiel) war Luxemburg chancenlos.
Sportlich weiß Holtz um die Schwere der Aufgabe, egal gegen welche Nation es letztendlich gehen sollte. Doch gegen die beiden anderen Gruppengegner sieht der 55-Jährige Chancen, Punkte mitzunehmen. Gegen beide Nationen hat die FLF-Auswahl erst vor kurzem gespielt. Gegen die Slowakei gelang dem Team in der EM-Qualifikation im März 2023 auswärts ein 0:0, im Stade de Luxembourg musste man sich im Oktober 2023 dann 0:1 geschlagen geben. Auf die Nordiren traf das Team in diesem Jahr in der Nations League: Das Hinspiel in Belfast ging 0:2 verloren, im Rückspiel erarbeiteten sich die „Roud Léiwen“ ein 2:2.
Terminkollision im März 2026
„Die Slowakei ist aus Topf 2 vielleicht die Nation, bei der wir sportlich am ehesten etwas mitnehmen können. Wenn wir einen guten Tag haben, kaum Verletzte und die Spieler in ihren Vereinen Spielpraxis haben, können wir etwas holen. Nordirland ist auch ein schwerer Gegner. Aber wir haben gesehen, dass wir gegen sie punkten können. Ich finde die Gruppe nicht unattraktiv“, resümiert Holtz, der sich als Ziel gesetzt hat, so viele Punkte wie möglich zu holen. „Wir können leer ausgehen, können aber auch den zweiten Tabellenplatz anpeilen. Dazu muss natürlich, wie eben schon erwähnt, einiges zusammenkommen.“
In Zürich hat sich der FLF-Nationaltrainer bereits mit seinem nordirischen Kollegen Michael O’Neill unterhalten. „Die Nordiren schielen auf Platz 2 – wohl wissend, dass sie dann für die Playoffs qualifiziert wären. Ich denke, dass die Slowaken es ähnlich angehen.“ Während die zwölf Gruppenersten direkt für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko qualifiziert sind, spielen die zwölf Gruppenzweiten und die vier am besten platzierten Gruppensieger aus der Nations League, die nicht schon qualifiziert sind, vier weitere WM-Tickets aus. Die Gruppenphase der WM-Qualifikation beginnt im März und dauert bis November 2025, die Playoffs finden im März 2026 statt.
Doch wenn es um den März 2026 geht, müsste es bei den luxemburgischen Fußballfans klingeln: für den Monat wurden bereits die beiden Playoff-Spiele der Nations League gegen Malta angesetzt. Sollte Luxemburg also in der WM-Quali Zweiter werden, würde man sich für die Playoffs zur WM qualifizieren, die dann ebenfalls im März 2026 anstehen? Es scheint kaum realistisch, vier Playoff-Länderspiele in einem Monat auszuspielen. Auf Tageblatt-Nachfrage hieß es am späten Freitagnachmittag von Seiten der FLF, dass wohl die WM-Playoffs Vorrang hätten – und die Nations-League-Playoffs verschoben werden würden. Eine offizielle Information hat der nationale Fußballverband aber weder von der UEFA noch von der FIFA erhalten. Am Freitagabend hat FLF-Generalsekretär Joël Wolff die beiden Verbände über diese Terminkollision informiert. Eine Antwort bleibt abzuwarten.
Im Überblick
WM-Qualifikation 2026, die europäischen Gruppen:
Gruppe A: Gewinner Deutschland/Italien, Slowakei, Nordirland, Luxemburg
Gruppe B: Schweiz, Schweden, Slowenien, Kosovo
Gruppe C: Verlierer Portugal/Dänemark, Griechenland, Schottland, Belarus
Gruppe D: Gewinner Frankreich/Kroatien, Ukraine, Island, Aserbaidschan
Gruppe E: Gewinner Spanien/Niederlande, Türkei, Georgien, Bulgarien
Gruppe F: Gewinner Portugal/Dänemark, Ungarn, Irland, Armenien
Gruppe G: Verlierer Spanien/Niederlande, Polen, Finnland, Litauen, Malta
Gruppe H: Österreich, Rumänien, Bosnien und Herzegowina, Zypern, San Marino
Gruppe I: Verlierer Deutschland/Italien, Norwegen, Israel, Estland, Republik Moldau
Gruppe J: Belgien, Wales, Nordmazedonien, Kasachstan, Liechtenstein
Gruppe K: England, Serbien, Albanien, Lettland, Andorra
Gruppe L: Verlierer Frankreich/Kroatien, Tschechien, Montenegro, Färöer, Gibraltar
De Maart
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