Es handelt sich um einen Unfall mit erheblichen und langwierigen Konsequenzen. Viele sind am Tag eins nach dem Zwischenfall auf der Mosel noch gar nicht richtig einzuschätzen. Was wir heute wissen: In Müden, bei Flusskilometer 37,1 zwischen Koblenz und Cochem, hat am Sonntag ein Güterschiff die Tore der Mosel-Schleuse massiv beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden. Darüber berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Einer Pressemitteilung des Wasserstraßen- und Schifffahrtamtes Mosel-Saar-Lahn (WSA) zufolge wird die Schleuse ersten Einschätzungen zufolge bis Ende März wegen der Reparaturarbeiten gesperrt sein. Das dürfte viele beunruhigen, die in irgendeiner Weise vom Transport über die deutsch-luxemburgisch-französische Wasserstraße abhängig sind.
Klar ist heute, dass der Unfall – die genauen Umstände bleiben zu klären – die Moselschifffahrt wesentlich beeinträchtigen, wenn nicht gar komplett zum Erliegen bringen wird – zumindest was den Frachtbetrieb anbelangt. Laut dem WSA stauten sich am Montagmorgen wegen der Sperrung um die 70 Schiffe auf der Mosel.
Vom luxemburgischen Schifffahrtsamt in Grevenmacher hieß es am Montagmorgen, dass jene Schiffe, die von Frankreich her in Richtung Deutschland unterwegs seien, zunächst mal in Metz (F), Mertert (L) oder Trier (D) vor Anker gehen könnten.
Import von Benzin und Heizöl gefährdet
Laut WSA ist der Unglücksfrachter am Sonntag um 13 Uhr mit seiner aus 1.500 Tonnen Schrott bestehenden Ladung „scheinbar nahezu ungebremst“ gegen das Untertor der Müdener Schleuse gefahren. Dadurch seien beide Torflügel aus der Verankerung gerissen sowie auch der hydraulische Torantrieb beschädigt und aus der Betonbefestigung gerissen worden. „Alle Teile sind nicht mehr nutzbar und müssen komplett ersetzt werden“, schreibt das WSA. Das Schiff war auf dem Weg zum Hafen Mertert in Luxemburg. Es weist am Rumpf starke Schäden auf, es kam aber nicht zu einem Wassereinbruch.
Für Jérôme Laurent, den Bürgermeister von Mertert-Wasserbillig, ist der Unfall eine äußerst unerfreuliche Nachricht, da er „große Auswirkungen“ auf Luxemburg haben wird. Der eingeschränkte bzw. ausfallende Warentransport über die Mosel werde definitiv einen finanziellen Impakt haben, da der Import von Benzin und Heizöl stark beeinträchtigt wird. Und natürlich werde auch der Export darunter leiden, meint Laurent gegenüber dem Tageblatt. Ob es eine Möglichkeit gebe, dies zu umgehen, wisse er zu diesem Zeitpunkt nicht.
In der Zeitung Trierischer Volksfreund wurde am Montag die Frage gestellt, ob das Heizöl in der Region Trier jetzt teurer werde. Auch beim Varo-Tanklager am Trierer Hafen sei das Unglück das große Thema. Normalerweise würden dort drei bis zehn Schiffe pro Woche Heizöl abladen. Aktuell sei das Tanklager noch gut gefüllt, berichtet Udo Schaaf, Leiter des Tanklagers Trier, im Gespräch mit der Zeitung. Bis Weihnachten müsste der Vorrat reichen. Ab Januar könne es eventuell zu Engpässen kommen. Zwar lasse sich Heizöl auch per Zug in die Region bringen. „Das ist aber ein wesentlich größerer Zeitaufwand.“ Steigende Preise hält Schaaf daher durchaus für möglich.
Sorge um Fluss-Kreuzfahrten
Die Zeitung hat auch darauf hingewiesen, dass sich unter jenen Schiffen, die an der Schleuse feststecken, auch solche befinden, die Urlauber an Bord haben. Am Montag sei zum Beispiel ein Flusskreuzer von Trier unterwegs Richtung Traben-Trarbach gewesen. Eigentlich sollte die Tour in Köln enden. Daraus wird per Schiff jetzt jedenfalls nicht. Was aus den geplanten Schiffsreisen zu den Weihnachtsmärkten der Region wird, wollen die Anbieter jetzt prüfen.
In einem recht überschaubaren Pressekommuniqué teilte das luxemburgische Transportministerium am Montagnachmittag mit, dass man den deutschen Behörden Unterstützung angeboten habe. Zudem stehe man in engem Kontakt mit dem Betreiber des Hafens Mertert und den betroffenen Unternehmen, um die Entwicklung der Situation genau zu verfolgen und die Kontinuität des Gütertransports zu gewährleisten.
".. da der Import von Benzin und Heizöl starkt beeinträchtigt wird."
Da darf die Eisenbahn wieder zeigen wozu sie da ist. Falls es sie noch gibt.