Die Spieler des Swift Hesperingen haben ein Exempel statuiert. Mit ihrem medienwirksamen Streik vom Sonntag haben sie den nationalen Fußballbetrieb in seinen Grundfesten erschüttert. Denn mit dieser Aktion wurde bewiesen, dass das bestehende System vor einem Kollaps steht: Wer seine Spieler monatelang nicht bezahlt, muss damit rechnen, dass es früher oder später (berechtigterweise) ein Aufbäumen geben wird. Die Frage ist nicht, ob es in Luxemburg eine Zukunft für Mäzenen-finanzierte Strukturen geben sollte, sondern wer nach diesem handfesten Skandal überhaupt noch bereit wäre, sich in den nächsten Jahren solch einem Risiko auszusetzen.
Man muss nicht einmal lange zurückblättern, um Spätfolgen gescheiterter Projekte aufzuzählen. Bei den beiden Escher Vereinen leckt man sich nach dem Abschied der Griechen sowie dem Rückzug von Gérard Lopez noch immer die Wunden. Die finanziellen Probleme des Rekordmeisters und der Luxemburger „Doyenne“ prägten die vergangenen Jahre. Besser erging es dem F91, der nach dem Abgang von Flavio Becca noch immer im ersten Waggon der Nationaldivision sitzt. Doch dessen aktuelles Projekt in Hesperingen kam nie an den internationalen Erfolg aus Düdelinger Zeiten heran.
Die Gründe für das Scheitern des Swift-Imperiums sind vielfältig – angefangen bei der unüberschaubaren Transferpolitik und den vielfältigen menschlichen Problemen, die der tägliche Dauerunterhalt von 40 Spielern mit sich bringt. Selbst die besten Individualisten garantieren keinen Erfolg. Sich jeden Sommer ein neues Wunderteam zusammenzuwürfeln, bringt vielleicht kurzfristigen Ruhm, doch auf Dauer kann diese Prozedur nie die Zauberformel sein. Sollten die Gehälter wegen ausbleibenden Erfolges nicht ausgezahlt worden sein, wäre das eine Schande. Schlimmer noch: Im Sommer verpasste der Verein die Teilnahme am europäischen Wettbewerb, dem Highlight einer jeden Saison, u.a. aus identischem Grund. Jetzt droht bei einem zweiten „Forfait“ sogar ein Zwangsabstieg. Es wäre der traurige Höhepunkt der Posse.
Die Düdelinger verließ Becca nach zweimaligem Erreichen der Gruppenphase der Europa League. Der lokale Bürgermeister hatte sich damals nicht beeindruckt vom Ultimatum des Sponsors gezeigt, der ein neues Stadion gefordert hatte. Nahe dem Stade Alphonse Theis in Hesperingen wird zwar jetzt gebaggert, doch ob der Investor nicht doch irgendwann entscheidet, sein Fußballprojekt abzugeben, steht auf einem anderen Blatt.
Lockergelassen hat er – sportartenübergreifend – schon das eine oder andere Mal. 2012 hatte der dänische Radprofi Jakob Fuglsang gegen die damalige Becca-Firma Leopard S.A. geklagt, zwischenzeitlich war Luxemburgs Nationalkeeper Anthony Moris wegen ausgebliebener Virton-Gehälter vor Gericht gezogen. Jetzt sind es eben die Fußballer des Swift Hesperingen, die ihre Anwälte eingeschaltet haben. Klar, dass dies wohl definitiv keine guten Voraussetzungen für eine besinnliche Winterpause sind … Bleibt nur zu hoffen, dass die ausstehenden Gehälter schnell überwiesen werden.
Erst in den nächsten Jahren wird sich dann zeigen, ob der Streik nicht doch eine ganze Fußballphilosophie über den Haufen geworfen hat.
Zu Ihrem Kommentar, Frau Diederich, gibts nichts zu beanstanden. Beim Abgang eines Mäzens geht ein Verein meistens zugrunde, deswegen sollte auf jeden Fall vermieden werden sich von einem einzigen Mäzens abhängig zu machen. Leider spielt heutzutage keiner mehr für ein Sandwich und eine Cola.