Der 62-jährige Ingenieur, bekannt als Erfinder des „Bilan Carbone“, erklärt allgemein gerne mit einfachen Diagrammen komplexe Zusammenhänge. Sein Bestsellercomic „Un monde sans fin“, entstanden in Zusammenarbeit mit Christophe Blain, hat sich bereits über eine Million Mal verkauft und wurde kürzlich in den USA veröffentlicht. Demnach waren die Erwartungen vor dem Ereignis sehr hoch.
Sein Vortrag widmete sich der Frage, warum die Menschheit fossilen Brennstoffen so verfallen ist. Jancovici zeigte auf, dass seit den 1960er-Jahren das Wirtschaftswachstum und der Energieverbrauch im absoluten Gleichschritt gestiegen sind. Fossile Energien haben weltweit Wohlstand geschaffen: Armut wurde verringert, die Lebenserwartung stieg, Kindersterblichkeit fiel und auch die Gleichstellung von Frauen wurde gefördert. Während Letztere in den 1960ern noch viele Kinder bekamen, ermöglicht der Wohlstand heute kleinere Familien und bessere berufliche Perspektiven.

Jancovici verdeutlichte, dass Wirtschaftswachstum immer mehr Maschinen erfordert, die wiederum zusätzliche Energie verbrauchen. Als Beispiel führte er an, dass die Scheinwerfer aller Autos heute mehr fossile Energie benötigen als die gesamte Menschheit vor 100 Jahren. Die populäre Forderung nach nachhaltigem Leben stellt er infrage: Die letzten Menschen, die vollständig nachhaltig lebten, taten dies vor 20.000 Jahren. In dem Kontext verglich Jancovici die holländischen Windmühlen mit den aktuellen Windkraftanlagen. Konkret sind Ölförderanlagen, Kohleförderung, Stahlwerke, Chemiekonzerne, Betonproduktion und Lkws unabdingbar, um eine Windkraftanlage herzustellen. Ohne Öl gäbe es schlussendlich auch keine anderen industriellen Produkte wie Autos, Kühlschränke oder Solarzellen.
Jancovici betonte, dass Maschinen unverzichtbar sind, um Energie effizient zu nutzen. Falls fossile Energien von heute auf morgen wegfielen, müssten Maschinen durch Menschen ersetzt werden. Die globale Maschinenleistung entspricht demnach der Arbeit von 1.600 Milliarden Menschen – dies wären dann rund 200 „menschliche Sklaven“ pro Erdbewohner. Wohlhabendere Länder liegen weit darüber. Für einen Franzosen wären schon 600 notwendig, für einen Luxemburger rund 1.000 und für einen Arendt-Mitarbeiter sogar um die 2.000. Denn je wohlhabender der Mensch, umso größer die Wohnungen, umso leistungsstarker die Autos, umso zahlreicher die geflogenen Meilenzahlen …
Maximale Ergebnisse mit minimalem Aufwand
Die Ursache für diese Maschinenkonzentration liegt laut Jancovici im menschlichen Drang, mit minimalem Aufwand maximale Ergebnisse zu erzielen. Die Tiere tun dies übrigens auch: Jedes Lebewesen schont sich, um im Notfall noch ausreichend Reserven zu besitzen. Und genau dies entspricht auch dem menschlichen Trieb, mehr als notwendig zu sammeln. Jeder möchte seit Urzeiten ausreichend Reserven angelegt haben, um den kommenden Winter zu überleben. Wir können eigentlich nie genug bekommen. Dieser Urtrieb zeigt sich auch in unserer modernen Gier nach Öl, Geld oder Likes.
Ein weiterer Effekt der fossilen Brennstoffe ist deren Tendenz, unsere Welt komplexer zu gestalten. Doch dies bedingt auch, dass sich immer mehr Jobs verändern oder neue entstehen. Der seit der industriellen Revolution beschleunigte Klimawandel ist genauso neu. Die Menschheit war bis jetzt noch nie in so kurzer Zeit einem solch bedrohlichen Phänomen ausgesetzt. Wir befinden uns in einem One-Shot-Experiment, dessen Parameter wir nicht voraussehen können. In der Tat ist etwas, das nie stattgefunden hat, sehr schwer vorauszusagen. Niemand hat zum Beispiel voraussagen können, dass sich Hagelkörner tatsächlich wegen des Klimawandels vergrößern würden.
Es gibt natürlich auch Tatsachen, die klare Voraussagen erlauben. So haben in den letzten 20 Jahren mehrere ölfördernde Länder ihre Spitzenproduktionen überschritten. Als Beispiel führte Jancovici Mexiko auf. Hier wurde der Höchstpunkt 2005 erreicht. Bis zu dem Zeitpunkt exportierte das Land 50 Prozent seiner Produktion, heute keinen einzigen Tropfen. Diese Regel der schwindenden Exportmasse trifft übrigens auf jedes Land zu. Leider ist diese Tatsache besorgniserregend für Europa, da wir 97 Prozent unserer Brennstoffe importieren. Die Voraussage ist arithmetisch sonnenklar: Da die importierte Menge stärker schwindet als deren produzierte Menge, wird Europa mit Sicherheit ständig weniger fossile Stoffe einführen können.
Zudem bemängelte Jancovici die Blindheit ökonomischer Akteure gegenüber energetischen Realitäten: In volkswirtschaftliche Berechnungen fließen oft keine Kilowattstunden oder Flächenwerte ein, was zu fehlerhaften Prognosen führt.
Abschließend stellte Jancovici die Frage, wie lange die Menschheit brauchen wird, um die Abhängigkeit vom Öl zu kontrollieren. Er betonte, dass unsere Sinne nur unmittelbare Gefahren erkennen, nicht aber langfristige Bedrohungen. Fossile Brennstoffe haben Fortschritt und Wohlstand ermöglicht, doch gleichzeitig unseren Lebensraum zerstört. Sein Vortrag analysierte unser menschliches Spiegelbild aus zahlreichen Perspektiven. Jancovici schuf dabei Bewusstsein und Erkenntnis. Die Anwesenden können demnach den Kummer, den der Klimawandel bereitet, zumindest aufgeklärter angehen. Verschwunden sind die Sorgen leider nicht. Doch damit hatte auch niemand gerechnet. Schade nur, dass dem Publikum keine Fragen gestattet wurden …
De Maart
Hallo Herr Luxmann,
Ihr Argument hinkt, es geht nicht nur um Erdöl, sondern um alle fossilen Energieträger und dazu gehören auch Braun- und Steinkohle, die in Europa noch reichlich vorhanden ist. Trotzdem steigen wir aus, mit allen Konsequenzen für die Kohleregionen.
Solange es erdoel gibt wird es auch verbraucht.
Und ich wuerde mal behaupten dass die erdoelfeindlichkeit die aktuell in der EU propagiert wird unter vorwand des klimaschutzes einen hauptgrund hat...den dass die EU nur sehr wenig erdoelquellen hat.
Haette europa die erdoel ressourcen von
Saudi arabien,den USA oder Russlands wuerde man nur wenig stimmen hoeren die unbedingt bei dieser energie sparen wollen um das klima zu retten.
"..doch gleichzeitig unseren Lebensraum zerstört. " Vielleicht weil wir nicht damit umgehen können wie es eigentlich sein müsste. Auch Tcherno und Fuku hätten nicht sein müssen wenn wir die Gefahr ernst genommen hätten.
Jede Entwicklung,von Medizin bis Technik,hat uns das Leben erleichtert und angenehm gemacht.Wir werden immer älter und sogar Viren haben einen schwereren Stand als noch vor Jahren. Wir sind eine Entwicklung aus der Natur heraus und wir werden wieder verschwinden wenn die Zeit reif ist. So wie jede Spezies die aus dem Ruder gerät. Wir sind allerdings die einzige Spezies die Gier und Eifersucht über alles stellt.