Donnerstag23. Oktober 2025

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Fall Sarah de NuttePaul Schiltz kritisiert Tischtennis-Verband: „Camp der Empathie für Leistungssportler verlassen“

Fall Sarah de Nutte / Paul Schiltz kritisiert Tischtennis-Verband: „Camp der Empathie für Leistungssportler verlassen“
Sarah de Nutte erhält Rückendeckung vom ehemaligen FLTT-Generalsekretär Paul Schiltz Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Im Streit zwischen dem Tischtennisverband und Sarah De Nutte hat sich jetzt auch Paul Schiltz zu Wort gemeldet. In einer zweiseitigen Stellungnahme stellt sich die in nationalen und internationalen Tischtennis-Kreisen bestbekannte Persönlichkeit resolut hinter die Nationalspielerin und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Der seit 1972 „fast durchgehend aktive, innovative und kritische Mitarbeiter und Gestalter in FLTT-Gremien“, wie Paul Schiltz sich selbst beschreibt, hatte von 1993 bis 1995 den Posten des Generalsekretärs inne und stand der Schiedsrichter-Kommission des Europäischen Tischtennisverbandes (ETTU) von 2008 bis 2013 vor. „Ich bin vielen Spielerinnen und Spielern vor wichtigen Matches begegnet“, schreibt der Oberschiedsrichter, der zu hundert Prozent nachvollziehen kann, „dass Sarah De Nutte bemängelt, sich bei ihrem Olympia-Auftritt verlassen und von der FLTT nicht unterstützt gefühlt zu haben. Dass dies auf die Leistung abfärben kann, müsste eigentlich jedem, der mit Sportlern auf hohem Niveau zu tun hatte, klar sein“, sagt Schiltz, der bei vier Olympischen Spielen und bei vielen Weltmeisterschaften als Unparteiischer und Materialprüfer im Einsatz war.

Deshalb versteht der beim DT Helleng lizenzierte und weiterhin aktive Spieler nicht, warum Sarah De Nutte so wenig Wertschätzung in Paris erhalten hat, nach ihrer „intensiven, mehrjährigen, kostspieligen Jagd nach Punkten durch die ganze Welt, um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Wer hätte sie in der Not von Paris besser betreuen können als ihr anwesender Trainer und Coach?“, fragt sich der Tischtennis-Insider, der dann zu verstehen gibt, dass Sarah De Nutte „ihre Enttäuschung höflich, deutlich, ohne persönliche Vorwürfe öffentlich ausgedrückt hat. Das ist für mich ehrenhaft und nicht schädlich, wie das Comité Directeur das sieht“, so der 75-Jährige, der weiter beklagt, dass „menschliche Aspekte kaum zu finden sind in der mehrseitigen, sehr einseitigen, zum Teil perversen Anklageschrift, die vom Vizepräsidenten der FLTT zusammengestellt wurde“.

„Unglaublich“

In Bezug auf eine Anekdote aus dem Jahr 1979 bei der WM in Nordkorea, wo der damalige Nationalspieler André Hartmann zusammen mit Camille Putz einen Aufstand geprobt hatte und das Ehrentribunal zu dem Schluss kam, dass das schlechte Klima innerhalb der Verbandsdelegation nicht die einseitige Schuld der Spieler war, folgert Schiltz, dass sich die Zeiten geändert haben. „Es gibt Leute, die das Camp der Empathie für Leistungssportler verlassen haben. Damals verwendete das Comité Directeur den Bericht der Delegierten, im Jahr 2024 hat das CD selbst und nachträglich ein Dossier, das Anklage und Urteil zugleich ist, konstruiert“.
Dem Tageblatt erklärte Paul Schiltz, dass er sich zu Wort gemeldet hat, „da ich erschrocken bin über die Tatsache, dass eine Spielerin, die nur für ihren Sport lebt und aufgrund einer, vollauf berechtigten Aussage, die sie aus einer Enttäuschung heraus gemacht hat, bestraft wird. Das ist einfach unglaublich.“

In Bezug auf das Olympische Komitee stellt Schiltz die Frage, ob es für Sportler und Dirigenten annehmbar ist, dass Präsident, Vizepräsident und Sportdirektor das COSL beschuldigen, die FLTT getäuscht zu haben. Bei Sarah De Nutte handele es sich ja um eine Elitesportlerin des COSL. „Ist das COSL für die FLTT ausschließlich Geldgeber oder Geldbesorger?“.

Für den ehemaligen Vorsitzenden verschiedener Kommissionen des Internationalen Tischtennis-Verbandes wäre das Mindeste „ein ehrliches ‚mea culpa‘ und eine echte Entschuldigung an die Spielerin, das COSL und an die Luxemburger Sportwelt. Oder wäre es sogar angebracht, wenn die vorgenannten Personen schnell ihren Hut nehmen würden, um Platz für eine ersprießlichere Zukunft der FLTT zu machen?“, fragt Schiltz abschließend.


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