Mittwoch5. November 2025

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Burnout„Der Weg zurück zu Kraft und Lebensfreude“

Burnout / „Der Weg zurück zu Kraft und Lebensfreude“
„Es gibt kein ‚zu spät‘ in der Behandlung von Burnout“, betonte Dr. Manfred Nelting. „Menschen können wieder zu ihrer Kraft und Lebensfreude finden.“ Foto: Unsplash

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Wie viel Stress verträgt ein Mensch, bevor er zusammenbricht? Eine Konferenz in Strassen zeigt, warum Burnout keine Schwäche ist, sondern das Resultat einer Welt, in der man ständig erreichbar, aber nie wirklich in Balance ist.

„Burnout heißt nicht, dass der Akku leer ist, sondern Burnout heißt, dass das Ladekabel defekt ist.“ – Dieser prägnante Satz von Fritjof Benjamin Nelting bringt die zentrale Botschaft des Events „Burnout und Gesellschaft“ auf den Punkt, das am vergangenen Mittwoch im Kulturzentrum Paul Barblé in Strassen stattfand. Organisiert vom „Centre médical Rollingergrund“ mit Unterstützung der Gemeinde Strassen, beleuchtete die Konferenz die Herausforderungen und Lösungsansätze im Umgang mit Burnout.

Zwischen beruflichem Ideal und realer Überlastung

„Burnout ist ein über Monate oder Jahre verlaufender Prozess“, erklärte Dr. Manfred Nelting vom „Gezeiten-Haus“ in Bonn, erster Redner und Pionier in der Behandlung des Burnout-Syndroms. „Es ist die Überforderung durch Anforderungen, die unsere Bewältigungskraft übersteigen.“

Die Balance zwischen Arbeit und Erholung stand im Zentrum der Diskussion. Burnout betrifft laut den Experten vor allem Menschen mit hohem Engagement und Perfektionismus – Personen, die „zuverlässig, kaum krank und äußerst loyal“ sind, wie Nelting senior betonte.

Doch gerade dieses Engagement wird zur Falle, wenn Pausen fehlen und die Grenzen der eigenen Belastbarkeit ignoriert werden. „Burnout-Patienten merken oft selbst nicht, dass sie betroffen sind. Sie verdrängen die Warnsignale, bis es zu spät ist“, fügte er hinzu.

Eine Gefahr, die in der modernen Arbeitswelt durch digitale Technologien noch verstärkt wird. „Wir leben in einer Zeit, in der wir hundertmal am Tag unterbrochen werden – durch E-Mails, Nachrichten oder Anrufe. Jede dieser Unterbrechungen kostet uns Energie und Fokus“, warnte Nelting. Er plädierte dabei für einen bewussten Umgang mit digitalen Geräten, insbesondere in Unternehmen: „Ein Management, das auf dauerhafte Erreichbarkeit setzt, erhöht nicht nur den Stress seiner Mitarbeitenden, sondern riskiert auch langfristig höhere Krankheitsstände.“

Doch nicht nur Unternehmen, auch Einzelpersonen tragen Verantwortung. „Häufig ist das selbstgemacht“, erklärte der Mediziner. „Ich möchte erreichbar sein, damit ich angesprochen werden kann, die Dinge selber regeln kann.“

Wir leben in einer Zeit, in der wir hundertmal am Tag unterbrochen werden – durch E-Mails, Nachrichten oder Anrufe. Jede dieser Unterbrechungen kostet uns Energie und Fokus.

Dr. Manfred Nelting, Pionier in der Burnout-Behandlung

Grenzen erkennen – und respektieren

Sein Sohn Fritjof Benjamin Nelting führte das Publikum anschließend durch die physiologischen Auswirkungen von Stress und hob die Bedeutung des Körpers als Signalgeber hervor. „Burnout bedeutet, dass wir unsere eigene Grenze nicht mehr wahrnehmen“, sagte er. Ohne Pausen gerate der Mensch in einen Zustand des „Dauerstresses“, der nicht nur mental, sondern auch physisch große Schäden anrichten könne.
Ein einfaches Mittel, um den Teufelskreis zu durchbrechen, sei das bewusste Atmen. „Wenn wir unsere Patienten fragen, sagen fast alle: ‚Ich habe das alles versucht, aber es hat nicht funktioniert.‘ Genau das ist begründet darin, dass wir ständig über unser Denkzentrum überprüfen, ob es schon was gebracht hat.“ Der Schlüssel liege im „absichtslosen Atmen“, das den Parasympathikus, den sogenannten Ruhenerv, aktiviere.

Burnout ist kein Schicksal

Trotz der düsteren Diagnose des modernen Arbeitslebens endete der Abend optimistisch. „Es gibt kein ‚zu spät‘ in der Behandlung von Burnout“, betonte Dr. Manfred Nelting. „Auch wenn es manchmal lange dauert, Menschen können wieder zu ihrer Kraft und Lebensfreude finden.“ Dabei gehe es jedoch nicht nur um individuelle Therapie, sondern auch um die Gestaltung eines gesellschaftlichen Rahmens, in dem Erholung und Resilienz selbstverständlich sind. Zum Abschluss der Konferenz präsentierte das „Centre médical Rollingergrund“ Ansätze zur Prävention und Behandlung von Burnout. Von psychologischer Unterstützung über medizinische Diagnostik bis hin zu Coaching-Methoden zeigte das Team, wie ein umfassendes Verständnis der individuellen Belastungen und Ressourcen helfen kann.