BGL LigueWie Miguel Fernandes seine Zeit beim F91 ausnutzen will

Er steht damit wohl nicht allein da, denn Miguel Fernandes gehört zu den Fußballspielern, die nur wenig (bis gar keine) Begeisterung für Schneeflocken am Freitagmorgen aufbringen können. „Das finde ich nicht so extra“, meinte der 20-Jährige mit einem Lachen. Denn ausgerechnet vor einem ohnehin intensiven Duell gegen den Tabellenzweiten Hesperingen haben sich die Platzbedingungen dementsprechend verschlechtert. Sportlich seien dagegen alle Zutaten für ein echtes Spitzenspiel vorhanden: „Zwei formstarke Mannschaften, die viele Tore schießen und beide hinten relativ wenige Treffer kassieren. Hinter uns liegt eine wirklich gute Woche. Wir sind mental stark und möchten dieses Spiel unbedingt gewinnen.“

Er gehört seit seiner Rückkehr vom Jahr bei Gil Vicente (P) zum Stammpersonal der Düdelinger. „Ehrlich gesagt war ich letztes Jahr schon etwas überrascht, doch ich habe meine Chance bekommen und genutzt.“ Inzwischen hat Marco Martino das Ruder übernommen. „Er vertraut mir – und ich möchte aufgrund meiner Leistungen beweisen, dass er das auch tun kann.“ Dass ausgerechnet ein Innenverteidiger in der Liga mit drei Treffern zweitbester Torschütze des Vereins ist, bedeutet wohl, dass dessen Qualitäten bei Standards nicht angezweifelt werden sollten. „Man bekommt als Verteidiger nicht viele Chancen, deshalb muss man die paar, die man hat, dann dementsprechend nutzen“, sagte Fernandes.

Im vergangenen Jahr hatte der F91 die drei Punkte gegen Swift Hesperingen im November zu Hause behalten und auswärts verloren. „Unser Kader ist stärker und größer. Die Konkurrenz zieht uns alle hoch“, erklärte Fernandes. „Beim Swift ragen Leute wie Dominik Stolz und Dejvid Sinani heraus. Das sind Spieler mit Erfahrung in der BGL Ligue, die für ihre Torgefährlichkeit bekannt sind. Zudem verpflichten sie jedes Jahr technisch und physisch starke Spieler aus dem Ausland. Einen Schwachpunkt haben sie nicht.“

Apropos Ausland. Dort will Fernandes früher oder später im Profibereich landen. Einen ersten Vorgeschmack, inklusive einer brutalen Erfahrung, hatte er im Sommer 2023 in Portugal bekommen. Nach einem eigentlich erfolgreichen Jahr in der Akademie von Gil Vicente verlängerte der Klub den Vertrag nicht. „Man sagte mir, dass der Grund die Ausländerklausel sei – und ich der sechste auf der Liste von fünf Spielern.“ Leere Versprechen und eine weitere Erfahrung mehr im Leben seien aber kein Grund, den Kopf hängenzulassen. „Wenn der Zeitpunkt da ist, werde ich bereit dafür sein. Ob es im Winter ist, oder eben im Sommer, ich mache mir da keinen Druck.“

Dass Fernandes definitiv zu den jungen Luxemburgern gehört, die international Karriere machen könnten, sagt auch U21-Nationaltrainer Dan Huet „Obschon er dem jüngeren Jahrgang angehört, ist er nicht umsonst unser Kapitän. Er hat eine klare Meinung und für sein Alter eine große Reife. Zudem ist er sportlich enorm wichtig für uns. Es gibt nicht viele U21-Spieler, die zum Stammpersonal in der BGL Ligue gehören. Bei ihm ist das auf menschliche und sportliche Qualitäten zurückzuführen.“ Für Huet wäre eine Vertragsunterschrift im Profibereich also keine Überraschung – gleichzeitig sieht der Coach noch einen gewissen Steigerungsbedarf: „Ich halte große Stücke auf ihn. Er weiß aber auch selbst, dass er noch einen Tick mehr von sich selbst verlangen und jede Gelegenheit ausnutzen sollte, um an seine Grenzen zu gehen. Wenn er diese fünf Prozent noch rausholt, bin ich überzeugt, dass er es schaffen wird.“

Einmal durfte Fernandes bereits im Kreise der A-Nationalauswahl trainieren. Für einen Einsatz reichte es im Trainingslager gegen Malta noch nicht. „Ich muss Geduld haben und auf meinen Moment warten“, weiß der 20-Jährige. Noch liegt er auch im Zeitrahmen: Sein Vorbild, Ruben Dias (Manchester City), feierte sein Länderspieldebüt für Portugal im Alter von 21 Jahren und 14 Tagen. „Sowohl auf dem Platz als auch außerhalb ist er für mich ein Beispiel.“