Zugegeben, selbst langjährige Radsport-Fans können nicht alle etwas mit BMX-Freestyle-Flatland anfangen. Doch Radsport ist eben mehr als „nur“ Tour de France, regionale Cyclocross-Rennen oder Straßenrennen in den heimischen Gassen. „Für mich war BMX auch Neuland“, sagt Florian Salzinger, Verwaltungsdirektor der FSCL und ehemaliger Radprofi auf der Straße. „Aber der Abend war sehr positiv, alles hat super geklappt. Organisatorisch war nach außen hin alles super. Wir hatten schon ein Debriefing und wissen aber, was wir noch verbessern können.“
Bereits im vergangenen Jahr war Salzinger in Glasgow bei der WM zu Gast, bei der mehrere Disziplinen kombiniert wurden. „In Glasgow war es draußen und wegen des Regens dann schwierig. Mir war da schon klar: Wenn wir etwas veranstalten, dann machen wir es drinnen.“ Eindrucksvoll hat die FSCL dann am vergangenen Samstag die BMX-Freestyle-Flatland-Europameisterschaft präsentiert. Die rund 400 Zuschauer im hauptstädtischen Kulturzentrum Rotondes kamen auf ihre Kosten: neben den akrobatischen Vorführungen der BMX-Radsportler, die von einem DJ musikalisch begleitet wurden, wurden den Zuschauern die deutsche Meisterin im Breakdance sowie eine Fahrrad-Aktobatin geboten.
Externe Hilfen
Die FSCL musste sich dabei auf externe Hilfen berufen. „Wir haben keine BMX-Expertise im Verband“, gibt Salzinger offen zu. „Als Experte hatten wir Viki (Gomez), der sich um die Beschaffenheiten der Athleten gekümmert hat. Dann hatten wir einen tollen Technical Delegate von der UEC, der viel im technischen Ablauf geholfen hat. Ohne außenstehende Expertise hätten wir das nicht so gut meistern können. Als Verband haben wir viel dazugelernt.“
Viki Gomez ist dabei einer der bekanntesten Namen in der BMX-Szene. Der gebürtige Spanier lebt seit 2012 in Luxemburg und ist mit einer Luxemburgerin verheiratet. Der 43-Jährige hat in den letzten Jahren schon einiges für seine Sportart im Großherzogtum getan: So bietet der dreifache Flatland-Weltmeister immer wieder Workshops im Rahmen verschiedener nationaler Veranstaltungen an. Er war einer der Ideengeber, die Flatland-EM nach Luxemburg zu holen.
„Man vergisst gerne, dass BMX auch zwei olympische Disziplinen hat“, sagt Salzinger. „BMX-Race und BMX-Freestyle. Es ist wichtig, dass wir als Radsport-Verband BMX nicht links liegen lassen. Für uns ist es wichtig, mal in andere Richtungen zu gehen. Es liegt aber in unserem Aufgabenbereich, olympische Sportarten abzudecken. Es gibt Potenzial in Luxemburg.“ Im Großherzogtum hat sich eine BMX-Community aufgebaut, die ihren Sport aber eher als Hobby in ihrer Freizeit ausübt. Doch Freestyle-Flatland ist längst ein globaler Wettbewerb geworden, mit internationalen Wettkämpfen und einer Weltrangliste.
Vielversprechende Zukunft
„Es gibt Potenzial in Luxemburg. Wir als Verband dürfen den Leistungssport-Gedanken nicht ganz außer Acht lassen, aber momentan ist es noch viel zu früh dafür“, erklärt Salzinger. „Wir wollen BMX-Fahrer in Luxemburg ansprechen. Wir wollen ihnen zeigen, dass die FSCL für sie da ist, wenn sie möchten – ohne sie direkt zu lizenzieren. Das könnte kontraproduktiv sein.“ Aktuell hat die FSCL eine BMX-Sportlerin, die eine Lizenz hat: Manon Graas fährt für den Velo Club Le Guidon Bartringen und trainiert in Belgien.
Die FSCL plant nach der EM bereits für die Zukunft. Nächstes Jahr könnte dann ein neues Event in Luxemburg auf die Beine gestellt werden. „Es muss keine Veranstaltung auf europäischem Niveau sein. Aber wir könnten uns vorstellen, eine Veranstaltung mit anderen urbanen Sportarten zu organisieren. Ich denke vielleicht an Breakdance oder 3×3 im Basketball.“
Von den rund 400 Zuschauern in den Rotondes waren am Samstagabend viele Familien mit ihren Kindern zu Gast, die sich vielleicht den neuen Europameister Matthias Dandois aus Frankreich oder die neue Europameisterin Anna Mondic aus Ungarn zum Vorbild nehmen wird (Viki Gomez wurde übrigens Zweiter). Die Zukunft im BMX klingt also vielversprechend. Und immerhin ist das Gesicht der BMX-Freestyle-Szene in Luxemburg beheimatet. „Viki (Gomez) erfüllt eigentlich alle Kriterien, um Luxemburger zu werden“, sagt Salzinger schmunzelnd. „Wir haben mit ihm darüber auch schon gesprochen, aber nur augenzwinkernd – mehr nicht.“
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