Donnerstag6. November 2025

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Michael Omosanya„Ich will diesen Gänsehautmoment erleben“ – Der neue (alte) Joker der FLF-Auswahl

Michael Omosanya / „Ich will diesen Gänsehautmoment erleben“ – Der neue (alte) Joker der FLF-Auswahl
Michael Omosanya ist in der Luft eine Bereicherung für die FLF-Auswahl Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Michael Omosanya hat einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Seit Winter 2023 läuft der Stürmer für den Grenzverein US Thionville Lusitanos auf. Durch seine Tore in der vierten französischen Liga und seine physische Präsenz hat er wieder den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. In den wichtigen Nations-League-Spielen gegen Bulgarien (Freitag) und Nordirland (Montag) will der 24-Jährige sein erstes Tor für Luxemburg erzielen. 

Eigentlich hatte keiner mehr Michael Omosanya so richtig auf der Rechnung. Nachdem er 2021 und 2022 zu zwei kurzen Einsätzen in der Nationalmannschaft gekommen war, konnte er in der Folge nicht mehr so recht auf sich aufmerksam machen. Bei Eintracht Trier und der Fola kam er in 42 Einsätzen nur auf fünf Tore. Zu wenig für einen Stürmer. Als im Winter der Saison 2023/24 das Angebot des ambitionierten französischen Fünftligisten US Thionville Lusitanos auf dem Tisch lag, entschied er sich, seiner Karriere eine andere Richtung zu geben. „Ich habe gute Gespräche mit dem Verein geführt. Ein entscheidender Faktor war jedoch, dass der Verein sich auf dem Weg in Richtung National 2 befand. Das Projekt und meine Mitspieler haben mir gefallen“, erklärt Omosanya seine Beweggründe.

Der Aufstieg glückte und seit dieser Saison ist der Fusionsverein wieder viertklassig. Der Klub, der 2021 aus der Fusion zwischen dem FC Thionville und der AS Portugais Saint-François entstand, will an gute alte Zeiten anknüpfen. Zwischen 1979 und 1981 war der FC Thionville in der zweiten Liga des Nachbarlandes vertreten. Luxemburger Nationalspieler wie Carlo Weis und Nico Braun trugen in der Vergangenheit das Trikot des Klubs aus Lothringen. 

Damit ein weiterer Aufstieg irgendwann gelingen kann, wurden alle Kaderspieler mit Profiverträgen ausgestattet. „Mein Arbeitstag beginnt so gegen 10.00 Uhr. Vor dem Mannschaftstraining haben wir die Möglichkeit, in den Fitnessbereich zu gehen oder gemeinsam zu frühstücken. Ich esse morgens meistens nur eine Banane und gehe dann oft in den Kraftraum. Gegen 13.30 Uhr ist unsere Einheit vorbei, dann essen wir zusammen und wer will, kann auch noch zum Physio gehen.“ Wie bei einem richtigen Profiverein halt. Wegen der Nähe zu Luxemburg wohnt Omosanya noch immer bei seinen Eltern in Hesperingen und fährt jeden Tag 20 Minuten mit dem Auto zum Training. 

In Frankreich hat Omosanya einen anderen Fußball kennengelernt, der ihn offensichtlich wieder in die richtige Bahn geleitet hat. In 20 Spielen für die USTL kommt der Angreifer auf sieben Tore und zwei Vorlagen. Nur Torjäger will der Luxemburger aber nicht sein: „Ich habe viele verschiedene Fähigkeiten, die einer Mannschaft helfen können. Ich gehe gerne in die Duelle, habe einen Blick für den Mitspieler, setze meinen Körper ein und wenn die Mannschaft es braucht, halte ich den Ball, um für Entlastung zu sorgen.“

Seit Omosanya in Thionville ist, hat er durch gezieltes Krafttraining auch körperlich einen Sprung nach vorne gemacht: „Ich habe das Gefühl, dass physische Stürmer in Frankreich besonders wertgeschätzt werden“, sagt der ehemalige Fola-Akteur. Auch die hohe Leistungsdichte in der National 2 ist laut Omosanya ein Grund, warum er sich weiterentwickeln konnte: Es ist, als würde man jedes Wochenende gegen Niederkorn oder Déifferdeng 03 spielen. Jedes Spiel ist Krieg. Die Mannschaft, die den Fehler des Gegners ausnutzt, gewinnt.“

Dass der 24-Jährige einen Schritt in seiner Entwicklung nach vorne gemacht hat, davon konnte sich auch Luc Holtz überzeugen. Der Nationaltrainer berief ihn erstmals wieder im Oktober für die beiden Länderspiele gegen Bulgarien (0:0) und Belarus (1:1). Vor allem, weil er einen Stürmer zur Verfügung haben wollte, der auch mal physisch den Unterschied machen kann. Gegen Belarus war Omosanya einer der Garanten für den Punktgewinn. Dem Ausgleich durch Elfmeter ging ein Foul an ihm voraus. „Ich habe gespürt, dass mein Gegenspieler mich foulen würde. Ich habe den Ball abgeschirmt und er ist zu schnell in mich reingelaufen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Gerson (Rodrigues) anschließend den Elfmeter verwandelt hat und ich meinen Beitrag zum Punkt leisten konnte. Es war ein wichtiger Zähler für uns“, sagt Omosanya.

Holtz zeigte sich angetan von der Präsenz des neuen Stürmers und berief ihn auch diesmal wieder. Mehr noch: Er wurde Edvin Muratovic (Odra Opole/PL) vorgezogen. „Luc Holtz war zufrieden mit mir, hat mir aber mit auf den Weg gegeben, dass ich noch an meiner Technik und meinem linken Fuß arbeiten muss. Aber er hat auch gemerkt, dass ich besser und stärker geworden bin“, sagt Omosanya.

Der Angreifer will dieses Vertrauen, sobald es geht, zurückzahlen. Am besten an diesem Freitag gegen Bulgarien: „Diesmal treffen wir im eigenen Stadion auf sie, mit unseren Fans im Rücken. Die Partie wird anders laufen als beim 0:0 in Plowdiw. Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Partie abliefern werden und Punkte holen können. Mein größter Traum für 2024 ist es, mein erstes Tor für Luxemburg zu erzielen. Ich will diesen Gänsehautmoment erleben.“

Omosanya, Rodrigues und Carlson

Mit Gerson Rodrigues und Dirk Carlson hat Michael Omosanya zwei Mannschaftskollegen, zu denen er ein besonders inniges Verhältnis pflegt. „Gerson ist wie ein Bruder für mich. Er erklärt mir sehr viele Sachen und versucht, mir zu helfen, damit ich jeden Tag besser werden kann. Das schätze ich sehr. Dirks Mentalität bewundere ich. Damals, als wir zusammen in der Jugend von Merl gespielt haben, wollte er schon immer gewinnen, aber heute hat er einen noch stärkeren Willen.“ (del)

Moris verletzt, Fox rückt nach

Das Verletzungspech bei den „Roten Löwen“ hält an: Wie die FLF am Mittwochmorgen mitteilte, fällt die Nummer eins im Tor, Anthony Moris, für beide Länderspiele – gegen Bulgarien (am Freitag) und kommenden Montag gegen Nordirland – aus. Der Stammtorwart der „Roten Löwen“ fehlt aufgrund einer Muskelverletzung. Mit Ralph Schon und Tiago Pereira stehen zwei weitere Keeper im Aufgebot, Lucas Fox (1. FC Bocholt/D) wurde nachnominiert. (chd)