Montag10. November 2025

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BasketballEchternacher Basketballkrise: Klub Vibball stoppt am Freitag plötzlich alle Aktivitäten

Basketball / Echternacher Basketballkrise: Klub Vibball stoppt am Freitag plötzlich alle Aktivitäten
In Echternach wird seit Freitag nicht mehr auf den Basketballkorb geworfen Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Ein erfolgreicher Sportverein, der plötzlich all seine Aktivitäten stoppt. Eine Realität, mit der man sich in Echternach derzeit auseinandersetzen muss, denn den Basketballverein Vibball gibt es seit Freitag nicht mehr. Über die genauen Gründe kann jedoch nur spekuliert werden. 

Es ist eine Nachricht, die am Freitagabend in Echternach plötzlich wie eine Bombe einschlug: Der Basketballklub Vibball stoppt mit sofortiger Wirkung all seine Aktivitäten. Für sämtliche Spiele am Wochenende, die im Kalender des Basketballverbandes FLBB standen, wurde dann auch gleich Forfait erklärt. Trainingseinheiten fanden seit Freitag ebenfalls nicht mehr statt. Eine Situation, die Eltern, Verband und Gemeinde gleichermaßen überraschte und schockierte.

Doch was ist geschehen? In einem Schreiben an Eltern und Spieler, das dem Tageblatt vorliegt, erklärt Ildiko Vass, Gründerin und Präsidentin des Vereins, der auch nach ihr benannt ist, dass dem Klub von der Gemeinde im Vorfeld der Saison zugesprochene Hallenzeiten gestrichen wurden. Am Freitag sei es in dieser Sache zum absoluten Tiefpunkt gekommen. Der Klub habe erfahren, dass zu dem Zeitpunkt am Sonntag, an dem das Spiel der ersten Herrenmannschaft in der Nationale 3 angesetzt war, die Halle dem Volleyball zugesprochen wurde. Da man in Zukunft auch an Samstagnachmittagen Platz in der Halle hergeben müsse, sei es nicht mehr möglich, alle offiziellen Spiele zu bestreiten. In einem weiteren Absatz wirft der Basketballverein der Gemeinde zudem vor, plötzlich nicht mehr mit der Struktur des Klubs einverstanden zu sein und einem nahegelegt wurde, diese zu ändern.

„Ohne die Hallenzeiten, die am Anfang der Saison vereinbart wurden, und die allgemeine Unterstützung der Gemeinde können wir nicht mehr weitermachen“, lautet das Fazit im Schreiben. 

Kapazitätsprobleme und Struktur

Es sind Vorwürfe, die man bei der Gemeinde nicht so auf sich sitzen lassen wollte. Laut Tageblatt-Informationen wurde bereits am Sonntag ein Treffen mit den Eltern einberufen, bei dem Bürgermeisterin Carole Hartmann Rede und Antwort stand und bemüht war, eine Lösung zu finden. Dass die Gemeinde Echternach seit den Überschwemmungen im Jahr 2021 mit Kapazitätsproblemen zu kämpfen hat und diese noch längere Zeit nicht gelöst sein werden, ist nichts Neues. Seit die provisorische Containerhalle „am Bréil“ im vergangenen Jahr eröffnet wurde, hat sich zwar einiges gebessert, doch optimal ist die Situation noch längst nicht. Dass am Sonntag jedoch der Volleyballklub Spiele angesetzt hatte, lag laut Hartmann ganz einfach daran, dass die Gemeinde vom Basketballverein nie eine Liste erhielt, die darüber informiert hätte, wann die Spiele genau terminiert sind. Ein Kommunikationsproblem, und das nicht zum ersten Mal.

Anders als andere Vereine in Luxemburg ist „Vass Ildiko Basketball“, wie der Echternacher Verein offiziell heißt, kein typischer Sportklub, wie man ihn in Luxemburg kennt. Gründer des Vereins sind Ildiko Vass und Ronny Kirsch, die den Klub im Alleingang führen. Auch wenn der Verein die Form einer „Asbl“ hat, gibt es keinen Vorstand, der in einer Generalversammlung gewählt wurde. Eine Struktur, wie man es von anderen Klubs kennt, mit etwa einer Jugend- oder Finanzkommission existiert beim Echternacher Basketballverein nicht. Die aktiven Mitglieder, die ihre Beiträge bezahlen, haben demnach absolut kein Mitspracherecht. In der Versammlung mit den Eltern soll Bürgermeisterin Hartmann jedoch betont haben, dass dies für die Gemeinde nicht das Hauptproblem war.

Sportlicher Erfolg

Fakt ist, dass sich viele Kinder und Eltern in der Echternacher Region derzeit vor den Kopf gestoßen fühlen. Denn der Klub Vibball, der erst im Jahr 2020 gegründet wurde, hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. In dieser kurzen Zeit ist der Verein immerhin zum populärsten Sportverein in Echternach herangewachsen. Rund 200 Kinder und Jugendspieler sind inzwischen hier aktiv, und das in einer Zeit, in der Vereine eher aus Gemeinden verschwinden.

Dass Basketball in der Gemeinde Echternach boomt, das ist nicht zu bestreiten. Sportlich gesehen ist der Klub auch zu einem Aushängeschild des nationalen Basketballs herangewachsen. In dieser Saison konnte man somit erstmals eine erste Herrenmannschaft auf die Beine stellen, die in der Meisterschaft der Nationale 3 mitspielt. Ein Team, das ausschließlich aus Cadets-Spielern besteht. Die männliche U14 hat den Sprung in die erste Division geschafft und spielt damit um den Meistertitel in dieser Altersklasse mit. Mehrere Basketballer stehen inzwischen sogar in den Jugendnationalkadern. Vor allem auch der Mädchenbasketball lag Ildiko Vass sehr am Herzen, und so wurden in Echternach viele Aktivitäten im Rahmen des vom Weltverband lancierten Projekt „Her world, her rules“ organisiert. Dass sportlich gesehen im Verein eine hervorragende Arbeit geleistet wurde, das streitet niemand ab, auch die Eltern, die inzwischen der gesamten Struktur des Vereins kritisch gegenüberstehen und dies am Sonntag in der Versammlung mit Carole Hartmann auch betonten.

Fragwürdiges Vorgehen

Denn diese fühlen sich vor allem in der Art und Weise, wie über die aktuelle Situation vonseiten des Vereins kommuniziert wurde, stark in ihrem Vertrauen verletzt. Am Freitag erfuhren ihre Kinder, die ohne böse Vorahnung zum Training wollten, vor Ort, dass es den Verein nicht mehr geben würde. Für die vielen Nachwuchsbasketballer eine Schocknachricht, die sie nicht verstehen, geschweige denn nachvollziehen können.

Auch am Wochenende hatte die Nachricht noch nicht alle erreicht, sodass immer wieder Kinder vor der Sporthalle warteten. Dass ohne Vorankündigung für sämtliche Pokalspiele der Jugend sowie auch die Partie der ersten Herrenmannschaft in der Nationale 3 am Wochenende Forfait erklärt wurde, stößt ebenfalls auf Unverständnis. Immerhin standen die Mannschaften der Cadets, Minis und Fillettes im Achtelfinale und hatten noch die Chance, einen Titel zu gewinnen. Wie man bei der FLBB erklärt, hätte man auch kein Problem damit gehabt, die Partie in der Nationale 3 auf ein anderes Datum zu verlegen.

Vom Verein war das ganze Wochenende über niemand für weitere Erklärungen oder Lösungsvorschläge zu erreichen, nicht für die Eltern und auch nicht für das Tageblatt. Inzwischen soll sogar bereits das gesamte Basketballmaterial aus der Halle entfernt worden sein. Es ist eine Situation, die jedoch auch nur aufgrund der Struktur des Vereins möglich war. Denn mit einem gewählten Vorstand hätte man nicht von heute auf morgen und ohne Vorankündigung sämtliche Aktivitäten auflösen können.

Lösung muss her

Die Gründerin Ildiko Vass hat am Freitagabend die Bürgermeisterin Hartmann darüber informiert, dass sie „auf keinen Fall“ weitermachen möchte. Wie es nun weitergeht, ist noch nicht gewusst. Dass man in Echternach den Basketball nicht sterben lassen möchte, das scheint jedoch für alle Beteiligten – Eltern, Verband und Gemeinde – klar zu sein. Aufgrund des bisher Geleisteten würden die Eltern am liebsten mit Ildiko Vass weitermachen, auch wenn viele aufgrund der Ereignisse der letzten Tage nicht mehr mit der Struktur des Vereins einverstanden sind. 200 junge Basketballer will niemand im Regen stehen lassen.

Ob man jedoch eine Lösung mit den beiden Gründern des Vereins finden wird, ist fraglich. Die Neugründung eines Vereins wäre möglich, doch ebenfalls nicht einfach. Vass und Kirsch haben alleine schon, was das Coaching betrifft, gemeinsam mit zwei weiteren professionell engagierten Trainern ein enormes Pensum geleistet, was nicht einfach von einigen, wenigen ehrenamtlichen Coaches umgesetzt werden kann. Mitten in einer Saison anfangen und im Spielbetrieb mitmischen, könnte der Klub sowieso nicht. Inzwischen sollen sogar bereits mehrere Eltern bei anderen Basketballvereinen nachgefragt haben, ob es möglich ist, ihre Kinder dort anzumelden.

Es bleibt also viel zu klären in den kommenden Tagen in Echternach. Eines steht aber bereits jetzt fest: Verlierer bei der ganzen Sache sind die rund 200 Kinder und Jugendlichen, die von einem Moment auf den anderen aus ihrem sportlichen Alltag gerissen wurden und derzeit keine Möglichkeit haben, ihren Sport auszuüben. 


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